Blumenpracht und Formsuche: Leopold Museum Präsentiert Olga Wisinger-Florian und Edmund Kalb
Geschrieben am 24-05-2019 |
Wien (ots) - Berühmte Malerin an Schwelle zum Expressionismus und Vorreiterin
für Rechte der Künstlerinnen und exzessiver Zeichner und Querdenker Edmund Kalb
im Leopold Museum
Gegensätzliches und längst Überfälliges zeigt das Leopold Museum in zwei neuen
Ausstellungen.
Mit der Schau Olga Wisinger-Florian. Flower-Power der Moderne präsentiert das
Museum die erste umfassende Retrospektive der exzeptionellen Malerin. Olga
Wisinger-Florian (1844-1926) zählt zu den ersten erfolgreichen Künstlerinnen,
die den Beginn einer konsequenten Kunstgeschichte der Frau ab Mitte des 19.
Jahrhunderts repräsentieren. Zeitgleich mit der durch Emil Jakob Schindler,
Robert Russ oder Theodor von Hörmann vertretenen Avantgarde der Landschaftsmaler
im Österreich der 1880er-Jahre gelang es ihr, sich neben Tina Blau und Marie
Egner in der männlich dominierten Kunstwelt zu behaupten und als unabhängige
Malerin Anerkennung und Ruhm zu erwerben. Ihre Gemälde wurden nicht nur im
Wiener Künstlerhaus regelmäßig ausgestellt, sondern waren auch in München,
Berlin, Prag und Paris präsent. Wisinger-Florian setzte sich engagiert für die
Rechte der Frauen ein, war eine der meist ausgezeichneten Künstlerinnen ihrer
Zeit und zählte berühmte Persönlichkeiten des Großbürgertums sowie den hohen
Adel und das Kaiserhaus zu ihren Kunden. Ihre Eigenständigkeit erarbeitete sie
sich durch enormen Fleiß, Konsequenz und nicht zuletzt durch perfektes
Selbstmarketing. Anhand des in ihrem Werk zentralen, typisch weiblich
konnotierten Motivs der Blume schuf sie ein Oeuvre, das den Bogen von der
lyrischen Tonmalerei bis hin zur modernen Malerei an der Schwelle zum
Expressionismus spannt.
"Die eindrucksvolle Karriere von Olga Wisinger-Florian stellt sich als Ergebnis
verschiedener, ineinandergreifender Komponenten dar. Die Hindernisse, die eine
Frau in der Kunstwelt zu überwinden hatte, verstand sie mit Charme und
Intelligenz zu meistern. Talent verschaffte ihr Anerkennung und Respekt, Fleiß
machte sie zu einem verlässlichen Partner, aber erst ihr intelligentes Taktieren
und ihr geniales Networking führten am schwierigen Marktplatz der Kunst zum
Erfolg. Den Nachteil ihres Geschlechts verwandelte sie selbstbewusst in ihren
Vorteil und wurde so für viele der nachkommenden Generation zum Vorbild."
Marianne Hussl-Hörmann, Kuratorin
"Nach einer letzten Einzelausstellung in den 1950er-Jahren wurde Olga
Wisinger-Florian lediglich im Verbund mit Tina Blau und Marie Egner präsentiert
und dies nur als berühmte Schülerin Emil Jakob Schindlers im Gruppenverband der
StimmungsimpressionistInnen. Jüngste Forschungen und nicht zuletzt diese
monografische Ausstellung zeigen, wie die Künstlerin konsequent eine
revolutionäre Auffassung von Farbe, Raum und mimetischer Illusion verfolgte.
Ihre Suche nach neuen Raumlösungen und auch die Leuchtkraft ihrer betont
kräftigen Farben weisen sie als frühe Vertreterin des modernen
Farbexpressionismus aus. Wir sind daher sehr glücklich, als erste öffentliche
Institution diese ungewöhnliche Malerin mit einer umfangreichen Personale zu
würdigen und sie aus dem Gruppenverband der 'StimmungsimpressionistInnen'
herauszuheben."
Hans-Peter Wipplinger, Direktor Leopold Museum
Olga Wisinger-Florian. Flower-Power der Moderne präsentiert insgesamt rund 120
Exponate, davon 70 Gemälde aus bedeutenden institutionellen wie privaten
Sammlungen, darunter jene des Belvedere, des Wien Museum, die Privatsammlung der
Familie Leopold, die Sammlung Eisenberger, sowie die Kunsthandlung Giese &
Schweiger, die im Besitz des Nachlasses der Künstlerin ist, und die Sammlung des
Leopold Museum. Als wissenschaftlicher Berater fungierte Wisinger-Florian-Kenner
Alexander Giese.
