Rheinische Post: Kommentar /
Klimaschutz mit Augenmaß
= Von Eva Quadbeck
Geschrieben am 10-06-2019 |
Düsseldorf (ots) - Die Grünen können derzeit Vorschläge machen,
die sie jahrelang sich nicht trauten in dieser Deutlichkeit
auszusprechen. Sie wollten das Image der Verbotspartei abstreifen,
was ihnen auch gelungen ist. Inzwischen hat sich der Zeitgeist
gedreht: Radikale Maßnahmen für den Umweltschutz finden in breiten
Schichten der Bevölkerung Akzeptanz - theoretisch.
Wie weit die Bereitschaft tatsächlich geht, den persönlichen
Komfort einzuschränken, wird sich zeigen, wenn man nicht mehr mit dem
Pkw in die Innenstadt kommt, die Versandhandelsprodukte ebenso wie
Fleisch teurer werden, man den Kaffee nicht mehr unterwegs trinken
und sich Flugreisen nur noch alle paar Jahre leisten kann. Einen
radikalen Umwelt- und Klimaschutz wird jeder Bürger spüren - mit
Einschränkungen oder höheren Kosten. Dann wird sich zeigen, wie
nachhaltig der Boom für dieses Thema ist.
In ihrem Wettlauf um die besten und wirksamsten Konzepte sollten
die Parteien dem einfachen Rezept widerstehen, nur auf schneller,
grüner, teurer zu setzen. Politisch steht das Fenster offen, im
Dienste des Umwelt- und Klimaschutzes den Bürgern etwas
abzuverlangen. Trotz der grundsätzlichen Bereitschaft in der
Bevölkerung müssen die Maßnahmen mit Augenmaß umgesetzt werden.
Nur zu begrüßen ist es, dass sich das Hauptaugenmerk auch der
Regierungskoalition endlich wegbewegt von einer rückwärtsgewandten
Sozialstaatspolitik, die bei der Geldverteilung immer nur auf den
nächsten Wahltag schielte und nebenbei ständig neue Begehrlichkeiten
weckte. Geld in den Umwelt- und Klimaschutz zu investieren, ist sehr
viel mehr auf die Zukunft ausgerichtet. Jetzt brauchen wir noch eine
Volksbewegung für eine rasche Digitalisierung und eine effizientere
Bildungspolitik.
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Rheinische Post
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Telefon: (0211) 505-2627
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