BERLINER MORGENPOST: Inakzeptable Doppelrolle / Kommentar von Joachim Fahrun
Geschrieben am 16-08-2019 |
Berlin (ots) - Stephan Franzke ist ein begeisterter
Wirtschaftsförderer und als solcher durchaus erfolgreich. Gerade in
der jungen, hippen Start-up-Szene der Hauptstadt bewegt sich der
Maschinenbau-Ingenieur mit Doktortitel wie ein Fisch im Wasser. Diese
Affinität und Faszination für die Erbauer der meist digitalen Zukunft
haben aber bei Franzke offenbar die Instinkte getrübt. Und diese
sollten bei einem aus im Wesentlichen öffentlichen Kassen mit 200.000
Euro pro Jahr gut besoldeten Angestellten tunlichst funktionieren.
Tun sie aber nicht, und so ist Franzke selbst unternehmerisch aktiv
geworden.
Dass auch ein Wirtschaftsförderer sein Geld anlegen möchte, ist
völlig legitim. Aber es ausgerechnet in Berliner Start-ups zu
stecken, muss man kritisch sehen. Wie will Franzke dem Verdacht
begegnen, er setze sich für sein eigenes Unternehmen eben noch ein
Stückchen vehementer ein als für andere? Ein solches Verhalten wäre
im Übrigen auch in privaten Unternehmen kritikwürdig, wenn sich der
Chef nebenher in der gleichen Branche anderweitig engagieren würde.
Vollends unakzeptabel wird Franzkes Doppelrolle als
Wirtschaftsförderer und privater Geschäftsmann allerdings, wenn er
aktiv unter seinem Namen Unternehmer für seine eigene Firma wirbt.
Zumal die Frage erlaubt sein muss, ob eine solche offensive Akquise
per Massen-E-Mail unter die neuen Datenschutzregeln überhaupt
rechtens ist und ob dabei nicht auf Franzkes berufliche Kontakte
zurückgegriffen wurde. Der Aufsichtsratschef Jürgen Allerkamp, Chef
der Investitionsbank Berlin, hat den für einen zurückhaltenden Banker
höchstmöglichen Tadel ausgesprochen. Dass Franzke auf diese Kritik
überhaupt nicht eingeht und für sich beansprucht, alles richtig zu
machen, wird ihm zurecht Probleme bereiten, seinen Job zu behalten.
Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
Telefon: 030/887277 - 878
bmcvd@morgenpost.de
Original-Content von: BERLINER MORGENPOST, übermittelt durch news aktuell
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