Allg. Zeitung Mainz: Blut-Insel / Markus Lachmann zu Sri Lanka
Geschrieben am 22-04-2019 |
Mainz (ots) - Der Inselstaat Sri Lanka ist von den schlimmsten
Anschlägen seit zehn Jahren heimgesucht worden. Die Täter wussten
genau, was sie taten. Sie ermordeten gezielt Christen und Touristen,
teils durch Selbstmordanschläge. Es sollte (auch) der Westen mit
einer möglichst Aufsehen erregenden Aktion getroffen werden. Am
Ostersonntag, einem Tag, an dem die Menschen weltweit Frieden und
Hoffnung suchen. Das deutet auf einen islamistischen Hintergrund hin.
Die Struktur erinnert an die Terroranschläge im indischen Mumbai im
Jahr 2008. Womöglich soll der Dschihad nun auch auf die Insel im
Indischen Ozean exportiert werden. Hat der sogenannte Islamische
Staat (IS) über einen Ableger seine Finger im Spiel? Doch hat der IS
überhaupt noch die Ressourcen für eine solche Aktion? Angesichts der
vielfältigen Konflikte auf Sri Lanka, das in den vergangenen Jahren
mal von hinduistischen Tamilen-Gruppen, mal von buddhistischen
Extremisten heimgesucht wurde, sollte man vorsichtig mit vorschnellen
Deutungen sein. Sri Lanka hat eine lange terroristische Tradition und
viele ungelöste, ethnisch-religiöse Konflikte. So richtete sich die
Gewalt in der Vergangenheit nicht ausschließlich gegen Christen,
sondern auch gegen Muslime. Leider wird es nicht der letzte Anschlag
auf der zerrissenen Insel gewesen sein. Was vor allem betroffen
macht, ist die Gleichgültigkeit, mit der hierzulande mittlerweile
solche Blutbäder hingenommen werden. Wenn ein Feuer in Notre Dame
mehr Betroffenheit auslöst als 300 ausgelöschte Seelen in
Südostasien, dann scheint irgendwas nicht mehr zu stimmen.
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