Allg. Zeitung Mainz: Viele Fragen / Kommentar von Alexandra Eisen zu Bluttests vor der Geburt
Geschrieben am 11-04-2019 |
Mainz (ots) - Die Debatte um Gen-Untersuchungen vor der Geburt
zeigt: Wenn Wunsch und Wirklichkeit, ethische Fragen und
wissenschaftlicher Fortschritt aufeinandertreffen, wird es nicht nur
sehr persönlich. Sondern es stehen auch viele Fragen im Raum, auf die
es keine einfachen Antworten gibt. Und einfache Lösungen schon gar
nicht. Wo verhindert medizinischer Fortschritt Leid, wo überschreitet
er Grenzen - und ist er überhaupt zu begrenzen? Darf unabhängig von
der grundsätzlichen, ethischen Frage eine längst gängige medizinische
Methode nur Menschen zur Verfügung stehen, die sie sich leisten
können? Wie geht eine Gesellschaft mit beeinträchtigten Menschen um?
Und wie sollte sie mit ihnen umgehen? Und schließlich: Dürfen wir uns
anmaßen, über werdende Mütter und Väter zu urteilen, die Gewissheit
wollen und sich ein Leben mit einem behinderten Kind nicht zutrauen?
Jeder findet darauf seine eigenen Antworten. Wir müssen es aushalten,
dass diese unterschiedlich ausfallen und doch jede ihre Berechtigung
hat. Dazu braucht es Empathie, Demut und den Willen, sich auf
menschliche Bedürfnisse und Ängste einzulassen - ohne erhobenen
moralischen oder auch religiösen Zeigefinger. Es sieht danach aus,
dass Krankenkassen künftig den Bluttest bei Risikoschwangerschaften
ebenso bezahlen werden, wie schon seit Jahren die medizinisch
riskantere Fruchtwasseruntersuchung. Das wäre akzeptabel. Die
elementaren und schweren Fragen aber müssen sich weiterhin die
werdenden Eltern stellen und sie müssen entscheiden - sie tun dies
hoffentlich nicht leichtfertig und sollten dabei bestmöglich
unterstützt werden.
Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Zentraler Newsdesk
Telefon: 06131/485946
desk-zentral@vrm.de
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