Branchenkompass Insurance 2019: Versicherer und Makler meiden Insurtechs
Geschrieben am 01-08-2019 |
Hamburg (ots) - 60 Prozent der Entscheider von Versicherern und
Maklern in Deutschland sehen keinen großen strategischen Nutzen
darin, mit Insurtechs zusammenzuarbeiten. Anders als bei Banken
halten sich Kooperationen und Beteiligungen in Grenzen. Ein Grund:
Deutlich weniger Versicherer betrachten digitale Versicherer und
Vermittler als ernste Bedrohung für das eigene Geschäft. Die meisten
setzen auf eigene Digitalisierungsmaßnahmen. Das ergibt die Studie
"Branchenkompass Insurance 2019" von Sopra Steria Consulting.
Die weltweiten Investitionen in Insurtechs steigen signifikant.
Viele deutsche Start-ups erhalten die zweite oder dritte Finanzierung
- ein Indiz dafür, dass die Geschäftsmodelle gereift sind und sich
nun skalieren lassen. Viele Versicherer und Makler bleiben dennoch
gelassen und auf Abstand. Jeder fünfte Versicherungsentscheider sieht
den Wettbewerb mit Insurtechs als sehr große Herausforderung an.
Themen wie Datenschutz, die Digitalisierung der eigenen
Geschäftsprozesse, dauerhaft niedrige Zinsen und die vielen
Regulierungen stehen deutlich weiter oben auf der Agenda der
Vorstände. Dazu kommt, dass die Versicherer selbst digital
nachziehen, beispielsweise indem sie IT-Systeme in Cloud-Lösungen
überführen, eigene Apps entwickeln und in Online-Kundenportale
investieren. Versicherer Ergo beispielsweise hatte im Mai 2017 die
IT-Gesellschaft Ergo Digital IT gegründet. Ziel ist, sich gegenüber
neuen Wettbewerbern aus eigener Kraft zu behaupten.
Das zeigt: Die Branche nimmt das digitale Heft mittlerweile selbst
in die Hand. Nur acht Prozent der befragten Versicherer und Makler
haben externe Insurtech-Lösungen bei sich integriert, 28 Prozent
haben es vor. Andere Unternehmen sind stark mit sich selbst
beschäftigt und nicht ausreichend auf Partnerschaften vorbereitet.
"Es gibt noch einige Versicherer, die bei ihren internen Hausaufgaben
derart hinterherhinken, dass sie gar nicht mit Insurtechs kooperieren
können. Es fehlen schlicht die technischen, organisatorischen und
kulturellen Voraussetzungen", sagt Christian Diemaier, Leiter des
Geschäftsbereichs Insurance von Sopra Steria Consulting. Zudem halten
sich die Kundenzahlen jedes Insurtechs für sich genommen noch so weit
in Grenzen, dass sie derzeit von den Traditionsunternehmen nicht als
Gefahr wahrgenommen werden und nur punktuell als mögliche Partner
oder Übernahmekandidaten in Betracht kommen.
Die Makler und Vermittler halten sich mit Kooperationen ebenfalls
zurück. 24 Prozent streben eine Insurtech-Kooperation an. Über Makler
läuft ein Großteil des Geschäfts, und sie bevorzugen derzeit lieber
die Geschäftsbeziehungen, die sie über Jahre hinweg aufgebaut haben.
"Makler wissen, was sie an der Zusammenarbeit mit den bewährten
Partnern haben. Sie werden nicht sofort auf das nächstbeste Pferd
setzen", so Christian Diemaier von Sopra Steria Consulting.
Insurtechs unter Beobachtung
Dennoch beobachten Versicherer und Makler die Insurtech-Szene
genau. Die Branche nimmt wahr, dass die Zahl der Herausforderer
steigt. Die reinen Online-Vertragsverwaltungsportale wie Knip und
Clark entwickeln sich zu digitalen Maklern. Echte Vollversicherer mit
BaFin-Lizenz formieren sich, beispielsweise Neodigital und Mailo -
zuletzt ist US-Versicherer Lemonade in Deutschland gestartet. Zudem
besetzen Insurtechs Produktnischen, beispielsweise Getsurance mit
einer Krebsversicherung sowie One Insurance oder Adam Riese mit
On-demand-Versicherungen mit geringen Laufzeiten und kurzen
Kündigungsfristen.
Konzerne sind Insurtech-affiner
Für die Versicherungskonzerne wie Allianz, Baloise, Zurich, Ergo
und Münchener Rück trifft die Zurückhaltung bei der Zusammenarbeit
mit Insurtechs nicht zu. Die großen Player beteiligen sich seit
geraumer Zeit strategisch an Insurtechs und gründen eigene Start-ups.
