Allg. Zeitung Mainz: Waldsterben II / Kommentar von Friedrich Roeingh zum Zustand des Waldes
Geschrieben am 31-07-2019 |
Mainz (ots) - Der Mythos Wald bewegt verlässlich die deutschen
Gemüter. In den achtziger Jahren war es das Waldsterben, das der
Umweltbewegung zu ihrem Durchbruch verhalf. Die heutigen Leugner der
Klimakatastrophe dagegen nehmen die damals prognostizierte
Katastrophe als Beleg für ihre These von der Öko-Hysterie. Dabei war
das Waldsterben der Achtziger der Wendepunkt zur Etablierung einer
sauberen Industrie, von der auch der Mensch ganz direkt profitiert
hat. In der aktuellen Debatte um Feinstaub- und Stickoxidgrenzwerte
kann sich niemand mehr vorstellen, welcher Gesundheitsbelastung
Städter noch vor 30, 40 Jahren ausgesetzt waren. Das Waldsterben II.,
das wir derzeit erleben, lässt sich dagegen nicht mehr mit dem Einbau
von Filteranlagen und Waldkalkungen bekämpfen. Die Dürre zweier
Sommer sowie die dramatische Regenarmut eines Winterhalbjahres haben
ausgereicht, dass unsere Böden bis zu zwei Metern Tiefe ausgedörrt
sind. Es bräuchte einen zweimonatigen Dauerregen, um die tiefen
Bodenschichten wieder zu befeuchten. Den wird es wohl über Jahrzehnte
hinweg nicht geben. Dass die Bäume schon im Spätsommer herbsten und
ein Gutteil von ihnen die Dürre im Boden nicht übersteht, dieses
Phänomen wird uns so schnell nicht loslassen. Und an der
Ursachenschraube ist - anders als beim sauren Regen - kaum zu drehen.
Die Ausrichtung auf Baumsorten, die extreme Trockenheit besser
verkraften, wird nicht nur Jahrzehnte dauern. Der Wandel hat nur eine
Chance, wenn die Waldbewirtschaftung der Profitorientierung
grundsätzlich entzogen wird. Kurzfristige Hilfen für Waldbauern wären
nur der Tropfen auf den heißen Stein.
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