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Vielfaltsbarometer 2019: Gesellschaftliche Vielfalt in Deutschland überwiegend positiv bewertet

Geschrieben am 04-04-2019

Stuttgart (ots) -

- Repräsentative Studie der Robert Bosch Stiftung gibt Auskunft
über die Einstellung der Bevölkerung zu verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen
- Deutliche regionale Unterschiede und bei der Art der Vielfalt:
Hohe Akzeptanz von Menschen mit Behinderung, Skepsis gegenüber
Religion. Im Bundesvergleich zeigt sich ein West-Ost und
Nord-Süd-Gefälle
- Studie belegt: Akzeptanz von Vielfalt stärkt gesellschaftlichen
Zusammenhalt. Entscheidend für die Offenheit gegenüber anderen
Gruppen sind nicht strukturelle Faktoren, sondern die
Mentalität. In der Nachbarschaft stehen Menschen Vielfalt
offener gegenüber als es die allgemeine Einstellung vermuten
lässt

Gesellschaftliche Vielfalt ist in Deutschland gut akzeptiert. Die
Mehrheit der Deutschen empfindet das Zusammenleben mit verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen als bereichernd und weniger als Gefahr.
Gleichzeitig gibt es deutliche Unterschiede zwischen den
Bundesländern und den unterschiedlichen Gruppen. So ist die Offenheit
gegenüber Menschen mit Behinderung und nicht-heterosexueller
Orientierung, aber auch gegenüber Menschen aus anderen
Herkunftsländern sehr hoch, die Akzeptanz religiöser Vielfalt
hingegen deutlich niedriger. Zu diesen Ergebnissen kommt das
Vielfaltsbarometer 2019 der Robert Bosch Stiftung GmbH, das die
Einstellung der Bevölkerung zu sieben gesellschaftlichen Gruppen auf
Bundes- und Länderebene untersucht. Für die repräsentative Studie
wurden deutschlandweit über 3.000 Personen befragt. Forscher der
Jacobs University Bremen haben die Studie im Auftrag der Stiftung
durchgeführt und die Ergebnisse mit vorhandenen soziodemografischen
und sozioökonomischen Daten in Beziehung gesetzt. Das
Vielfaltsbarometer bündelt die Ergebnisse in einem
Vielfaltsgesamtindex. Auf einer Skala von 0 bis 100 Punkten liegt der
Mittelwert für die Akzeptanz von Vielfalt in Deutschland aktuell bei
68 Punkten und damit klar im positiven Bereich.

Akzeptanz von Menschen mit Behinderung besonders hoch

Neben regionalen Unterschieden zeigt das Vielfaltsbarometer, in
welchen Bereichen Vielfalt mehr oder auch weniger akzeptiert ist. So
stehen die Deutschen Menschen mit Behinderung (83 Punkte) und
nicht-heterosexueller Orientierung (77 Punkte), aber auch Menschen
mit anderer ethnischer Herkunft (73 Punkte) sehr offen gegenüber.
Auch bei Menschen eines anderen Lebensalters (70 Punkte) oder eines
anderen Geschlechts (69 Punkte) ist die Akzeptanz hoch. Die größten
Vorbehalte gibt es gegenüber sozioökonomisch Schwachen (58 Punkte)
und gegenüber Religion und religiöser Vielfalt (44 Punkte).

"Beim Thema Religion ist die deutsche Bevölkerung zerrissen", sagt
Professor Klaus Boehnke von der Jacobs University Bremen. "Allerdings
legen die Ergebnisse nahe, dass es sich dabei nicht um ein Votum zu
einzelnen Religionen wie dem Islam handelt. Vielmehr zeigt sich in
der geringen Zustimmung eine allgemeine Distanz gegenüber religiösen
Lebensweisen und Traditionen."

West-Ost und Nord-Süd Gefälle

Der bundesweite Vergleich zeigt sowohl ein relativ deutliches
West-Ost als auch ein Nord-Süd Gefälle. Besonders offen gegenüber
Vielfalt sind die Menschen in Hamburg (72 Punkte), Schleswig-Holstein
(71 Punkte), Bremen (71 Punkte), Berlin (71 Punkte) und Niedersachsen
(70 Punkte). Im Mittelfeld finden sich die verbleibenden Länder der
alten Bundesrepublik. Skeptischer gegenüber Vielfalt zeigen sich die
Bürgerinnen und Bürger in den ostdeutschen Bundesländern, die mit
Punktzahlen zwischen 65 und 61 Punkten die hinteren Plätze im Ranking
einnehmen.

Mentalität und persönliche Einstellung entscheidend

Die Studie zeigt, dass vor allem individuelle und persönliche
Aspekte für die Akzeptanz von Vielfalt entscheidend sind. Je mehr
sich Menschen von anderen Gruppen bedroht fühlen, desto geringer
fällt die Zustimmung aus. Ist hingegen die Fähigkeit, sich in andere
hineinzuversetzen, stark ausgeprägt, liegt die Akzeptanz höher. Zudem
gibt es eine deutliche Korrelation zwischen Offenheit, politischer
Überzeugung und Einstellung zur Globalisierung. Je stärker sich
Menschen politisch links verorten und die Globalisierung als
Bereicherung sehen, desto besser ist es um die Vielfaltsakzeptanz
bestellt. Ökonomische und strukturelle Faktoren wie der eigene
Wohlstand oder die Arbeitslosenquote in der Region sind hingegen
nachrangig.

