Unternehmen fehlt umfassende Strategie zur digitalen Ethik
Geschrieben am 04-09-2019 |
Düsseldorf (ots) - Aufholbedarf beim Thema digitale Ethik: Nur 50
Prozent der Unternehmen halten sich bereits für gut aufgestellt //
Ganzheitliche Konzepte fehlen - Firmen beschränken sich auf
Datenschutz // Die größten Hindernisse sind fehlendes Personal und
mangelndes Bewusstsein // Nur jedes vierte Unternehmen verfügt
bereits über ausformulierte Leitlinien // Innerhalb der Organisation
ist das Thema hoch angesiedelt // Den stärksten Einfluss hat der
Gesetzgeber - noch vor dem Kunden
Digitale Ethik zählt laut Analysten zu den Top-Technologiethemen
des Jahres 2019 - doch der Trend ist in vielen deutschen Unternehmen
noch nicht angekommen: Lediglich jede zweite Firma sieht sich selbst
in puncto digitale Verantwortung als gut oder sehr gut aufgestellt.
Noch kritischer schätzen die Unternehmen ihren allgemeinen Stand der
Digitalisierung ein - nur 33 Prozent geben sich gute Noten.
Ausgesprochen zufrieden sind die Entscheider dagegen mit ihrer
Aufstellung hinsichtlich Datenschutz und Datensicherheit, wie 82
Prozent bestätigen. Das sind zentrale Ergebnisse einer Erhebung zum
Thema "Digitale Ethik" der Wirtschaftsprüfungs- und
Beratungsgesellschaft PwC, für die 300 Unternehmen ab einer Größe von
50 Mitarbeitern befragt wurden.
"Selbst bei den Unternehmen, die sich positiv bewerten, liegt der
Fokus noch zu stark auf dem Schwerpunkt Datenschutz und der
technischen Umsetzung der Digitalisierung. Den meisten Unternehmen
fehlt eine ganzheitliche Sichtweise auf das Thema digitale Ethik. Sie
unterschätzen, wie wichtig es für die Etablierung neuer digitaler
Geschäftsmodelle ist, Vertrauen in die ethischen Standards bei
Kunden, Mitarbeitern und Geschäftspartnern aufzubauen", sagt Dr.
Robert Paffen, Risk Consulting Leader bei PwC Europe und PwC
Deutschland. "Eine erfolgreiche Transformation setzt voraus, dass
Unternehmen Leitlinien formulieren, die es ermöglichen, Technologien
nach hohen ethischen Standards zu entwickeln. Das heißt etwa, dass
sie nicht diskriminieren, den Datenschutz sowie die Privatsphäre
sichern und zum Wohl von Menschen beitragen."
Die größten Hürden: Mangelnde Kompetenz, fehlendes Bewusstsein
Wie gut Unternehmen im Bereich digitale Ethik abschneiden, ist
aber auch branchenabhängig. So stuft sich etwa die Pharmaindustrie,
traditionell eine stark regulierte Branche, als gut aufgestellt ein,
wie 74 Prozent der Befragten bestätigten. Schlusslicht ist hingegen
die Konsumgüterbranche mit lediglich 42 Prozent Zustimmung. Die
größten Herausforderungen sehen die Unternehmen darin, dass ihnen das
Personal mit den entsprechenden Kompetenzen fehlt (56 Prozent) und
dass es innerhalb der Organisation an Bewusstsein für die Bedeutung
des Themas mangelt (51 Prozent). "Daran müssen Unternehmen dringend
arbeiten. Firmen, die verantwortungsbewusst mit der Digitalisierung
umgehen, treiben aktiv ihren Wandel voran. Sie verbessern die
Beziehungen zu Kunden und anderen Stakeholdern. Das hat direkte
Auswirkungen auf die Qualität der Produkte und Services. Denn:
Kunden, die vertrauen, verhalten sich loyaler und sind eher bereit,
Informationen zu teilen", kommentiert Daniela Hanauer, Partnerin und
Expertin für das Thema Risk Consulting bei PwC Deutschland.
