Rheinische Post: Kommentar /
Die NRW-AfD und ihre Radikalen
= Von Reinhard Kowalewsky
Geschrieben am 07-07-2019 |
Düsseldorf (ots) - Wohin es mit der AfD in NRW gekommen ist,
zeigte sich am Samstag auf ihrem Parteitag in Warburg. 2013 wurde die
Partei als wirtschaftsliberale Opposition gegen die
Euro-Rettungspolitik gegründet. Jetzt gilt ein Drittel der
Delegierten auf einem NRW-Parteitag als Anhänger der
völkisch-nationalistischen Gruppierung "Der Flügel" rund um den
Thüringer AfD-Chef Björn Höcke.
Wie groß die Macht dieser vom Verfassungsschutz wegen
Extremismusverdachts beobachteten Gruppe ist, zeigte der Verlauf des
Spektakels: Einem moderaten Vertreter des Bundesvorstandes wurde
nicht gestattet, ein Grußwort zu halten. Vorstandssprecher Helmut
Seifen wurde übel beschimpft, als er den Einfluss des "Flügels" in
der NRW-Partei brandmarkte. Und nachdem Seifen mit anderen Vorständen
zurückgetreten war, um einen Neustart ohne den ganz rechten Flügel
durchzusetzen, scheiterte dies. Obwohl der konservative
AfD-Bundestagsabgeordnete Rüdiger Lucassen bereit stand, neuer Chef
der NRW-Partei zu werden, verhinderten 40 Prozent der Delegierten die
Abwahl der Vertreter des "Flügels" im Vorstand als Voraussetzung für
Lucassens Wahl.
Was nun? Eher moderate AfD-Politiker hoffen, Warburg werde eine
Läuterung der NRW-Partei einleiten. Der "Flügel" habe den Neustart
blockiert, also würden dessen Kader bei der Vorstandswahl im Dezember
keine Chance haben. Warburg zeigt aber auch, dass die Radikalen in
der AfD ihre Truppen besser mobilisieren als die eher bürgerlichen
Kräfte. Bei den Landtagswahlen in Thüringen, Brandenburg und Sachsen
werden stramm rechte Landesverbände der AfD große Erfolge feiern. Das
kann nach Westen ausstrahlen. Der radikal rechte Flügel könnte die
NRW-AfD ganz übernehmen. Auszuschließen ist es nicht.
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