BERLINER MORGENPOST: Der ungeliebte Überschuss / Joachim Fahrun über die Überschüsse der Berliner Bezirke
Geschrieben am 27-03-2019 |
Berlin (ots) - Das Dilemma ist offenkundig. Geld ist da, aber die
Verwaltung der Stadt kommt nicht voran, die Leistungen für die Bürger
könnten deutlich besser sein. Der Senat tut sich schwer, seine prall
gefüllten Investitionstöpfe auszugeben. Und eine Ebene darunter
spielt sich das gleiche Drama ab. Die Bezirke sind so reich wie noch
nie. Aber einen großen Teil der Überschüsse dürfte es gar nicht
geben. Sie sind meistens nicht Folge klugen Wirtschaftens, sondern
Resultat eines gehörigen Management-Versagens und objektiver
struktureller Probleme.
Knapp 1900 Stellen, die auf den Plänen stehen, haben die zwölf
Bezirksämter nicht besetzt. Das sind nicht ganz zehn Prozent. Rechnet
man einen Krankenstand in einer vergleichbaren Dimension hinzu, dann
fehlt in den Ämtern und Behörden jeder fünfte Mitarbeiter, der
eigentlich notwendig wäre, um die Aufgaben zu schaffen. Das erklärt
viel. Die schleppende Bearbeitungsdauer, aber auch die schlechte
Stimmung in vielen Dienststellen.
Bedrohlich für das Funktionieren der Stadt ist, dass es gerade den
Bezirksämtern nicht gelingt, ihre freien Stellen adäquat zu besetzen.
Sie erteilen die meisten Baugenehmigungen, versorgen problematische
Kinder, kämpfen gegen Abfall auf den Straßen. Offenbar ist es in der
derzeitigen Arbeitsmarktlage nicht attraktiv, für ein Berliner
Bezirksamt zu arbeiten. Daran wird hoffentlich die deutliche
Gehaltserhöhung für Berlins öffentlichen Dienst etwas ändern. Aber
die Bezirksämter müssen sich auch an die eigene Nase fassen. Wieso
sind in Spandau oder Pankow nur fünf Prozent der Stellen frei,
anderswo aber zehn und mehr Prozent? Die Rathauschefs wollen so gern
selbstständig sein und nicht unter der Knute des Senats stehen. Dann
sollen sie zeigen, dass sie ihre Häuser mit ihren bis zu 2400
Mitarbeitern auch ordentlich führen.
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