Börsen-Zeitung: Der Nächste, bitte,
Kommentar zu Metro von Annette Becker
Geschrieben am 24-06-2019 |
Frankfurt (ots) - Am Handelskonzern Metro hat schon so mancher
Investor sein Glück versucht. Allen voran die Duisburger Familie
Haniel, die ihre Beteiligung 2007 aufstockte und damit das über
Dekaden austarierte Gleichgewicht der drei Großaktionäre Haniel,
Schmidt-Ruthenbeck und Beisheim empfindlich störte. Das Vorhaben, den
Konzern in Einzelteilen zu verwerten und damit den großen Reibach zu
machen, ließ sich allerdings nicht realisieren. Im
Gegenteil: Mehrfach verhagelte das Klumpenrisiko Metro die
Haniel-Bilanz, ganz abgesehen vom riesigen Schuldenberg, den die
Duisburger auch unter Preisgabe anderer Vermögen abtragen mussten.
Inzwischen hat sich Metro zwar weitgehend auf den Großhandel mit
Lebensmitteln zurückgezogen - der Verkauf der SB-Warenhäuser Real
wird gerade in den Endzügen verhandelt. Haniel wie auch den
übrigen Aktionären brachte die Rückkehr zu den Wurzeln allerdings
wenig. Den Erlös aus dem Verkauf von Kaufhof verwendete Metro zur
Stärkung der eigenen Bilanz, die vermeintlich wertsteigernde
Aufspaltung in einen Elektronikhändler (Ceconomy) und einen
Lebensmittelgroßhändler (Metro) erwies sich dagegen als
Rohrkrepierer. Allerdings, und das gehört auch zur Wahrheit, haben
sich die Großaktionäre in der Vergangenheit auch nicht zimperlich
gezeigt, wenn es um die Ausschüttung der Dividende aus der Substanz
ging.
Nun darf sich mit dem tschechischen Investor Daniel Kretinsky der
Nächste versuchen. Er bietet 16 Euro je Stammaktie bzw. 5,8 Mrd. Euro
in Summe. Zum Vergleich: Haniel zahlte 2007 für die Aufstockung über
60 Euro je Aktie. Und trotzdem stützen die Duisburger die Offerte,
selbst ohne Transaktionssicherheit.
Die entscheidende Frage ist allerdings, was Kretinsky mit Metro
vorhat. Klar ist, dass der Investor, der im Gespann mit seinem
Geschäftspartner Patrik Tkac agiert, auf die operative Kontrolle
pocht. Der Transformationsprozess soll beschleunigt und der
Wachstumsturbo zugeschaltet werden. Ob damit auch zusätzliche
Investitionsmittel verbunden wären, erscheint angesichts des
Kaufpreises unwahrscheinlich.
Richtig ist, dass Metro seit Jahren unter ihren drei
Großaktionären leidet, deren Interesse sich weitgehend auf den
Anteils- und damit Machterhalt beschränkte. Umgekehrt hatte der
Vorstand recht freie Hand. Mit Kretinsky würden diese Zeiten
zweifelsohne der Vergangenheit angehören. Dass dem Vorstand ein
starker Aufsichtsrat lieber ist, darf allerdings bezweifelt werden.
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