Akzeptanz von Vielfalt stärkt gesellschaftlichen Zusammenhalt

Darüber hinaus belegt das Vielfaltsbarometer, dass neben dem
Vertrauen in Institutionen und Mitmenschen die Akzeptanz von Vielfalt
eine entscheidende Stellschraube ist, um den gesellschaftlichen
Zusammenhalt zu stärken. Dort, wo Vielfalt akzeptiert wird, ist auch
der gesellschaftliche Zusammenhalt stärker und umgekehrt. "Nicht
Vielfalt an sich ist die Herausforderung für gesellschaftlichen
Zusammenhalt, sondern die Frage, wie wir mit ihr umgehen", sagt
Sandra Breka, Geschäftsführerin der Robert Bosch Stiftung. "Die Daten
des Vielfaltsbarometers sprechen dafür, dass der konstruktive Umgang
mit Vielfalt erlernbar ist. Vor allem persönliche Begegnungen können
die Empathie stärken und das Unbehagen gegenüber anderen
gesellschaftlichen Gruppen abbauen."

In der Nachbarschaft große Offenheit für Vielfalt

Begegnungen in der Nachbarschaft kommt eine große Bedeutung zu.
Hier stehen die meisten Menschen beispielsweise Homosexuellen,
Sozialhilfeempfängern oder religiösen Moslems noch einmal deutlich
offener gegenüber, als die allgemeine Einstellung zu diesen Gruppen
vermuten lässt. "Die Zivilgesellschaft kann es sich zur Aufgabe
machen, solche Begegnungen zu initiieren. Nicht weniger bedeutend ist
aber die Rolle von Politik und Medien, die durch ihre Art der
Kommunikation den Grundton legen, wie über gesellschaftliche Vielfalt
in Deutschland gesprochen wird", so Breka.

Über die Studie "Zusammenhalt in Vielfalt - das Vielfaltsbarometer
2019"

Das Vielfaltsbarometer der Robert Bosch Stiftung ist eine
repräsentative Befragung zum Thema "Gesellschaftliche Vielfalt und
Zusammenhalt". Es liefert Daten über die Meinung der Befragten zu den
Vielfaltsdimensionen Lebensalter, Geschlecht, Behinderung, sexuelle
Orientierung, ethnische Herkunft, Religion und sozioökonomischer
Status. Die Ergebnisse wurden mit vorhandenen soziodemografischen und
sozioökonomischen Daten in Beziehung gesetzt, um Aussagen darüber
treffen zu können, welche individuellen und strukturellen Faktoren
die Akzeptanz von Vielfalt erhöhen.

Die Daten für das Vielfaltsbarometer wurden zwischen Mai und Juli
2018 erhoben. Dafür wurden bundesweit 3.025 Personen ab 16 Jahren
telefonisch zu ihren Meinungen und ihrem Verhalten gegenüber
verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen befragt. Die Datenerhebung
erfolgte durch infas - Institut für angewandte Sozialwissenschaft aus
Bonn, die wissenschaftliche Begleitung des Vorhabens übernahm die
Jacobs University Bremen.

Mehr Informationen und die vollständige Studie unter
www.vielfaltsbarometer.de

Über die Robert Bosch Stiftung

Die Robert Bosch Stiftung GmbH gehört zu den großen,
unternehmensverbundenen Stiftungen in Europa. In ihrer gemeinnützigen
Arbeit greift sie gesellschaftliche Themen frühzeitig auf und
erarbeitet exemplarische Lösungen. Dazu entwickelt sie eigene
Projekte und führt sie durch. Außerdem fördert sie Initiativen
Dritter, die zu ihren Zielen passen. Die Robert Bosch Stiftung ist
auf den Gebieten Gesundheit, Wissenschaft, Gesellschaft, Bildung und
Völkerverständigung tätig.

Die Robert Bosch Stiftung bekennt sich zu den Werten und dem
Vorbild ihres Stifters, Robert Bosch, und setzt dessen
philanthropisches Wirken fort. Mit mehr als 50 Jahren Erfahrung
verfügt sie in ihren Fördergebieten über ein breites Wissen, die
Qualifikation zur Entwicklung von Lösungen und ein umfangreiches
Netzwerk von Partnern, Experten und Praktikern.

Die Robert Bosch Stiftung ist Trägerin des Robert Bosch
Krankenhauses in Stuttgart und der zugehörigen
Forschungseinrichtungen, Dr. Margarethe Fischer-Bosch-Institut für
Klinische Pharmakologie (IKP), Robert Bosch Centrum für
Tumorerkrankungen (RBCT) und Institut für Geschichte der Medizin
(IGM). Sie ist außerdem Gesellschafterin des UWC Robert Bosch
Colleges in Freiburg, der Deutschen Schulakademie in Berlin und des
International Alumni Center (iac) in Berlin. Die Robert Bosch
Stiftung hält rund 92 Prozent der Geschäftsanteile an der Robert
Bosch GmbH und finanziert sich aus den Dividenden, die sie aus dieser
Beteiligung erhält. Seit ihrer Gründung 1964 hat die Robert Bosch
Stiftung rund 1,6 Milliarden Euro für ihre gemeinnützige Arbeit
ausgegeben. www.bosch-stiftung.de



Pressekontakt:
Michael Herm
Pressereferent, Strategische Kommunikation
Senior Manager Media Relations, Strategic Communications

Robert Bosch Stiftung GmbH
Heidehofstr. 31
70184 Stuttgart
Tel.: +49 711 46084-290
Fax: +49 711 46084-10290
Michael.Herm@bosch-stiftung.de
www.bosch-stiftung.de
Postfach 10 06 28
70005 Stuttgart

Original-Content von: Robert Bosch Stiftung GmbH, übermittelt durch news aktuell


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