Rheinische Post: Kommentar /
Was Fankultur im Innersten ausmacht
= Von Stefan Klüttermann
Geschrieben am 26-07-2019 |
Düsseldorf (ots) - Fankultur ist ein großer Begriff geworden über
die Jahre. Der Eindruck drängt sich auf, unter ihm lasse sich heute
alles subsumieren: soziale Projekte genauso wie Fahnen-Klau, die
Verbundenheit in der Kurve genauso wie der demolierte Sonderzug. Über
manche Auswüchse kann ein Außenstehender lächeln, den Kopf schütteln
oder zu Recht wütend werden. Doch wenn nun die Fanszene von Borussia
Mönchengladbach die beliebte Einlaufhymne abschafft, ist das kein
Kinderkram. Die Debatte darüber verdeutlicht, was Fankultur im
Innersten ausmachen kann.
Denn es war eben keine Übertreibung, wenn der Stadionsprecher bei
Heimspielen "Die Elf vom Niederrhein" regelmäßig als "unsere
Nationalhymne" ankündigte. Nicht weniger war dieses Lied im Fall der
Borussen-Anhängerschaft. Es war der emotionale Startschuss für die
kommenden 90 Minuten. Der größte gemeinsame Nenner auf den Rängen.
Die aus Zehntausenden Kehlen gesungene Visitenkarte der Fans. Der
Startknopf für Gänsehaut. Selbst Spieler können die Hymne irgendwann
auswendig. Wenn ein solches Lied verschwindet, lässt das niemanden
kalt, der sich Fan nennt. Und das völlig zu Recht, weil mit dem Lied
ein Stück Identifikation von seinem angestammten Platz verschwindet.
Es gibt aber auch gute Nachrichten: Erstens wird "Die Elf vom
Niederrhein" weiter im Vorprogramm eines Borussia-Spiels laufen,
zweitens ist der Nachfolger "Die Seele brennt" ähnlich beliebt, und
drittens rückt die Debatte um die Hymne den Blick mal wieder auf die
integrative Seite der Fankultur. Eine Seite, die in der vergangenen
Saison angesichts der vielen Meldungen über drohende Spielabbrüche,
Hass-Plakate oder Überfälle auf rivalisierende Fangruppen in den
Hintergrund geraten ist.
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