Ladesäulencheck 2019: Kampf um Vormachtstellung auf Kosten der Verbraucher (FOTO)
Geschrieben am 26-06-2019 |
Hamburg (ots) -
Der Ladesäulencheck von LichtBlick geht 2019 in die dritte Runde
und bestätigt erneut die schwierige Situation für E-Auto-Fahrer in
Deutschland: Hohe Preise, ein unwegsamer Tarifdschungel, eine noch
stärkere Ausprägung lokaler Monopole. "Was früher Königreiche und
Herzogtümer waren, sind heute im Bereich Mobilität die
Ladesäulenbetreiber. Sie bestimmen in ihren Gebieten Verfügbarkeiten,
Preise und Handel - legen ihre ganz eigenen Gesetze fest", sagt Gero
Lücking, Geschäftsführer Energiewirtschaft bei LichtBlick. "Der
Verbraucher hat keine Wahlmöglichkeiten - ihm wird etwas vorgesetzt,
womit er sich zufriedengeben muss", so Lücking. "So wird die
Energiewende im Verkehrssektor scheitern."
Gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut Statista hat LichtBlick
die Tarife der größten Anbieter für Laden ohne Vertrag unter die Lupe
genommen. "Egal ob Abrechnungsmethode, Zugang, lokale Monopole oder
Kosten - sämtliche Ergebnisse des Ladesäulenchecks 2019 sind
alarmierend", so Gero Lücking. "Eine vollständige, unabhängige Liste
aller Ladesäulen in Deutschland ist ebenfalls nicht vorhanden - wie
soll es für den Endkunden da transparent und einfach sein?"
Von den zwölf recherchierten Anbietern rechnen nur drei
Unternehmen kilowattstundenbasiert, also verbrauchsabhängig ab. Auch
2019 liegen die Preise deutlich über den Durchschnittkosten für
Haushaltsstrom (2018: 30,3 Cent) in Deutschland. Spitzenreiter 2019
ist Eon mit 53 Cent pro Kilowattstunde, gefolgt von den Stadtwerken
München mit 47 Cent/kWh. Nutzen die E-Auto-Fahrer Roaminganbieter,
kommen Gebühren hinzu und es wird noch teurer.
Hinzu kommen die komplizierten Zugangsvoraussetzungen: An einem
Ladepunkt muss sich der Nutzer per SMS anmelden, an einem anderen
geht es nur per App, Ladekarte oder mit Vorabregistrierung auf der
Internetseite. Die genaue Preisauskunft bekommt der Verbraucher meist
erst zu sehen, wenn er sein E-Auto mit dem Ladepunkt verbindet. Dabei
sind die Ladesäulenbetreiber seit dem 1. April gesetzlich dazu
verpflichtet, eine verbrauchsabhängige Abrechnung nach
Kilowattstunden zu ermöglichen und geladene Kilowattstunden sowie
Kosten klar darzustellen.
Ladestrom teilweise teurer als Benzin
Der Ladesäulencheck hat sich in diesem Jahr nicht nur die Preise
pro Kilowattstunde angeschaut, sondern zusätzlich kalkuliert, wie
hoch die Kosten für eine Tankfüllung für 100 Kilometer Reichweite
wären. Eine Ladung für 100 km an einer Ladesäule von Eon kostet 7,95
Euro, an der gleichen Eon-Ladesäule über den Roaminganbieter "The New
Motion" sind es bereits 14,88 Euro, bei "Plugsurfing" sogar 16,36
Euro. "Diese Preise sind schockierend - es ist ein und dasselbe
Produkt", so Gero Lücking. "Ladestrom ist damit teilweise deutlich
teurer als Benzin für die gleiche Reichweite. Der Kostenvorteil der
Elektromobilität in den laufenden Kosten wird so konterkariert."
Bevorzugte und sonstige Ladesäulen verdreifachen den Preis bei
einem Anbieter
Roaminganbieter erleichtern einen fleckendeckenden Zugang zu
Ladesäulen verschiedener Anbieter - aber auch hier schwanken die
Preise. Das kann für E-Auto-Besitzer überraschende Folgen haben: "Get
Charge" der deutschen Telekom hat zum 1. April die Abrechnung auf
Kilowattstunde umgestellt, unterscheidet in ihren Tarifen allerdings
zwischen "bevorzugten" und "sonstigen Ladesäulen". Ist ein
Verbraucher mit einem Elektroauto und einer "Get Charge"-Ladekarte im
Weser-Elbe-Gebiet unterwegs und muss zwangsläufig an einer Säule von
EWE laden (EWE hat eine Marktdurchdringung von 76 Prozent in der
Region), zahlt er 89 Cent pro Kilowattstunde und somit 13,35 Euro für
100 Kilometer Reichweite. An einer "bevorzugten Säule" wie von Innogy
wären es 29 Cent/kWh. Ein Preisunterschied von mehr als 300 Prozent.
Regionale Monopole dominieren den Markt
Zahlreiche, große Anbieter kontrollieren in einigen Gebieten der
Bundesrepublik den gesamten Markt. Durch die mangelnde Konkurrenz
können die Unternehmen so Preis, Tarif und Vorrausetzungen für eine
Ladung frei von Wettbewerb deutlich oberhalb des
Haushaltsstrompreises festlegen. Meistens sind es die regionalen
Stromnetzbetreiber und Stromversorger, die sich das Monopol der
Ladeinfrastruktur sichern. In Dortmund und Essen dominiert Innogy mit
über 90 Prozent den Markt, EnBW kontrolliert mit 75 Prozent die
Region um Freiburg, in Köln RheinEnergie mit 81 Prozent. In Hamburg,
Berlin und München sind es Stromnetz Hamburg/Hamburg Energie, Allego
und die Stadtwerke München (SWM).
Berechnungsgrundlage der Kalkulationen waren jeweils die Kosten
pro Kilowattstunde für eine Tankfüllung für 100 Kilometer mit einem
BMW i3 (Verbrauch: 15 kWh/100 km) an einem AC-3-Anschluss (11 kW) an
öffentlichen Ladesäulen. Die Ladedauer beträgt 1:36 Stunden. Es
wurden ausschließlich Tarife ohne Vertragsbindung berücksichtigt.
Weitere Hintergrundinformationen finden Sie unter
http://bit.ly/Ladesaeulencheck_2019
Pressekontakt:
Volker Walzer, Pressesprecher, LichtBlick SE, Zirkusweg 6, 20359
Hamburg, Tel: 040 / 6360-1260, E-Mail: volker.walzer@lichtblick.de
LichtBlick auf Twitter: @lichtblick_de
Original-Content von: LichtBlick SE, übermittelt durch news aktuell
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