neues deutschland: Historiker Hannes Heer ist besorgt über die Rückkehr des Mythos von der "sauberen Wehrmacht"
Geschrieben am 01-09-2019 |
Berlin (ots) - Der 1. September 1939, der Beginn des Zweiten
Weltkrieges, markiere "nicht ein beliebiges Kriegs- und
Schlachtendatum", betont der Hamburger Historiker Hannes Heer im
Gespräch mit "neues deutschland". Mit dem Überfall Hitlerdeutschlands
auf Polen vor 80 Jahren sei "eine neue Form von Krieg" geführt
worden, "ein Eroberungs- und Vernichtungskrieg. Dabei ging es darum,
Staaten zu zerschlagen und deren Bevölkerungen zu versklaven oder zu
ermorden." Untrennbar seien mit diesem Krieg "aggressive, expansive
und rassistische Ziele" verbunden gewesen.
Heer, der die Wanderausstellung "Vernichtungskrieg. Verbrechen der
Wehrmacht 1941 bis 1944" mitgestaltet hatte, die 1995 bis 1999 in 34
Städten zu sehen war, registriert derzeit eine Rückkehr des Mythos
von der "sauberen Wehrmacht" in der Bundesrepublik, die er selbst
"nie für möglich gehalten hätte". Dies konstatiert er vor allem für
die AfD und ihr Umfeld.
Der von der damaligen Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen
2018 verabschiedete neue Traditionserlass ist nach Heers Auffassung
"das schlimmste, weil dümmste Dokument in der langen Reihe der
Traditionserlasse". Der "traurige Höhepunkt" dieses Erlasses sei die
Feststellung, die Wehrmacht sei eine Gefangene gewesen - sie habe
"dem nationalsozialistischen Unrechtssystem" gedient und sich bei
dieser Gelegenheit "schuldhaft verstrickt". "Das bedeutet eine
Rückkehr in die geschichtsblinden 50er Jahre und eine bewusste
Negierung aller Erkenntnisse der internationalen
Geschichtswissenschaft. Wer die Wehrmacht zum Opfer der Verhältnisse
und zu einem gefesselten Subjekt stilisiert, betreibt
Geschichtsrevisionismus", kommentiert der Historiker im "nd".
Pressekontakt:
neues deutschland
Redaktion
Telefon: 030/2978-1722
Original-Content von: neues deutschland, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
699859
weitere Artikel:
- Der Tagesspiegel: Politikwissenschaftler Münkler kritisiert Außenminister Maas: Zu viele Mahnungen, zu wenig Einfluss Berlin (ots) - Der Berliner Politikwissenschaftler Herfried
Münkler hat mäßigende Mahnungen von Außenminister Heiko Maas (SPD) an
Konfliktparteien in aller Welt kritisiert. "Einige Politiker haben
offenbar eine schiefe Berufsauffassung. Sie glauben, sie seien
Intellektuelle und könnten in der Rolle des Mahners und Warners
auftreten", sagte Münkler dem in Berlin erscheinenden "Tagesspiegel
am Sonntag". Tatsächlich sollten sie aber das operative Geschäft
erledigen: "Heiko Maas will lieber die Öffentlichkeit bespielen, als
das harte mehr...
- Frankfurter Rundschau: Endlich hinsehen Frankfurt (ots) - Wenn nicht alles täuscht, hat dieser August 2019
im deutsch-polnischen Verhältnis etwas Grundlegendes verändert. Nie
zuvor wurde in Politik und in großen Teilen der deutschen
Gesellschaft so intensiv über den NS-Terror in Polen berichtet und
debattiert. Es scheint, als wäre das unfassbare Ausmaß des
Unterdrückungs- und Vernichtungswillens, der das Nachbarland zwischen
1939 und 1945 erbarmungslos traf, erst jetzt ins kollektive
Bewusstsein der Nation durchgedrungen, 80 Jahre nach Beginn des
Zweiten Weltkriegs. Warum mehr...
- NRZ: Es gibt nichts schönzureden - ein Kommentar von JAN JESSEN Essen (ots) - Der Albtraum der Volksparteien ist nicht wahr
geworden. Sie sind abgestraft worden, aber die AfD hat es nicht
geschafft, zur stärksten Kraft in Brandenburg oder in Sachsen zu
werden. Mit 30 Prozent plus hat die CDU in Sachsen ein respektables
Ergebnis eingefahren, das wird den Druck von der angeschlagenen
Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer nehmen. In Brandenburg kann
die SPD an der Regierung bleiben, auch wenn die Regierungsbildung
kompliziert werden wird. Balsam für die geschundene
sozialdemokratische Seele. mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: MZ-Kommentar zu Steinmeier in Polen Halle (ots) - Wir Deutschen sind gut beraten, keine wie auch immer
verpackte Relativierung zuzulassen. Als der AfD-Spitzenpolitiker
Alexander Gauland öffentlich davon sprach, zwar bekenne man sich zur
Verantwortung "für die zwölf Jahre", doch seien Hitler und die Nazis
"nur ein Vogelschiss in unserer über 1 000-jährigen Geschichte", hat
er jene gestärkt, denen es längst zu viel geworden ist mit dem
Bekenntnis zum dunkelsten Teil deutscher Geschichte. Natürlich tragen
die Nachgeborenen keine Schuld an den seinerzeit verübten
Gräueltaten. mehr...
- Stuttgarter Nachrichten: Kommentar zu Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg Stuttgart (ots) - Die AfD ist in Sachsen und Brandenburg nicht die
stärkste politische Kraft geworden. Die Wahlergebnisse weisen ihnen
aber in beiden Ländern mit großem Abstand den zweiten Platz zu. Grund
zum Aufatmen besteht nicht. Auch nicht in Sachsen, wo
Ministerpräsident Michael Kretschmer neues Vertrauen schaffen konnte,
ohne die Verdoppelung der AfD aufzuhalten. Doch er dürfte seiner in
starken Teilen mit der AfD liebäugelnden CDU klargemacht haben, dass
eine klare Abgrenzung vom Wähler mehr honoriert wird als diffuse
Anbiederung. mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|