Börsen-Zeitung: Aktien for longer / Kommentar zur Investmentpolitik von Werner Rüppel
Geschrieben am 10-05-2019 |
Frankfurt (ots) - Low for longer, diese Erwartung hat sich nach
den jüngsten Zinsentscheiden der Europäischen Zentralbank (EZB) bei
den Anlegern manifestiert. "Immer mehr Investoren gehen davon aus,
dass die Zinsen länger unten bleiben", stellt Rainer Matthes von
Metzler Asset Management fest. "Wir sehen das auch bei unseren
institutionellen Kunden."
Der Anleihemarkt spiegelt diese Erwartung bereits vollständig
wider. Nicht allein, dass die EZB den Zins am kurzen Ende abgeschafft
hat und für Einlagen Negativzinsen erhebt. Auch für Bundesanleihen
(Bunds) mit einer Laufzeit von zehn Jahren gibt es "nischt". Und eine
Laufzeitverlängerung auf 30 Jahre bringt bei Bunds die Rendite gerade
einmal auf 0,6% im Jahr. Zehnjährige französische Staatsanleihen
(OATs) werfen ebenfalls nur 0,4% p.a. ab. Auch US-Staatsanleihen, die
für zehnjährige Laufzeiten eine Rendite in Dollar von rund 2,5%
bieten, sind keine gute Wahl, zehren die hohe Kosten der
Währungssicherung den Renditevorteil doch fast vollständig auf.
Insgesamt sind die Anlagealternativen besonders auf der
Anleiheseite rar, zumindest wenn die Anleger kein extrem hohes Risiko
eingehen wollen, wie zum Beispiel mit Papieren, die von den
Ratingagenturen nicht mit Investment Grade bewertet werden. Als
interessante Option wertet Metzler die Beimischung von
Nachranganleihen, die von Unternehmen mit Investment Grade begeben
werden. Hier ist noch eine Rendite von rund 2% p.a. möglich.
Mehr Alternativen tun sich für Anleger mit Aktien auf. Denn
insbesondere europäische Beteiligungspapiere offerieren hohe
laufende Ausschüttungen. So beträgt nach Berechnungen der DZ Bank
die für das kommende Jahr erwartete Dividendenrendite des
Euroland-Leitindex EuroStoxx satte 4,1% und die des Deutschen
Aktienindex Dax hohe 3,7%. Wie das genossenschaftliche
Spitzeninstitut feststellt, übersteigt die Dividende von Aktien die
Verzinsung von Anleihen wie seit langer Zeit nicht mehr. Die
gefallenen Kapitalmarktrenditen erhöhten die relative Attraktivität
von Aktien gegenüber Anleihen und fördern "somit den Kapitalfluss in
Richtung Aktien".
Hinzu kommt, dass insbesondere die europäischen Aktienmärkte
gegenüber dem amerikanischen Nachholbedarf haben und keinesfalls
extrem hoch bewertet erscheinen. Alles in allem bedeutet "low for
longer" daher "Aktien for longer". Die DZ Bank hat dies in der
vergangenen Woche berücksichtigt, indem sie ihre Dax-Prognose per
Mitte 2020 auf 13.000 Punkte erhöht hat.
Für institutionelle Investoren wie Versicherungen und
Pensionskassen hat diese einfache Rechnung aber einen Haken. Sie
verfügen, meist aus regulatorischen Gründen, häufig nur über eine
limitierte Aktienquote. Zudem scheuen viele Adressen Dividendentitel
aufgrund ihrer starken Schwankungen. Doch will zum einen auch eine
niedrige Aktienquote ausgeschöpft sein. Zum anderen gilt es, um in
der Niedrigzinsphase ein auskömmliches Ergebnis zu erreichen, stets
nach Möglichkeiten zu schauen, die potenzielle Aktienquote zu
erhöhen. Darüber hinaus weisen Aktien, auch bei diversifizierter
Anlage, höchst unterschiedliche Risikograde auf.
So sind zyklische Titel wie zum Beispiel die Autoindustrie als
sehr riskant einzustufen, insbesondere in Zeiten, in denen der
US-Präsident einen Handelskrieg mit China führt. Auch mitunter extrem
hoch bewertete Technologieaktien sind eher etwas für den "Risk
Lover". Wer stetige und stabile Erträge ähnlich wie bei Anleihen
sucht, der fährt mit defensiven Branchen wie Versicherern oder
ausgewählten Telekommunikationsgesellschaften besser. Oder auch mit
Immobilienaktien, die weiter von dem Niedrigzinsumfeld profitieren.
