4. CMS Compliance-Barometer: Unternehmen unterschätzen wesentliche Risiken
Geschrieben am 22-05-2019 |
Berlin (ots) -
- Datenschutz steht im Fokus der Compliance-Verantwortlichen
- Compliance-Bewusstsein steigt bei Mitarbeitern und sinkt beim
Management
- Digitaler Wandel wird als Chance für Compliance-Arbeit gesehen
Die Professionalisierung der Compliance-Arbeit in deutschen
Unternehmen schreitet voran. Allerdings werden relevante Risiken
weiterhin unterschätzt. Die nachlassende Unterstützung bei
Compliance-Themen durch das Management bereitet den
Compliance-Verantwortlichen in Unternehmen Sorge. Die Digitalisierung
kommt hingegen auch in den Compliance-Abteilungen deutscher
Unternehmen an und wird dort überwiegend als Chance wahrgenommen, die
Compliance zu verbessern. Das sind die wichtigsten Ergebnisse der
repräsentativen, branchenübergreifenden Studie "CMS
Compliance-Barometer", die von der Wirtschaftskanzlei CMS Deutschland
im Jahr 2018 zum vierten Mal erhoben wurde. Der CMS Compliance-Index,
der angibt, wie stark Compliance in Großunternehmen implementiert
ist, hat sich in diesem Jahr auf einem hohen Wert von 67,1 von
möglichen 100 Zählern stabil gehalten.
"Auch wenn sich der Compliance-Index auf einem hohen Wert
stabilisiert hat und sich Unternehmen im Bereich Compliance gut
aufgestellt sehen, besteht großer externer Beratungsbedarf. Das ist
nicht zuletzt auf gestiegene rechtliche Anforderungen
zurückzuführen", so Dr. Harald W. Potinecke, Partner und Leiter der
deutschen Compliance & Forensic Services-Gruppe bei CMS. "Vor allem
die EU-Datenschutz-Grundverordnung, die seit letztem Mai von allen
Unternehmen anzuwenden ist, gestaltet sich in der Praxis als
Herausforderung. Wurde sie noch nicht oder nicht richtig umgesetzt,
drohen neben Bußgeldern in Millionenhöhe auch
Schadensersatzforderungen von Betroffenen. Aber auch andere Risiken
dürfen nicht außer Acht gelassen werden", erläutert Potinecke weiter.
Für die Studie wurden 177 Compliance-Verantwortliche aus großen
Unternehmen mit mindestens 500 Mitarbeitern anonym und repräsentativ
vom renommierten Marktforschungsinstitut Ipsos befragt.
Datenschutz im Fokus, Korruption wird unterschätzt
Die EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und die damit
verbundenen Sanktionsmöglichkeiten haben das Thema Datenschutz
besonders in den Fokus gerückt. Entsprechend sehen die
Compliance-Verantwortlichen der Großunternehmen in diesem Bereich -
wie schon in den Vorjahren - das vorrangige Compliance-Risiko: 35
Prozent der befragten Unternehmensvertreter nennen es an erster
Stelle (Vorjahr: 22 Prozent).
Als zweit- und drittwichtigste Risiken geben die Befragten
Korruption (16 Prozent) sowie Haftung für Produkte und
Dienstleistungen (11 Prozent) an. Aus Sicht der Befragten ist die
Bedeutung von Korruption im Vergleich zum Vorjahr deutlich
rückläufig. Die Themen Kartellrecht und Geheimnisschutz spielen sogar
nur eine untergeordnete Rolle. Dies ist bemerkenswert. Denn
betrachtet man die Ergebnisse des aktuellen
Korruptionswahrnehmungsindex (CPI) von Transparency International,
zeigt sich dort ein anderes Bild: Demnach nehmen aus Sicht der
Unternehmensleiter Korruption und Bestechung in Wirtschaft und
öffentlichen Institutionen in Deutschland zu. Die deutliche
Diskrepanz in der Risikowahrnehmung steht auch im Gegensatz zu dem
tatsächlichen Risiko, welches von Korruptions- oder Kartellverstößen
für Unternehmen ausgehen kann. Insgesamt setzt sich der Trend der
vergangenen Jahre fort, die Themen Korruption und Kartellrecht zu
unterschätzen.
Nachlassende Aufmerksamkeit auf Management-Ebene
Während bei den Managern das attestierte Compliance-Bewusstsein
über die Jahre leicht rückläufig ist (von 81 Prozent in 2016 auf 76
Prozent in 2018), ist es bei den Mitarbeitern kontinuierlich
gestiegen. Dies spricht auf Ebene der Mitarbeiter für eine zunehmende
Sensibilisierung. Dennoch besteht weiterhin Nachholbedarf: Nur 40
Prozent der Befragten stufen das Compliance-Bewusstsein der
Mitarbeiter als gut bis sehr gut ausgeprägt ein, zwölf Prozent als
schlecht oder sogar sehr schlecht. Damit einher geht ein deutlicher
Rückgang der Entscheidungsbereitschaft der Mitarbeiter in
Compliance-Fragen. Diese Entwicklung ist durchaus kritisch zu sehen.