Digitale Ethik ist Aufgabe der Führungsebene
Dass digitale Ethik direkten Einfluss auf das eigene Unternehmen
hat, sehen die Befragten durchaus. So wirkt sich Digitalethik etwa
bereits auf den Umgang mit sensiblen Informationen wie Mitarbeiter-
oder Kundendaten (85 Prozent) und die IT-Sicherheit (78 Prozent) aus.
Immerhin 62 Prozent bestätigen einen Einfluss auf die
Unternehmenskultur, und 59 Prozent beziehen Fragen der digitalen
Verantwortung auch bei strategischen Entscheidungen ein. Den Wert der
Transparenz gegenüber Mitarbeitern, Kunden und anderen Stakeholdern
bekräftigen 59 Prozent der Entscheider.
Zu dieser Einschätzung passt auch, dass das Thema innerhalb der
Organisation hoch angesiedelt ist: Mit digitaler Verantwortung
befasst sich vor allem die Führung auf C-Level, wie 59 Prozent der
Befragten bestätigen. Einen speziellen Beauftragten für digitale
Ethik haben bisher allerdings nur 19 Prozent der Unternehmen
eingestellt.
Die Unternehmen verkennen Chancen und Risiken einer umfassenden
digitalen Ethik
Obwohl die Unternehmen die Relevanz der digitalen Ethik erkennen,
agieren sie bislang in der Praxis eher zögerlich. Die Mehrheit setzt
zwar die Richtlinie zum Datenschutz und Umgang mit personenbezogenen
Daten um (78 Prozent) und hat Richtlinien zur Transparenz im Hinblick
auf digitale Themen formuliert (57 Prozent). "Wenn Unternehmen
allerdings wirklich Risiken minimieren und sich Wettbewerbsvorteile
verschaffen wollen, brauchen sie eine umfassende Strategie zum
verantwortungsvollen Umgang mit neuen Technologien", sagt Dr. Robert
Paffen. Doch genau die fehlt den meisten Unternehmen: Lediglich 24
Prozent verfügen über ausformulierte Standards zu Fragen der
digitalen Ethik, die als Leitplanke bei Unternehmensentscheidungen
dienen können, und ein ebenso geringer Anteil hat eine ausformulierte
Digitalstrategie mit Ausführungen zur digitalen Verantwortung. Wenn
es um die Einhaltung der Regelungen geht, vertrauen 75 Prozent
darauf, dass die Mitarbeiter Verstöße melden können. 67 Prozent
setzen auf Anlagen zum Arbeitsvertrag und 54 Prozent auf interne
Schulungen.
Den größten Einfluss hat der Gesetzgeber
Unternehmen, die gegen ethische Grundsätze verstoßen, laufen
Gefahr Kunden - und damit Marktanteile - sowie Mitarbeiter zu
verlieren. Den größten Einfluss bei der Etablierung eines digitalen
Wertegerüstes hat dennoch der Gesetzgeber, das bestätigen 73 Prozent
der Unternehmen. Erst an zweiter Stelle nehmen Kunden (68 Prozent),
an dritter Stelle Mitarbeiter (60 Prozent) Einfluss. "Die
Bundesregierung ist bereits im Bereich der digitalen Ethik aktiv und
hat eine Kommission installiert. Doch das entbindet Unternehmen
keinesfalls von der Aufgabe, eigene Regeln und Standards zum
verantwortungsvollen Umgang mit der Digitalisierung zu erstellen",
bilanziert Daniela Hanauer.
Die Erhebung finden Sie zum kostenlosen Download unter:
www.pwc.de/digitaleethik
Pressekontakt:
Franziska Weyer
PwC Communications
Tel.: (0211) 981 - 7611
E-Mail: franziska.weyer@pwc.com
Original-Content von: PwC Deutschland, übermittelt durch news aktuell
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