Allg. Zeitung Mainz: Umdenken / Kommentar von Alexandra Eisen zu Gewalt an Schulen
Geschrieben am 03-07-2019 |
Mainz (ots) - Ein Großteil der Schulen in Deutschland ist schlecht
gerüstet für die Herausforderungen der Lebenswirklichkeit. Vor allem
drei Faktoren bestimmen das aktuelle Bild. Erstens: Die pädagogischen
Anforderungen werden durch den Zuzug von Flüchtlingen verstärkt, das
trifft vor allem die Grundschulen. Zweitens: In immer mehr Familien
sind beide Elternteile berufstätig, die Kinder deshalb viele Stunden
eines Tages in der Ganztagsschule. Drittens: Die Digitalisierung
setzt Kinder und Jugendliche einer Vielzahl von Ablenkungen,
Einflüssen und auch einer Brutalität aus, die kaum noch zu
kontrollieren ist. Eine Gemengelage, die bei Lehrern und Eltern zu
Überforderung führt. So verwundert es nicht, wenn Gewalterfahrungen
auch in den Schulen zunehmen. Dies darf nicht abgeschwächt werden
nach dem Motto: "Früher gab es auch schon Hänseleien und Schläge".
Das war schon "früher" nicht akzeptabel. Das Leben der Kinder findet
heute zu einem Großteil in der Schule statt, viele Probleme verlagern
sich dorthin, die "Kontrolle" durch Eltern wird geringer.
Gesellschaft und Politik und damit auch die Schule müssen auf die
Veränderungen reagieren. Schulen müssen deshalb noch stärker zu einem
Ort werden, der außer dem klassischen Lernstoff soziale und
emotionale Kompetenz vermittelt und sich als Erziehungsbegleiter
versteht. Das geht nicht ohne Unterstützung der Eltern. Das geht aber
auch nicht ohne ein Umdenken, was räumliche und personelle
Ausstattung, pädagogische Konzepte und das Selbstverständnis von
Lehrern betrifft. Die Flucht gut situierter Eltern an Privatschulen,
deren Zahl in Deutschland stetig wächst, ist ein Warnsignal.
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Allgemeine Zeitung Mainz
Zentraler Newsdesk
Telefon: 06131/485946
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