AUSSTELLUNG "EDMUND KALB"
Mit der parallel laufenden Ausstellung Edmund Kalb gibt das Leopold Museum als
erstes Wiener Museum einen umfassenden Einblick in das Schaffen des 1900
geborenen Künstlers Edmund Kalb. Anhand von 125 Exponaten wird das erstaunliche
Werk des Querdenkers und Einzelgängers beleuchtet. Die Schau präsentiert einen
rastlosen Künstler, der sein Schaffen konsequent vorantrieb und penibel
fotografisch dokumentierte, zu Lebzeiten aber, sich dem Kunstbetrieb
verweigernd, kein einziges seiner Werke verkaufte. Der aus Dornbirn stammende
Künstler schuf, motiviert durch das Studium an der Münchner Akademie der
bildenden Künste, zwischen 1926 und 1930 sein Hauptwerk mit rund 700
Selbstbildnissen und ca. 400 Porträts, in denen er die Formen des Gesichtes
auslotete. In den späten 1920er-Jahren entstanden bemerkenswerte ganzfigurige
Akte, ab 1930 Selbstbildnisse von höchster Qualität und Vielschichtigkeit in
Aquarell-, Tusch- und Kaltnadeltechnik. Mit der endgültigen Rückkehr nach
Dornbirn im April 1930 brach Kalbs Schaffen ab. Durch die intensive Arbeit im
Malerbetrieb und auf dem Hof und Feld seines Vaters blieb ihm kaum Zeit für
seine Kunst. In den späten 1930er-Jahren beschäftigt er sich mit dynamischen
Abstraktionen. Kalb befasste sich intensiv mit den naturwissenschaftlichen
Errungenschaften seiner Zeit, setzte sich mit Mathematik, Mechanik, Atomphysik
bis hin zur Weltraumtechnik und Wahrnehmungspsychologie, aber auch mit Fragen
der Pflanzenzucht auseinander und kommunizierte in Esperanto mit Gleichgesinnten
in aller Welt. 1942 wurde Kalb zur Luftwaffe eingezogen. Wegen
Gehorsamsverweigerung wurde der kompromisslose Freigeist zu
Gefängnisaufenthalten verurteilt und entkam nur knapp dem Tod durch Erschießung.
Nach dem Krieg kam er neuerlich mit dem Gesetz in Konflikt, als er sich gegen
eine Zwangseinquartierung von Mietern in seinen Wohnräumen wehrte. Seit dem Tod
seiner Eltern lebte der Künstler als Selbstversorger in prekären Verhältnissen
und vereinsamte zusehends. Am 20. Oktober 1952 starb Edmund Kalb in seiner
Wohnung nach mehrtägigem schweren Leiden einen qualvollen Tod. Innerhalb der
Familie und in seinem Umfeld stieß Kalb auf Unverständnis und Ablehnung, ein
großer Teil seiner Werke wurde nach seinem Tod vernichtet.
"Kalb war nicht zuletzt vor allem ein vielseitiger Forscher und Denker von
beeindruckender geistiger Unabhängigkeit. Seine Beschäftigung mit Philosophie,
Psychologie, Mathematik, Physik, Ökologie etc. ist keine Anekdote seines
Künstlertums, sondern ein Charakteristikum. Ihn interessierten vor allem
Probleme und wenn es auf dem Gebiet der Zeichnung gerade keine zu lösen gab,
beschäftigte er sich eben mit einem der Mathematik oder der Landwirtschaft."
Rudolf und Kathleen Sagmeister, Kuratorenteam
"Edmund Kalb zählt zu den faszinierendsten Künstlerpersönlichkeiten des 20.
Jahrhunderts. Sein Widerstand gegen jede repressive Autorität brachte dem
Freigeist und Nichtangepassten während des nationalsozialistischen Regimes eine
Verurteilung wegen Befehlsverweigerung und eine mehrmonatige Haft im
Militärgefängnis ein. Auch in der Nachkriegszeit saß Kalb wegen Widerstand gegen
die Staatsgewalt und Beamtenbeleidigung mehrere Monate im Gefängnis. Die Folgen
der Bestrafung führten schließlich zu seinem frühen Tod im Jahr 1952. Sein
Schaffen wurde erst posthum bezeichnenderweise von Künstlerkollegen entdeckt und
gewürdigt. Trotz Ausstellungen, u.a. in New York, Rom und Dresden und im
Kunsthaus Bregenz, begleitet von umfangreichen Katalogen, bleibt das Schaffen
und Leben Edmund Kalbs für die große Allgemeinheit nach wie vor eine
Entdeckung."
