(Registrieren)

Börsen-Zeitung: Die unendliche Geschichte, Kommentar zur EZB von Detlef Fechtner

Geschrieben am 12-09-2019

Frankfurt (ots) - Die Kurse an den Kapitalmärkten haben nach der
EZB-Entscheidung zunächst Kurven gedreht. So schienen die Anleger
verwirrt darüber, was die Entscheidungen der Notenbank beispielsweise
für Bankaktien zu bedeuten haben. Einerseits winkt eine gewisse
Entlastung durch Freibeträge beim Strafzins, andererseits dürfte die
Neuauflage des Anleihekaufprogramms das Problem überschüssiger
Liquidität erhöhen. Mancher Bankentitel fuhr daher Berg und Tal.

Lohnenswert war der Blick auf den Goldpreis, der unmittelbar nach
Bekanntwerden der Entscheidung in die Höhe schoss. In dieser Reaktion
dürfte sich vor allem Misstrauen gegenüber der EZB ausdrücken.
Schließlich hegen mittlerweile selbst wohlwollende Beobachter Zweifel
daran, ob das eingesetzte Instrumentarium der Notenbank noch
angemessen ist - und ob es ihr damit gelingt, die
"Inflationserwartungen zu verankern".

Bei vielen Beobachtern der Notenbankpolitik dürfte sich eher das
Gegenteil einstellen. Die Notenbank muss fürchten, dass sie mehr und
mehr die "Erwartung verankert", dass die EZB gerade nicht mehr der
Garant für stabile Preise ist, der mit ruhiger Hand die Geldpolitik
steuert, sondern immer hektischer feuert. Das jüngste Bündel an
weitreichenden Maßnahmen sorgt daher eher für ein Gefühl der
Unsicherheit. Immer häufiger wird die Vermutung geäußert, dass die
Zinsen nicht nur einige Zeit, sondern eine Ewigkeit nahe Null
bleiben - und dass die ultralockere Geldpolitik eine unendliche
Geschichte zu werden droht.

Die Lage, in die sich die EZB manövriert hat, birgt drei schwere
Risiken. Erstens, dass die Politik des offenen Portemonnaies bereits
jetzt jede Menge Nebenwirkungen entfaltet, die vor allem die Banken
belasten. Zweitens, dass die Notenbank in Zeiten negativer Zinsen und
billionenschwerer Anleihekaufprogramme keine Pfeile mehr im Köcher
hat, um einzugreifen, falls sie im Falle einer echten
Wirtschaftskrise - und nicht bloß eines Abschwungs - dringend
gebraucht würde. Und drittens, dass mit jedem neuen Maßnahmenpaket
das Vertrauen in die Zentralbank als letzte Bastion der
Glaubwürdigkeit in schwierigen Zeiten erodiert.

Nur zur Erinnerung: In der Finanzkrise erhielt die EZB nur deshalb
eine so prominente Rolle - etwa in der Bankenaufsicht - weil niemand
mehr da war, dem die Märkte noch etwas zutrauten. Dieser Nimbus ist
in Gefahr, da den Entscheidungen im EZB-Rat mittlerweile ein Hauch
von Panik anhaftet.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de

Original-Content von: Börsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

701720

weitere Artikel:
  • CROMSOURCE vertieft sein hybrides Dienstleistungsmodell Verona, Italien (ots/PRNewswire) - CROMSOURCE, ein internationales Auftragsforschungsinstitut (contract research organization, CRO) hat die Konsolidierung seines hybriden Dienstleistungsmodells bekanntgegeben. Aufgrund von Kundennachfragen hat CROMSOURCE sein hybrides Dienstleistungsangebot weiter ausgefeilt, so dass das Unternehmen seinen Kunden aus den Bereichen Pharmazie, Medizintechnik und Biotechnologie nun eine effiziente Alternative zu herkömmlich vollständig ausgelagerten bzw. funktionellen Dienstleistungsmodellen (FSP) bieten mehr...

  • Falcon.io präsentiert die zweite jährliche Konferenz Spark Kopenhagen, Dänemark (ots/PRNewswire) - Falcon.io wird Spark (http s://c212.net/c/link/?t=0&l=de&o=2577401-1&h=1140626627&u=https%3A%2F% 2Fc212.net%2Fc%2Flink%2F%3Ft%3D0%26l%3Den%26o%3D2577401-1%26h%3D53044 6701%26u%3Dhttps%253A%252F%252Fwww.falcon.io%252Fspark%252F%26a%3DSpa rk&a=Spark) veranstalten, eine Marketingkonferenz für Digital Natives. Sie findet im Zentrum Kopenhagens am 14. November 2019 statt und es werden Referenten aus digital zukunftsweisenden Unternehmen wie MTV, BBC, LinkedIn, HarperCollins und viele mehr...

  • FunFair Technologies, marktführender Technologieanbieter für Blockchain-Casinos, für erste tokenbasierte Lieferantenlizenz der Isle of Man zugelassen Douglas, Isle Of Man (ots/PRNewswire) - FunFair Holdings (IOM) LTD, - FunFair Technologies, die marktführende dezentrale B2B-Casino-Plattform, erhielt als erstes Unternehmen der Branche eine tokenbasierte Lieferantenlizenz der Isle of Man. Die Lizenz soll das kontinuierliche Wachstum und die breitere Geschäftsstrategie von FunFair unterstützen, die sich auf reguliertes Glücksspiel im Blockchain-Bereich konzentriert. Sie wird es FunFair ermöglichen, im Rahmen einer Tier-1-Spielgerichtsbarkeit zu operieren, die vollständige Einhaltung mehr...

  • "Japan Media Arts Distributed Museum" eröffnet an ca. 10 Standorten Neue Kunstausstellung von regionalen, kulturellen Artefakten inspiriert, in der die Schönheit der japanischen Kultur präsentiert wird. