Kirchenstatistik 2018 / "Wir müssen uns fragen, wie wir Menschen eine Heimat in der Kirche vermitteln können"
Geschrieben am 19-07-2019 |
Bonn (ots) - Die 27 deutschen (Erz-)Bistümer und die Deutsche
Bischofskonferenz veröffentlichen heute (19. Juli 2019) die
Kirchenstatistik für das Jahr 2018. Die Katholiken machen in
Deutschland 27,7 Prozent der Gesamtbevölkerung aus (23.002.128
Kirchenmitglieder).
Der Trend der vergangenen Jahre hält aufgrund von
Strukturveränderungen in den (Erz-)Bistümern an, sodass sich die Zahl
der Pfarreien erneut verringert hat auf 10.045 (2017: 10.191).
Insgesamt gibt es 13.285 Priester (2017: 13.560), davon sind 6.672
Pfarrseelsorger (2017: 6.740). In den weiteren pastoralen Diensten
gibt es 2018 3.327 Ständige Diakone (19 mehr als 2017), 3.273
Pastoralassistenten/-referenten (weiblich: 1.495, männlich: 1.778 /
insgesamt 35 mehr als 2017) und 4.537 Gemeindeassistenten/-referenten
(weiblich: 3.558, männlich: 979 / insgesamt 20 weniger als 2017).
Beim Sakramentenempfang hat die Zahl der kirchlichen Trauungen mit
42.789 (2017: 42.523) leicht zugenommen. Bei den anderen Sakramenten
ist ein leichter Rückgang feststellbar. So liegen die Taufzahlen bei
167.787 (2017: 169.751), die Zahl der Erstkommunionen bei 171.336
(2017: 178.045) und die Zahl der Bestattungen bei 243.705 (2017:
243.824). Die katholische Kirche musste im Jahr 2018 bei den
Eintritten und Wiederaufnahmen ebenfalls einen Verlust verzeichnen.
So lag die Zahl der Eintritte bei 2.442 (2017: 2.647), die Zahl der
Wiederaufnahmen bei 6.303 (2017: 6.685). Die Zahl der
Kirchenaustritte ist in 2018 erheblich angestiegen: 216.078 Menschen
haben die katholische Kirche verlassen (2017: 167.504).
Zur Statistik erklärt der Sekretär der Deutschen
Bischofskonferenz, Pater Dr. Hans Langendörfer SJ:
"Die aktuelle Statistik ist besorgniserregend. An den Zahlen ist
nichts zu beschönigen, sie bestätigen einen Trend, der schon in den
vergangenen Jahren prägend für die Kirche war. Gerade deshalb wollen
wir umso selbstkritischer und konstruktiver mit den aktuellen Zahlen
umgehen. Anfang Mai 2019 haben wir eine Studie publiziert, in der auf
der Grundlage heutiger Gegebenheiten die Entwicklung der
Mitgliederzahlen bis zum Jahr 2060 prognostiziert wurde. Die hohe
Kirchenaustrittszahl 2018 bestätigt solche Prognosen. Wir bedauern
es, wenn Menschen die katholische Kirche durch einen Austritt
verlassen. Wir verstehen, wenn durch Entfremdungsprozesse oder einen
großen Vertrauensverlust Misstrauen entstanden ist und
Glaubwürdigkeit verspielt wurde. In den Bistümern steht die große
Frage obenan, wie wir Menschen eine Lebenshoffnung und Perspektive
aus dem Glauben vermitteln und ihnen eine Beheimatung in der Kirche
geben können - auch jenen, die ausgetreten sind und vielleicht doch
wieder das Gespräch suchen wollen. Dazu stehen wir bereit. Auch
Initiativen wie Maria 2.0 zeigen uns, dass die Menschen sich
Veränderungen in der Kirche wünschen. Der Synodale Weg, den wir
gemeinsam gehen wollen, soll auch diese Kritik aufgreifen.
Ich empfinde es als positives Zeichen, dass die kirchlichen
Trauungen nach wie vor auf einem stabilen Niveau bleiben. Dennoch
zeigen die Zahlen der anderen Sakramentenspendungen, dass der
Abwärtstrend nicht zu stoppen ist. Ich bin dankbar, dass viele
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pastoral und in der
theologischen Forschung nach Wegen suchen, die Sakramente als
lebendige Quellen unseres Glaubens verständlich zu machen und zu
vermitteln.
Trotz der weiter geringeren Zahl der Priester kann die Kirche ihre
Seelsorgeaufgabe in Deutschland erfüllen. Dazu tragen besonders die
weiteren Berufsgruppen bei, die neben dem Ehrenamt einen großen
Einsatz in unseren Gemeinden leisten. Es ist ein gutes Zeichen, dass
die Zahl der Diakone, Gemeinde- und Pastoralreferenten stabil bleibt
beziehungsweise leicht ansteigt. Allen, die in der Seelsorge und im
Ehrenamt wirken, sei an dieser Stelle ein großer Dank gesagt, da das
individuelle Engagement im statistischen Datenmaterial untergeht.
Als Kirche in Deutschland stehen wir vor enormen
Herausforderungen. Das Zweite Vatikanische Konzil fordert uns auf,
'nach den Zeichen der Zeit zu forschen und sie im Licht des
Evangeliums zu deuten. So kann sie dann in einer jeweils einer
Generation angemessenen Weise auf die bleibenden Fragen der Menschen
nach dem Sinn des gegenwärtigen und des zukünftigen Lebens ...
Antwort geben' (Gaudium et spes Nr. 4). Dazu mahnen uns auch die
aktuellen statistischen Zahlen. Vor allem wird es darum gehen, einen
Wandel zu vollziehen, der darauf hoffen lässt, dass verloren
gegangene Glaubwürdigkeit und verspieltes Vertrauen zurückkehren.
Ehrlichkeit und Transparenz, angemessene Antworten der Kirche auf die
Fragen der Zeit, Veränderungsprozesse, die in der Kirche notwendig
sind, sollen dazu helfen, das zu tun, was im Zentrum von Glaube und
Kirche steht: die Verkündigung des Evangeliums und das Angebot
Gottes, im Glauben dem Leben eine Orientierung zu geben."
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Herausgeber
P. Dr. Hans Langendörfer SJ
Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz
Original-Content von: Deutsche Bischofskonferenz, übermittelt durch news aktuell
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