Börsen-Zeitung: Umwelt oder Profit,
Marktkommentar von Dietegen Müller
Geschrieben am 12-04-2019 |
Frankfurt (ots) - Gewinnmaximierung oder Verbesserung des
gesellschaftlichen und ökologischen Beitrags: Was ist für Anleger
wichtiger? Zugespitzt lässt sich ein Richtungsstreit zwischen
Investoren feststellen, der unter dem Modewort "Impact Investing"
etwas stärker in den Blickpunkt der Finanzmärkte rückt.
Verfechter einer auf Gewinnmaximierung ausgerichteten
Unternehmensstrategie werden darauf hinweisen, dass der
Arbitrage-Gedanke ihnen zugutekommt, denn wenn der Unternehmenswert
niedriger bleibt, weil weniger Gewinn erzielt wird, dürfte das
Unternehmen eher zum Übernahmekandidaten werden. Andererseits ist es
jedoch nicht mehr zeitgemäß, nicht monetär fassbare Folgen
unternehmerischen Handelns an der Börse außer Acht zu lassen.
Fragen nach den Zuständen in Zulieferunternehmen, zu unerwünschten
gesellschaftlichen Nebeneffekten im Betrieb oder durch Produkte
werden unter institutionellen Investoren zunehmend diskutiert - nicht
erst seit den "Fridays-for-Future"-Demonstrationen. So steigt die
Zahl der ausdrücklich nur wegen ESG-Aspekten - ESG steht für
Environment, Social and Governance - angebahnten Beratungsgesprächen
von niedrigem Niveau aus, erklärte jüngst eine große Bank am Platz
Frankfurt. ESG-Aspekte dürften insgesamt schätzungsweise aber
höchstens in jedem zehnten Beratungsgespräch überhaupt ein Thema
sein.
Oft wird darauf hingewiesen, dass die Kompetenz in solchen Fragen
eher in Skandinavien, in der Schweiz und Frankreich verortet sei,
aber auch im angelsächsischen Raum. Sinnbildlich sei dafür etwa der
Sustainability Congress, der erstmals seit einer siebenjährigen Pause
in Bonn wieder aufgelegt wird. Erstmals gab es dieses Format schon
2005 als Nischen-Event, hauptsächlich gesponsert von Schweizer
Privatbanken, die hierzulande dann wegen anderer, wenig nachhaltiger
Dinge in (negative) Schlagzeilen geraten sind.
Mit der nun regulatorisch gewünschten verstärkten Einbeziehung von
Nachhaltigkeit in Anlageprozess und Beratung stellt sich auch
verstärkt die Frage, in welche Unternehmen denn nach ESG-Kriterien
investiert werden kann. Da die Realität von den gewünschten
Zielsetzungen ein Stück entfernt ist, müssten als nächster
konsequenter Schritt auf ESG-Aspekte bedachte Investoren mehr
Einfluss auf das Management von Unternehmen nehmen. Die Zahl
verwalteter Vermögen, die einen bestimmten "Einfluss" geltend machen
wollen, ist in den vergangenen Jahren laut dem Global Impact
Investing Network (GIIN) deutlich gestiegen, es handelt sich aber
immer noch um eine Nische.
Einfluss nehmen institutionelle Anleger ja heute schon. Doch die
Positionen sind sehr unterschiedlich gelagert - es gibt eine große
institutionelle Diversität. Eine US-Diskussionspapier ("Investor
Ideology") hat das Abstimmungsverhalten von 262 institutionellen
Investoren bei Russell-3000-Unternehmen in den USA im Fiskaljahr
2012 untersucht. Dabei sind erhebliche ideologische Unterschiede
zutage getreten, schreiben die Wissenschaftler um Patrick Bolton von
der Columbia Business School. Die jeweiligen Investoren haben dabei
systematisch ihre Präferenzen verfolgt. Große Stimmrechtsvertreter
wie Institutional Shareholder Services (ISS) und Glass, Lewis & Co
würden dabei von ihrem Abstimmungsverhalten dem einer Partei am
nächsten kommen. ISS sei im Zentrum zu finden, eher links stehend von
den meisten untersuchten institutionellen Investoren, während Glass
Lewis sowie die Fondsriesen Vanguard und BlackRock als
"Zentrum-rechts" beschrieben werden.
Die Autoren halten aber fest, es dürfte den Endanlegern wohl gar
nicht bewusst sein, welche Positionen ihre Stimmrechtsvertreter
abgeben. Eine Aussage darüber, ob das Abstimmungsverhalten auf
Hauptversammlungen auch die ideologischen Präferenzen der Kundenbasis
spiegele, sei nicht zu machen. Offen sei auch, inwieweit sich
ideologische Unterschiede in der Portfoliozusammensetzung zeigen. Die
Studie kommt aber zu dem Schluss, dass Vorschläge zur Verbesserung
der Unternehmensführung oder sozialer Aspekte stärker von
institutionellen Investoren, namentlich öffentlichen Pensionsfonds,
unterstützt würden als von einem breiteren, nicht-institutionellen
Aktionärskreis. Interessant sei, dass BlackRock und Vanguard eher
rechts von ISS und Glass Lewis einzuordnen seien, was nahelege, dass
beide Assetmanager weniger beunruhigt über Umwelt- und Sozialfragen
seien. Dafür würden sie in Fragen der Profitabilität und
Steuergestaltung eher managementdisziplinierend auftreten.
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