An Attraktivität gewinnen vor allem auch die
Dividendenaristokraten, sprich Aktien, die durch hohe, stabile und
über die Jahre meist steigende Ausschüttungen überzeugen. Trotz der
jüngsten Kursgewinne bietet Vonovia noch eine Dividendenrendite von
3,4%, und Aristokraten wie Allianz und BASF kommen gar auf 4,7% und
4,9%. Vieles spricht dafür, dass die Einschätzung "low for longer"
gerechtfertigt ist. Daher stellt es für Anleger, und gerade auch für
institutionelle Investoren, durchaus ein Risiko dar,keine oder zu
wenig Aktien zu besitzen.
(Börsen-Zeitung, 11.05.2019)
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
Original-Content von: Börsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
685940
weitere Artikel:
- Kölner Stadt-Anzeiger: NRW-Arbeitgeberpräsident fürchtet schlechte Geschäfte wegen Schutzzöllen gegen China - "Trifft uns mit voller Wucht" Köln (ots) - Die überraschende Ankündigung von US-Präsident Donald
Trump, die Schutzzölle für chinesische Waren zu erhöhen, stößt auf
Kritik der NRW-Wirtschaft, die ökonomische Nachteile für die
örtlichen Unternehmen erwartet. "Weil die nordrhein-westfälische
Wirtschaft global vernetzt ist, trifft uns dieser Schutzzoll mit
voller Wucht", sagt NRW-Arbeitgeberpräsident Arndt Kirchhoff dem
"Kölner Stadt-Anzeiger" (Samstag-Ausgabe). Autos von Ford in einem
chinesischen Werk etwa würden nicht gebaut und exportiert. Das habe
zur Folge, mehr...
- ADAC Hauptversammlung wählt neues Präsidium / Aktuell 20,84 Millionen ADAC Mitglieder / Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen decken weiterhin nicht Ausgaben für Leistungen München (ots) - Der ADAC e.V. hat ein neues Präsidium. Auf der
Hauptversammlung von Europas größtem Mobilitätsclub am Nürburgring
wurden heute von den mehr als 200 Delegierten Ulrich Klaus Becker
(Erster Vizepräsident), Karsten Schulze (ADAC Vizepräsident für
Technik) und Gerhard Hillebrand (ADAC Vizepräsident für Verkehr) in
ihre Ämter gewählt. Als ADAC Vizepräsident für Finanzen wurde Jens
Kuhfuß bestätigt. Gemeinsam mit Präsident Dr. August Markl, Hermann
Tomczyk (ADAC Sportpräsident) und Kurt Heinen (Vizepräsident für
Tourismus) mehr...
- Konflikt der palmölproduzierenden Länder mit der EU verschärft sich /
Malaysische Ministerin Teresa Kok auf Aufklärungstour in Europa /
Konsequenzen für Importe aus Deutschland im Gespräch Berlin (ots) - Malaysia wehrt sich gegen Vorwürfe aus der EU in
Sachen Klimaschutz und wirft seinerseits den Europäern
Protektionismus zugunsten der Interessen der europäischen
Biokraftstofflobby vor. Auf ihrer Reise durch mehrere Hauptstädte
Europas warnte Malaysias Primärindustrieministerin Teresa Kok auch in
Berlin vor Verschlechterung der Handelsbeziehungen und warb um
Verständnis.
Die Entscheidung des Europäischen Parlaments, Palmölimporte für
die Biodieselerzeugung künftig verbieten zu lassen, stößt in Malaysia
nach wie mehr...
- New Record: Foreign Direct Investment in Germany / The US is the number-one foreign investor in Germany, and Brexit makes UK firms look abroad (VIDEO) Berlin (ots) -
2,062 foreign companies opened up businesses in Germany in 2018 -
a new record. That is the result of the FDI Report drawn up by
Germany Trade & Invest (GTAI). The EU is the most important source of
Greenfield and expansion projects in Germany. The US holds its
position as the top investor country leading the way with 345
investment projects - also a new record. The Americans were followed
by Switzerland (229 projects), China (188) and the UK (168).
The number of British firms established in Germany since mehr...
- Allgemeine Zeitung Mainz: Muskelspiele / Kommentar von Ralf Heidenreich zum Handelsstreit Mainz (ots) - Es dauert nicht mehr lange, da geht in den USA der
Wahlkampf zur Präsidentschaft wieder los. Und während die Demokraten
bislang erfolglos versuchen, US-Präsident Donald Trump zu
demontieren, präsentiert sich dieser wieder als der starke Mann, der
durchgreift. Eine Rolle, mit der er schon im Clinch mit Hillary
Clinton punkten konnte. Trump lässt mit Kriegsschiffen gegenüber dem
Iran die Muskeln spielen und überzieht China im Handelskonflikt mit
bislang unvorstellbaren Sonderzöllen. Jetzt sollen auf alle (!)
Importe mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|