"Sippenforschung": Aktuelles Lehrbuch für Polizeischüler nutzt NS-Vokabular
Geschrieben am 04-09-2019 |
Hamburg (ots) - Polizeianwärter für den gehobenen Dienst werden an
Fachhochschulen mit einem Lehrbuch ausgebildet, das NS-Vokabular
enthält. Wie der stern in seiner neuesten Ausgabe berichtet, werden
in dem Lehrbuch "Kriminologie für Studium und Praxis" von Horst
Clages und Ines Zeitner Kriminologen und Juristen zitiert, die in der
NS-Zeit eine fragwürdige Rolle gespielt haben, ohne dass dies erwähnt
wird. Darüber hinaus werden Begriffe aus der NS-Zeit verwandt, ohne
sie hinreichend einzuordnen. In einem fiktivem Beispiel über den Fall
jugendlicher Intensivtäter verwenden Clages und Zeitner den Begriff
"Sippenforschung", der untrennbar mit der mörderischen Rassenpolitik
der Nazis verbunden ist, als wäre dies heute noch eine Methode, um
Kriminalität zu erklären. Dort heißt es: "Einerseits kann aus den
Ergebnissen der Sippenforschung auf genetisch bedingte Defekte
geschlossen werden." Die Autoren setzen den Begriff "Sippenforschung"
nicht einmal in Anführungszeichen. In einem Kapitel über die
"historische Betrachtung" von "Tätertypologien" taucht der
österreichische Kriminologe Ernst Seelig auf. Er schrieb unter
anderem über "arbeitsscheue Berufsverbrecher" und "Verbrecher aus
Mangel an Gemeinschaftsdisziplin". Die Autoren präsentieren auch
diese Begriffe, ohne sie weiter einzuordnen. Dass Seelig ab 1939
"Mischlingsuntersuchungen" durchführte, ist ihnen keine Zeile wert.
Auf stern-Anfrage zeigt sich der Verlag Deutsche Polizeiliteratur,
eine 100-prozentige Tochter der Gewerkschaft der Polizei,
zerknirscht. Der Geschäftsführer Joachim Kranz teilt "nach eigener
erster Recherche grundsätzlich die Einschätzung zu den kritisierten
Passagen". Der Verlag will jetzt prüfen, "wie es dazu kommen konnte
und welche Schritte wir intern gehen müssen, um dies zukünftig zu
verhindern". Auch die Autoren betonen, es liege ihnen "fern,
Diskriminierungen vorzunehmen oder gar das NS-Regime in seiner
Verantwortung zu schmälern". Ein "Handbuch" sei "jedoch nicht
geeignet, sich mit dieser Problematik umfassend auseinanderzusetzen".
Sie kündigen an, "bei einer Überarbeitung des Buches deutlicher auf
die Zusammenhänge in geeigneter Form hinzuweisen".
Auf die Frage, wie das offenbar nicht gründlich lektorierte Buch
es in die Lehrbuchsammlungen von Polizeihochschulen schaffen konnte,
gibt es offenbar eine einfache Antwort: Während Schulbücher vom
Kultusministerium zugelassen werden, entscheiden Dozenten, die
Polizisten ausbilden, selbst, welche Lehrbücher sie einsetzen.
Pressekontakt:
Sabine Grüngreiff, Gruner + Jahr Unternehmenskommunikation,
Telefon: 040 - 3703 2468, E-Mail: gruengreiff.sabine@guj.de
Original-Content von: Gruner+Jahr, STERN, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
700310
weitere Artikel:
- NABU: Neues Insektenschutzprogramm ist wichtiger Schritt in richtige Richtung Berlin (ots) - Der NABU begrüßt das Aktionsprogramm Insektenschutz
der Bundesregierung, das heute vom Kabinett beschlossen werden soll.
Erstmals gibt es damit in Deutschland ein spezielles Programm zum
Schutz einer Gruppe von Lebewesen.
"Die Bundesregierung hat die Systemrelevanz der Insekten erkannt.
Die Leistungen von Wildbienen und Co. als Bestäuber und im
Nahrungsnetz können wir gar nicht hoch genug einschätzen. Doch durch
Lebensraumverlust, hohen Pestizideinsatz und Überdüngung verschwinden
Insekten in rasantem Tempo. Ein mehr...
- Dött: Maßnahmen zum Insektenschutz schnell umsetzen Berlin (ots) - Aktionsprogramm Insektenschutz ist zentrales
Element unserer Politik zum Schutz der Biodiversität
Am heutigen Mittwoch hat die Bundesregierung das Aktionsprogramm
Insektenschutz beschlossen. Dazu erklärt die umweltpolitische
Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Marie-Luise Dött:
"Mit dem heute beschlossenen "Aktionsprogramm Insektenschutz" sind
zentrale Handlungsansätze für einen besseren Insektenschutz
festgelegt worden. Eine Vielzahl von konkreten Maßnahmen wird zur
Verbesserung der Lebensgrundlagen mehr...
- Kölner Stadt-Anzeiger: Rewe nimmt Plastikgeschirr vorzeitig aus dem Regal - Chef der Supermarktkette setzt auf Mehrweg-Netze und dünnere Verpackungen Köln (ots) - Köln. Die Kölner Einzelhandelskette Rewe will den
anfallenden Kunststoffmüll in nächster Zeit stark reduzieren. "Wir
wollen in den kommenden fünf Jahren auf so viel Plastik verzichten
wie möglich", sagte der Chef der Rewe Group, Lionel Souque, im
Gespräch mit dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Donnerstag-Ausgabe). Dabei
gehe das Unternehmen über die gesetzlichen Vorgaben hinaus.
"Einweggeschirr, also Plastikteller, -tassen oder -gabeln werden ab
dem Ende dieses Jahres aus dem Sortiment genommen", sagte Souque dem
Blatt. Ab mehr...
- Luftnummer beim Insektenschutz: Aurelia Stiftung kritisiert Aktionsprogramm der Bundesregierung gegen das Insektensterben (FOTO) Berlin (ots) -
Das heute von der Bundesregierung beschlossene "Aktionsprogramm
Insektenschutz" wird dem Insektensterben nicht gerecht. Die darin
gefassten, unverbindlichen Absichtserklärungen führen am Kern des
Problems vorbei und werden wahrscheinlich weitgehend wirkungslos
bleiben.
Um die dramatische Lage der Insekten in Deutschland zu verbessern,
brauchen wir nicht nur sinnvollere Regelungen für den Pestizideinsatz
in Schutzgebieten, sondern vor allem klare politische
Weichenstellungen für einen landwirtschaftlichen Systemwandel mehr...
- neues deutschland: Ecuadorianischer Wirtschaftswissenschaftler Acosta: Wirtschaftsinteressen als Hintergrund der Brände in Amazonasregion Berlin (ots) - Der ecuadorianische Wirtschaftswissenschaftler
Alberto Acosta hat wirtschaftliche Interessen als Hintergrund der
Brände in der Amazonasregion ausgemacht. "In Brasilien und auch in
Bolivien stehen transnationale Nahrungsmittelkonzerne hinter dem
Angriff auf den Regenwald", sagte Acosta im Interview mit der in
Berlin erscheinenden Tageszeitung "neues deutschland"
(Donnerstagausgabe). Millionen von Hektar seien dort in den
vergangenen Jahren entwaldet worden, so der frühere Energieminister
und Leiter der verfassungsgebenden mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|