Börsen-Zeitung: Zurück in der Sackgasse,
Kommentar zu T-Mobile von Sebastian Schmid
Geschrieben am 12-06-2019 |
Frankfurt (ots) - Schon vor 14 Monaten hat sich T-Mobile US mit
Rivale Sprint auf einen Zusammenschluss geeinigt. Zugeständnisse
wurden gemacht, wie der Verkauf von Sprints Prepaid-Tochter Boost,
und damit die Unterstützung von Ajit Pai, Chairman der
US-Kommunikationsaufsichtsbehörde FCC, gewonnen. Dennoch scheint ein
Abschluss der Transaktion heute so weit entfernt wie lange nicht. Der
Telekom droht ein erneutes Scheitern beim Versuch, ihre US-Tochter zu
verheiraten.
Die Klage der Generalstaatsanwälte von zehn US-Bundesstaaten wurde
offenbar vorbereitet, nachdem FCC Chairman Pai seine Unterstützung
für den Deal erklärt hatte. So können die Staaten den Zusammenschluss
im Fall einer Freigabe durch FCC und Justizministerium anfechten und
eine einstweilige Verfügung erwirken. Für T-Mobile und Sprint
bedeutete dies weitere Monate in der Warteschleife. "Der Deal ist
schlecht für Verbraucher, schlecht für Innovation und schlecht für
Mitarbeiter", begründete die New Yorker Generalstaatsanwältin Letitia
James das Vorpreschen der Bundesstaaten ohne Absprache mit dem
US-Justizministerium, das die Transaktion noch prüft.
Das Problem von T-Mobile und Sprint bleibt, dass aus
Wettbewerbsgesichtspunkten tatsächlich wenig für eine Genehmigung
spricht. Schon heute, mit vier großen Anbietern, ist der
US-Mobilfunkmarkt hochprofitabel. AT&T und Verizon zählten 2018 mit
je rund 20 Mrd. Dollar operativem Gewinn branchenübergreifend zu den
weltweit zehn profitabelsten Konzernen. Auch T-Mobile US kommt im
aktuellen Wettbewerbsumfeld bestens zurecht. In den vergangenen vier
Jahren zog der Umsatz um mehr als 40 Prozent an, der operative Gewinn
wurde auf 5,3 Mrd. Dollar knapp verdreifacht. Das Unternehmen ist im
Stande, den Ausbau des 5G-Netzes aus eigener Kraft zu stemmen.
Schwieriger sieht die Lage für Sprint aus, die im vergangenen
Geschäftsjahr 1,6 Mrd. Dollar Verlust geschrieben hat. Deren Probleme
erscheinen angesichts der hohen Gewinne der Wettbewerber indes
hausgemacht. Das Interesse gleich mehrerer Kabelkonzerne und des
Onlinehandelskönigs Amazon an der abgespaltenen Prepaid-Sparte Boost
zeigt, dass strategisches Interesse am amerikanischen Mobilfunkmarkt
auch jenseits des engen Kreises der aktuell dominierender Anbieter
besteht. Dem Justizministerium käme ein alternativer Bieter sicher
zupass, zumal die Fusion auch bei US-Präsident Donald Trump auf
Skepsis stößt. Die Telekom ist mit ihren US-Plänen scheinbar zurück
in der Sackgasse.
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