Im Juli hatte beispielsweise die Zurich-Versicherung die Übernahme
des Insurtechs Dentolo verkündet, um sich einen leichteren Einstieg
in das Zahnzusatzgeschäft zu verschaffen.
Viele digitale Assekuranz-Neulinge suchen ihrerseits die Nähe der
Versicherer. Für sie ist der Zugang zu den Kunden der Versicherer und
Vermittler entscheidend, da sie allein durch Marketing nicht genügend
Kunden gewinnen können. Verbrauchern sind die vielen kleinen
Versicherungsneulinge unbekannt. Das stellte das Rostocker Start-up
Hepster mit einer eigenen Umfrage fest.
Angst vor Abhängigkeit
Ambivalent ist für viele Versicherer zudem das Verhältnis zu
Vergleichsplattformen und Nischenplattformen aus der Branche. Hier
befürchten oder erleben Versicherungsunternehmen bereits, dass ihnen
der Draht zu ihren Kunden abhandenkommt und sie zu reinen Lieferanten
degradiert werden. 74 Prozent der Finanzdienstleister sorgen sich um
ihre Unabhängigkeit. 83 Prozent sehen Nischenplattformen als
Hauptbedrohung, 44 Prozent Vergleichsplattformen wie Verivox und
Check24, so die Studie "Potenzialanalyse Digitale Plattformen" von
Sopra Steria Consulting.
Über die Studien:
Die Ergebnisse der Studie "Branchenkompass Insurance 2019" wurden
in zwei Schritten erhoben. Sopra Steria Consulting und das
F.A.Z.-Institut haben Versicherungsführungskräfte in einem Think Tank
zusammengebracht und mit ihnen über die Themen diskutiert, die die
Branche bewegen. Kundenzentrierung, Vertrieb und Angebotsmanagement
mithilfe Künstlicher Intelligenz sowie Cloud-Computing standen im
Fokus. Im März und April 2019 wurden darüber hinaus 100
Führungskräfte aus Versicherungen zu den Branchentrends,
Herausforderungen und Strategien befragt. Die Online-Befragung wurde
mit Führungskräften von Versicherern unterschiedlicher Sparten und
Größe durchgeführt. http://bit.ly/Studie_BKInsurance2019
Die "Potenzialanalyse Digitale Plattformen" von Sopra Steria
Consulting und dem F.A.Z.-Institut basiert auf einer Online-Befragung
in den Bereichen Banken, Versicherungen, Energie- und
Wasserversorgung, Telekommunikation und Medien, öffentliche
Verwaltung, Automotive sowie sonstiges verarbeitendes Gewerbe. Im
April und Mai 2019 wurden 355 Entscheider, Manager und Fachkräfte
befragt, ob und wie ihr Unternehmen auf digitalen Plattformen
vertreten ist, welche Chancen die Plattformökonomie bietet und welche
Risiken bestehen. http://bit.ly/Studie_Digitale_Plattformen
Links
Infografik: http://bit.ly/Infografik_BKInsurance2019
Interview: http://bit.ly/Nachgefragt_BK_Insurance
Über Sopra Steria Consulting (www.soprasteria.de)
Sopra Steria Consulting zählt heute zu den Top Business
Transformation Partnern in Deutschland. Als ein führender
europäischer Anbieter für digitale Transformation bietet Sopra Steria
eines der umfassendsten Angebotsportfolios für End-to-End-Services am
Markt: Beratung, Systemintegration, Softwareentwicklung,
Infrastrukturmanagement und Business Process Services.
Unternehmen und Behörden vertrauen auf die Expertise von Sopra
Steria, komplexe Transformationsvorhaben, die geschäftskritische
Herausforderungen adressieren, erfolgreich umzusetzen. Im
Zusammenspiel von Qualität, Leistung, Mehrwert und Innovation
befähigt Sopra Steria seine Kunden, Informationstechnologien optimal
zu nutzen. Mit mehr als 44.000 Mitarbeitern in 25 Ländern erzielte
Sopra Steria 2018 einen Umsatz in Höhe von 4,1 Mrd. Euro.
Die Sopra Steria Group (SOP) ist notiert an der NYSE Euronext
Paris (Compartment A) - ISIN: FR0000050809.
Weitere Informationen finden sich unter
www.soprasteria.de/newsroom
Pressekontakt:
Sopra Steria Consulting:
Nils Ritter
Tel.: +49 (0) 40 22703-8801
E-Mail: nils.ritter@soprasteria.com
Faktor 3:
Eva Klein
Tel.: +49 (0) 40 679446-6174
E-Mail: e.klein@faktor3.de
Original-Content von: Sopra Steria SE, übermittelt durch news aktuell
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