Hans-Peter Wipplinger, Direktor Leopold Museum
Feierliche Eröffnung der Ausstellungen
Der Einladung zur Doppel-Eröffnung, die feierlich von Leopold Museum Direktor
Hans-Peter Wipplinger und den KuratorInnen Marianne Hussl-Hörmann (Ausstellung
Olga Wisinger-Florian), Kathleen und Rudolf Sagmeister (Ausstellung Edmund Kalb)
sowie Wisinger-Florian Experte Alexander Giese in Anwesenheit der kaufmännischen
Direktorin des Leopold Museum Gabriele Langer begangen wurde, folgten mehr als
700 BesucherInnen, darunter Leopold Museum-Vorstandsvorsitzender Josef
Ostermayer und die Vorstände des Museums Elisabeth Leopold und Agnes
Husslein-Arco mit Ihrem Mann Prof. Peter Husslein, im Kinsky GF Christoph la
Garde und Ramona la Garde, Michael Kovacek (im Kinsky -Gründer) und Charlotte
Kreuzmayr (Parnass-Gründerin), Erste Bank CEO Andreas Treichl und Desirée
Treichl-Stürgkh, Klimt-Nachfahre Gustav und Christa Huber, Brigitte Huber-Mader,
Leopold Birstinger (Freunde des Leopold Museum, Gerbert und Marianne Frodl, die
SammlerInnen RA Bernhard und Elisabeth Hainz, Helmut Klewan und Regina Götz,
Diethard und Waltraud Leopold und RA Ernst Ploil (im Kinsky-Gründer), die
Leopold Museum-Circle of Patrons-Mitglieder Anita Querfeld (Cafè Landtmann
GFin), Jutta Stolitzka, Helene von Damm (ehem. US-Botschafterin), Rudolf
Hauptner und Verleger Martin Scheriau. Weitere prominente Gäste der Eröffnung
waren Secessions-Präsident Herwig Kempinger, Edelbert Köb (Ex-Mumok-Direktor),
Klimt-Foundation GF Peter Weinhäupl, die GaleristInnen Jane Kallir (Galerie
Saint Etienne, New York), Susanne Bauer (Galerie Susanne Bauer), Herbert und
Gabriele Giese (Galerie Giese & Schweiger), Florence Giese, Peter und Erika
Kovacek, Regine Kovacek und Sylvia Kovacek (Galerie Kovacek), Hansjörg Krug
(Antiquariat und Kunsthandlung Christian M. Nebehay), Josef Schütz (Schütz Fine
Art), Martin und Claudia Suppan (Suppan Fine Arts), die KünstlerInnen Anita
Witek, Lorenz Estermann und Michael Horsky, Belvedere-Kurator Franz Smola,
Kuratorin Andrea Winklbauer (Jüdisches Museum Wien), Kunsthistorikerin Susanne
Längle, Susanna Bichler-Rosenberger (Leitung Dorotheum Galerie), Angelika
Rümmele (Kultur- und Kunstverein Edmund Kalb, Dornbirn), Kunsttrans GFin Birgit
Vikas, Josefine Festetics (Christie's), Dorotheum-Expertin Astrid Fialka-Herics,
Susanne Herdey-Herzl und Nina Herdey, Alexandra Kaszay (Hofburg Wien), die
UnternehmerInnen Antonella und Josef Rupp, Gerhard Ströck, Autor Max Kübeck,
Werber Christian Satek u.v.m.
Fotogalerie zur Eröffnung (https://www.apa-fotoservice.at/galerie/17088)
Links zu ausführlichen Presseunterlagen:
Ausstellung (https://www.ots.at/redirect/leopoldmuseum5) Olga
Wisinger-Florian. Flower-Power der Moderne
(https://www.ots.at/redirect/leopoldmuseum5)
Ausstellung Edmund Kalb (https://www.ots.at/redirect/leopoldmuseum6)
Kontakt:
Leopold Museum-Privatstiftung
Mag. Klaus Pokorny und Veronika Werkner, BA
Presse/Public Relations
0043 1 525 70 - 1507 bzw. 1541
presse@leopoldmuseum.org
www.leopoldmuseum.org
Original-Content von: Leopold Museum, übermittelt durch news aktuell
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