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Grüner Knopf / Neues Metasiegel an entscheidenden Stellen viel zu schwach

Geschrieben am 05-09-2019

Wuppertal (ots) - Am 9. September will das Bundesministerium für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) sein neues
Metasiegel "Grüner Knopf" starten. Leider weist es aus Sicht der
Kampagne für Saubere Kleidung (kurz: CCC für Clean Clothes Campaign)
erhebliche Schwächen auf und verfehlt so im Moment noch das Ziel,
Konsument*innen eine verlässliche Orientierung zu bieten, dabei,
Kleidung zu erkennen, die unter Wahrung der Arbeits- und
Menschenrechte hergestellt wurde.

MANKO FABRIKAUDITS

Der Grüne Knopf will menschenrechtliche Sorgfaltspflichten von
Unternehmen in die Bewertung einbeziehen. Dies wäre positiv, noch ist
aber unklar, wie die Kriterien und die Nachweisführung in der Praxis
umgesetzt werden. Zudem soll die Vergabe auch auf der Anerkennung
bereits bestehender Siegel und Label basieren. Diese werden in der
Regel von privatwirtschaftlichen Firmen oder Einrichtungen anhand
durchgeführter Fabrikaudits vergeben. "In zahlreichen Publikationen
hat die CCC dokumentiert, dass Sozialaudits weder in der Lage sind,
Arbeitsrechtsverletzungen wie die Diskriminierung von Frauen oder die
Behinderung von Gewerkschaftsarbeit zu erkennen, noch zu
tatsächlichen Verbesserungen führen. Ein staatliches Siegel erfordert
einen besonders effektiven, unabhängigen und mit ausreichend
Ressourcen und wirksamen Sanktionsmitteln ausgestatten
Kontrollmechanismus", so Uwe Wötzel von ver.di.

SCHWACHPUNKT LÖHNE UND ABDECKUNG DER LIEFERKETTE

In der Pilotphase, die bis Mitte 2021 dauern soll, gibt es zu
viele Schwachpunkte. "Insbesondere die Zahlung eines
existenzsichernden Lohns ist nicht integriert. Ebenso fehlt die
Abdeckung der gesamten Lieferkette. Daher dürfen aus Sicht der CCC
Textilien, die den Grünen Knopf tragen, nicht als 'fair' oder 'sozial
nachhaltig' bezeichnet werden", stellt Ingeborg Mehser vom
Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt klar.

BLANKOSCHECK FÜR EU-PRODUKTE

Eine weitere Ausnahme ist, dass Unternehmen, die in der EU
produzieren, ein Blankoscheck erteilt wird: Sie müssen für die
Produktzertifizierung keinen Nachweis erbringen, dass die Menschen-
und Arbeitsrechte eingehalten werden, da die sozialen Standards
aufgrund effektiv durchgesetzter gesetzlicher Vorgaben in der EU
bereits gewährleistet seien.

"Dies ist ein Einfallstor für Trittbrettfahrer und kann die
Glaubwürdigkeit des Grünen Knopfs ad absurdum führen.
Veröffentlichungen der CCC über Bulgarien oder Rumänien, die beiden
größten Textilkonfektionäre in der EU, zeigen regelmäßig systemische
Probleme bei der Umsetzung von Arbeitsrechten. Bei der Kluft zwischen
dem tatsächlichen Lohn und einem Existenzlohn belegen die
Niedriglohnländer Europas weltweit einen traurigen Spitzenplatz", so
Maik Pflaum von der Christlichen Initiative Romero.

FAZIT

Freiwillige Produktzertifizierung hält die CCC weiterhin nicht für
den richtigen Ansatz, um die Arbeitsbedingungen in globalen
Lieferketten strukturell zu verbessern. Die CCC fordert ein
Lieferkettengesetz.



Pressekontakt:
Für Interviews und Fragen steht Ihnen der Geschäftsführende Ausschuss
der Kampagne für Saubere Kleidung Deutschland zur Verfügung:

Maik Pflaum
Referent für Arbeitsrechte der Christlichen Initiative Romero
Tel: 0911 214 2345 und 0151 206 544 30, pflaum@ci-romero.de

Uwe Wötzel
Gewerkschaftssekretär der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft,
Berlin
Tel: 030 6956 1036, uwe.woetzel@verdi.de

Ingeborg Mehser
Referentin beim Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt Bremen
Tel: 0421 346 1523, ingeborg.mehser@kirche-bremen.de

Original-Content von: Clean Clothes Campaign - Kampagne für Saubere Kleidung, übermittelt durch news aktuell


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