Börsen-Zeitung: Meide die Hitze,
Marktkommentar von Werner Rüppel
Geschrieben am 09-08-2019 |
Frankfurt (ots) - "Ich habe eine ganz besondere Idee für Sie",
erklärte der Assetmanager seinem institutionellen Kunden:
"Investieren Sie nicht nur in Renten, sondern auch in Aktien."
Gesagt, getan. Umgesetzt wurde die Maßnahme dann im August. Danach
ging es an den Aktienmärkten scharf bergab und der Einstandskurs
wurde lange Zeit nicht mehr gesehen. Der Kunde übrigens auch nicht,
er hat nach eineinhalb Jahren den Assetmanager gewechselt.
Diese Geschichte aus dem wahren Leben zeigt, dass der Spätsommer
und der frühe Herbst an den Aktienmärkten eine sehr gefährliche Zeit
sind. Denn im August und September ist es in den vergangenen Jahren
häufig zu heftigen Kurseinbrüchen gekommen. War 1987 noch der Oktober
der Horrormonat für Aktionäre, so hat sich das Ganze inzwischen
zeitlich etwas nach vorn verlagert.
Massive Kurskorrekturen im Dax wie zum Beispiel 2015 und 2011 im
August und September trugen mit dazu dabei, dass das deutsche
Börsenbarometer ein ausgeprägtes saisonales Muster aufweist. Geld
verdient wird im langjährigen Durchschnitt (seit Ende 1987) im
Zeitraum von Januar bis Juli sowie von Oktober bis Dezember. Für
diese beiden guten Phasen errechnet sich eine Performance von 6,87
Prozent und 6,79 Prozent pro Jahr. Im August und September verliert
der Dax meist an Wert, die durchschnittliche Performance beträgt hier
minus 5,22 Prozent pro Jahr. Wer also über die Jahre Ende Juli am
deutschen Aktienmarkt ausgestiegen und dann im Oktober wieder
eingestiegen ist, konnte den Dax sehr deutlich schlagen.
Allein vor diesem Hintergrund agieren erfahrene Börsianer im
Spätsommer vorsichtig. Das Kreuz mit der Saisonalität ist aber, dass
es natürlich nicht in jedem Jahr, wenn die Hitze zunimmt, deutliche
Kurskorrekturen gibt (das wäre ja auch zu einfach), sondern dass auch
die Monate August und September bisweilen mit einer positiven
Performance aufwarten. Daher gilt es in jedem Jahr, das jeweilige
Chancen-Risiko-Verhältnis zu prüfen.
In diesem Jahr ist aber die Hitze groß und die sommerlichen
Gefahren an den Aktienmärkten erheblich. Dies beruht auf mehreren
Ursachen. So ist der Handelskrieg zwischen den USA und China Anfang
August durch die Ankündigung Donald Trumps, die Zölle auf weitere
Importe aus China zu erhöhen, eskaliert. Indem die Chinesen ihre
Währung abwerten ließen, wird aus dem Handelskrieg auch ein
Währungskrieg. Die schwächelnde Weltkonjunktur droht noch deutlicher
als bisher abzukühlen, zumal der US-Präsident als unberechenbar gilt
und ihm ein Einlenken gegenüber China schwerfällt.
Auch in Europa tun sich angesichts der Regierungskrise in Italien
und dem neuen britischen Premierminister Boris Johnson, der einen
Hard Brexit ansteuert, derzeit neue Risiken auf. Diese Unsicherheiten
treffen nun auf einen Aktienmarkt, der befördert durch den Schwenk
der US-Notenbank Richtung Lockerung und einer zunehmend expansiven
Geldpolitik weltweit in diesem Jahr fast in allen Regionen sehr
deutlich zugelegt hat.
Die steigenden Kurse haben dazu geführt, dass insbesondere
institutionelle Investoren, die Anfang des Jahres dem Braten noch
nicht trauen wollten, ihre Aktienpositionen sukzessive erhöht haben
und dass der US-Aktienmarkt nicht mehr günstig bewertet ist. Hinzu
kommt, dass die Analysten ob der sich abschwächenden Konjunktur ihre
Gewinnschätzungen und auch ihre Dividendenprognosen reduzieren. So
hat zum Beispiel gerade die Commerzbank ihre Dividendenerwartungen
für etliche Dax-Werte reduziert. Auch die Erwartungen weiterer
Zinssenkungen der Notenbanken sind inzwischen hoch. Hier drohen
inzwischen negative Überraschungen, dürften die Geldlenker auch nach
unten eher vorsichtig agieren.
Viele Assetmanager und Investoren wie zum Beispiel Starcapital und
die Castell-Bank haben ob der Risiken in den vergangenen Tagen ihre
Aktienquoten reduziert. Andere dürften folgen, so dass der
Aktienmarkt zunächst einmal wohl unter Druck bleibt. "Weitere
Kursverluste sind gut möglich, so dass antizyklische Investoren wie
wir (noch) nicht unter Zeitdruck stehen", erklärt Manfred
Schlumberger von Starcapital. Auch Stratege Luca Paolini von Pictet
Asset Management fürchtet einen Sell-off bei US-Aktien und mahnt zur
Vorsicht. Er empfiehlt: "Stay cool and avoid the heat."
Pressekontakt:
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Telefon: 069--2732-0
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