BERLINER MORGENPOST: Weit weg von der Realität / Kommentar von Uta Keseling zur Wahl in Brandenburg
Geschrieben am 25-08-2019 |
Berlin (ots) - Ehrlich gesagt: Wo ich am kommenden Sonntag mein
Kreuz machen werde, weiß ich noch nicht. Ja, es sind Wahlen in
Brandenburg - aber nie war es so schwer, sich zu entscheiden. Nicht
nur, weil die Politik auf dem Land ohnehin oft als etwas wahrgenommen
wird, das eher im Fernsehen spielt als in der Realität. Sondern weil
es diesmal tatsächlich um etwas sehr Reales geht - die Frage zum
Beispiel, ob Berlins Nachbar-Bundesland demnächst von der AfD
mitregiert wird. Oder was, andererseits, eine Koalition politisch
erreichen kann, die sich ausschließlich zusammentut, um das zu
verhindern.
Wen soll man da wählen? Alle Parteien scheinen von der Realität
gleich weit entfernt. Da ist ein Ministerpräsident, der seit seinen
kraftvollen Auftritten noch als Innenminister während des Hochwassers
2013 blass geblieben ist. Der eben kein "Landesvater" oder -mutter
wurde wie Manfred Stolpe, Regine Hildebrandt oder Matthias Platzeck.
Da ist eine grüne Partei, die ihre Wahlkampagne in Gaga-Sprache
formuliert - "Hallo Grunz, tschüss Quälerei". Und die dabei vergisst,
dass für Bewohner eines Agrarlandes wie Brandenburg Ökologie und
Klimaschutz gelebter Alltag sind und kein Bullerbü-Traum wie in
Berlin. Die CDU ist derzeit mit einer "Landei"-Kampagne und der
Stimme (Achtung: Doppelsinn!) von Bruce Willis unterwegs. Deren
Spitzenkandidat forderte gerade einen Abriss für den Flughafen BER,
sollte dieser nicht wie geplant 2020 eröffnen. Das ist weit weg von
den Realitäten seines Bundeslandes, das ja rund um Schönefeld schon
jetzt vom BER profitiert. Ach ja, und die Linke? Auf deren
Wahlplakaten ist das Wort "Ost" ähnlich groß geschrieben wie bei der
AfD. Eine Zeitreise zurück in die DDR - weiter weg kann man wohl
kaum sein von der Wirklichkeit. Wie gesagt, es ist schwierig mit der
Wahl dieses Mal.
Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
Telefon: 030/887277 - 878
bmcvd@morgenpost.de
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