Allg. Zeitung Mainz: Gaga? / Kommentar von Reinhard Breidenbach zum Abhören durch Haushaltsgeräte
Geschrieben am 05-06-2019 |
Mainz (ots) - Keine acht Wochen ist es her, da ging zu Recht ein
Aufschrei durch die Republik. Alexa, die scheinbar zauberhafte
Sprachassistentin aus dem Hause Amazon, erwies sich als hinterhältige
Spionin. Gespräche aus intimstem Umfeld wurden mitgeschnitten und
ausgewertet - angeblich, um Alexa leistungsfähiger zu machen. Eine
Frechheit, getragen von krimineller Energie, Lichtjahre entfernt von
Rechtsstaatlichkeit und anständigem Umgang mit Kunden. Und siehe da:
Wenn Daten da sind, dann wecken sie Begehrlichkeiten. Horst Seehofer
- lange nichts mehr von ihm gehört. Er ist noch immer
Bundesinnenminister. Und aus seinem Hause erschallt der Ruf: Zum
Wohle der Kriminalitätsbekämpfung dürften Daten smarter
Haushaltsgeräte den Sicherheitsbehörden nicht verschlossen bleiben.
Die Innenministerkonferenz in Kiel wird sich damit befassen,
Seehofers schleswig-holsteinischer Amtskollege Grote (CDU) gibt sich
erschrocken: Der Smart-Home-Vorstoß stamme nicht von ihm. Was er
nicht sagt, aber wohl denkt: Man kann es ja mal probieren. Ein
bisschen Aufruhr in die Kieler Jamaika-Koalition bringen, zeigen, wer
der Sheriff ist und wo der Hammer hängt. Profilierung betreiben,
gegenüber der FDP, vor allem gegenüber den Grünen, die ja mit
Riesenschritten Richtung Kanzler*innen-Partei zu marschieren
scheinen. Wahr ist: Die Sicherheitsbehörden müssen angemessene
Befugnisse besitzen, um Verbrechen zu bekämpfen und Bürger zu
schützen. Aber: Selbst der beste Zweck heiligt nicht jedes Mittel.
Wer wann in Deutschland abhören darf, ist geregelt, in Gesetzen. Von
Alexa & Co. steht dort nichts. Das muss auch so bleiben. Alles andere
wäre gaga.
Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Zentraler Newsdesk
Telefon: 06131/485946
desk-zentral@vrm.de
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