Allg. Zeitung Mainz: Ja, aber... / Kommentar von Reinhard Breidenbach zu Pflegekosten
Geschrieben am 14-08-2019 |
Mainz (ots) - Zunächst klingt das gut: Kinder von
Pflegebedürftigen werden finanziell entlastet, ebenso Eltern von
pflegebedürftigen erwachsenen Kindern. Doch die Sache ist nicht ohne
Tücken - zu denen allerdings die politische Motivation des
SPD-Sozialministers Heil noch nicht zählt. Er will beim gepflegten
Mittelstand punkten, bei denen, die nicht wirklich wohlhabend sind,
aber doch ordentlich verdienen. Solche parteitaktischen Überlegungen
sind legitim, zumal bei einem politischen Pflegefall wie der SPD, um
es bösartig zu formulieren. Aber: Wenn das neue Gesetz kommt, müssen
Pflegekosten, für die bislang Angehörige herangezogen wurden,
anderweitig aufgebracht werden. Aus dem Steuertopf, oder durch höhere
Beiträge zur Pflegeversicherung. Die Kommunen erwarten höhere
Belastungen und könnten versucht sein, kostengünstige Heime zu
bevorzugen. Ob das gut wäre, steht dahin. Auch könnte es geschehen,
dass eine Familie sagt: Oma oder Opa kann jetzt ins Heim, es kostet
uns ja nichts mehr. Ob Oma oder Opa das aber will, und ob es objektiv
besser für sie ist als häusliche Pflege, weiß man nicht so genau, es
hängt auch stark vom Einzelfall ab. Man muss die Dinge beobachten,
wenn das Gesetz in Kraft getreten ist. Und lohnend ist es in jedem
Fall, immer mal wieder an ein paar Grundpfeiler zu denken, auch
unabhängig von Juristerei. Zum Beispiel daran, dass die Einführung
der Pflegeversicherung, Stand jetzt, eine vernünftige Entscheidung
war. Mehr noch aber daran, dass nur Solidarität, nicht zuletzt die
zwischen den Generationen in beide Richtungen, eine Gesellschaft
davor bewahrt, inhuman zu werden - zumal in Zeiten wie diesen, die
immer grotesker werden.
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Allgemeine Zeitung Mainz
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