"Die Ergebnisse zeigen, dass Mängel in der Compliance-Kultur und in
der Compliance-Kommunikation weiterhin eine wesentliche Schwachstelle
in vielen Unternehmen darstellen. Auch wenn sich das Bewusstsein im
Management ebenso wie die Unterstützungsbereitschaft für
Compliance-Themen noch auf einem hohen Niveau befinden, ist der
kontinuierliche Rückgang alarmierend. Ein Compliance-System kann nur
erfolgreich sein, wenn es im Unternehmen von allen Mitarbeitern, vor
allem von der Führungsebene, unterstützt und gelebt und nicht als
Geschäftsverhinderung angesehen wird", sagt Florian Block, Partner in
der Compliance-Gruppe am Münchener CMS-Standort.
Unternehmen setzen vermehrt auf externe Berater
Die Zahl der Unternehmen, die eine Compliance-Abteilung haben, hat
sich im Verlauf seit 2015 erhöht, bleibt aber seit 2016 konstant auf
einem hohen Level. Gut vier von zehn der Großunternehmen haben heute
eine Abteilung, die sich ausschließlich mit Compliance befasst. 2015
waren es nicht einmal drei von zehn.
Deutlich zugenommen hat indessen die Zahl der Unternehmen, die
externe Berater einbinden: Waren es in den Vorjahren jeweils rund 50
Prozent, die auf externe Unterstützung in Compliance-Fragen
zurückgriffen, so stieg der Anteil 2018 auf 70 Prozent. Ein Grund ist
auch hier sicherlich der hohe Beratungsbedarf im Zusammenhang mit der
Einführung der EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) im Mai 2018.
Zudem zeigt die Erfahrung aus der Praxis, dass die Sensibilisierung
in Compliance- und Haftungsfragen in den vergangenen Jahren stetig
zugenommen hat und die Unternehmen ihre Compliance-Strukturen weiter
ausbauen und professionalisieren; dies geschieht oftmals mit externer
Unterstützung.
Digitaler Wandel verändert Compliance-Anforderungen
Erstmals wurden im Rahmen des Compliance-Barometers 2018 auch die
Auswirkungen der Digitalisierung auf die Compliance erhoben: Knapp
die Hälfte der Befragten gab an, die Digitalisierung als eine Chance
wahrzunehmen, um die Compliance zu verbessern. Ein Viertel sieht in
ihr indessen ein zusätzliches Risiko, das es zu managen gilt. Ebenso
viele Befragte sind noch unschlüssig, was die Digitalisierung für
Compliance bedeutet. "Der digitale Wandel verändert die Anforderungen
an Compliance im Unternehmen. Durch den Einsatz neuer Technologien
und digitalisierter Geschäftsmodelle entstehen Chancen und Risiken,
die gesteuert werden müssen. An dieser Stelle sind auch die
Compliance-Verantwortlichen gefordert", so CMS-Partner Florian Block.
Die Unternehmen setzen zwar bereits verschiedene digitale Tools ein.
Dabei greifen sie am häufigsten auf IT-gestützte Freigabeprozesse zur
Sicherstellung des Vieraugenprinzips, ein digitales
Richtlinienmanagement sowie einen IT-gestützten Abgleich mit
Sanktions- und Terrorlisten zurück. Gerade im Bereich der Zuwendungen
sowie bei der Integritätsprüfung von Geschäftspartnern besteht jedoch
starker Verbesserungsbedarf. "Das Thema Digitalisierung wird auch aus
der Compliance-Arbeit nicht mehr wegzudenken sein. Die Unternehmen
sollten daher jetzt in die digitale Weiterentwicklung des
Compliance-Management-Systems und das Know-how ihrer
Compliance-Officer investieren. Dies kann die tägliche Arbeit
deutlich erleichtern und auch die Wirksamkeit des Compliance-Systems
stärken", empfiehlt Block.
Die Studie und der Index erscheinen jährlich und ermöglichen einen
umfangreichen Ein- und Ausblick zum Stand und der Entwicklung von
Compliance in deutschen Großunternehmen.
Pressekontakt:
Nadine Ehrentraut
Head of Public & Media Relations
E: nadine.ehrentraut@cms-hs.com
T: +49 30 20360 2274
F: +49 30 20360 288 2274
Herausgeber:
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Sitz: Berlin (AG Charlottenburg, PR 316 B)
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