Börsen-Zeitung: Kein Lockerungswettlauf / Kommentar zu den Folgen der US-Zinssenkung von Mark Schrörs
Geschrieben am 01-08-2019 |
Frankfurt (ots) - Die Kritik aus dem Weißen Haus ließ nicht lange
auf sich warten: Nur wenige Minuten nach der Entscheidung der
US-Notenbank, ihren Leitzins um 25 Basispunkte zu senken, twitterte
US-Präsident Donald Trump am Mittwochabend in Richtung Fed-Chef
Jerome Powell: "Powell hat uns im Stich gelassen" - garniert mit dem
Zusatz "wie immer". Trump hatte zuvor für aggressive Zinssenkungen
getrommelt. Powell & Co. aber agierten zurückhaltend - und das
vollkommen zu Recht.
Es lässt sich bereits trefflich streiten, ob die erste Zinssenkung
seit der Weltfinanzkrise 2008 jetzt überhaupt schon zwingend war. Die
US-Wirtschaft steht weiter recht robust da: Die Arbeitslosigkeit
liegt nahe dem Rekordtief, Konsum und Binnennachfrage sind stark, und
die Inflation ist nicht weit vom Fed-Ziel entfernt. Natürlich sind
die Risiken groß, vor allem wegen der Handelskonflikte. Aber deren
Ausgang ist ungewiss, und an der politischen Unsicherheit kann die
Fed wenig ändern. Eine vorsichtige Zinssenkung als "Prävention" gegen
Abwärtsrisiken dürfte nun wenig Schaden anrichten - aber wohl auch
nicht viel bringen. Im besten Fall hilft sie ein wenig gegen die
sinkenden Inflationserwartungen. Viel wichtiger wäre aber endlich
eine Lösung der Zollstreitigkeiten.
Absolut richtig ist aber in jedem Fall, dass Powell klargemacht
hat, dass nun nicht automatisch ein langer Zinssenkungszyklus folgt.
Das hilft auch etwas, den fatalen Eindruck zu korrigieren, die Fed
sei gegenüber Trump eingeknickt. Zugleich wirkte die Fed zuletzt wie
eine Getriebene der Märkte. Nun hat Powell zumindest exzessive
Lockerungsfantasien etwas gedämpft. Wenn sich die US-Wirtschaft
deutlicher abkühlt, sollte die Fed reagieren. Sie darf sich aber
weder zum willfährigen Erfüllungsgehilfen für Trumps irrlichternde
Handelspolitik noch zur Vollkaskoversicherung für Investoren
degradieren (lassen).
Mit der US-Zinssenkung steigt nun der Druck auf andere
Zentralbanken, ebenfalls lockerer zu werden - nicht zuletzt auf die
Europäische Zentralbank (EZB). Die EZB sollte sich aber auch ein
Vorbild an der Zurückhaltung der Fed nehmen und wenigstens nicht
gleich mit einem breiten Maßnahmenpaket samt neuer Anleihekäufe
überschießen. Das könnte nur die Fed zwingen, auch noch expansiver zu
werden. Ein geldpolitischer Lockerungswettlauf und ein (kalter)
Währungskrieg zwischen Dollar und Euro hilft niemandem.
Apropos: Wenn Trump einen schwächeren Dollar will, sollte er nicht
auf die Fed oder alte Verbündete einprügeln, sondern die
Zollkonflikte ausräumen. Eine solche Botschaft wäre endlich mal ein
lohnender Tweet.
(Börsen-Zeitung, 02.08.2019)
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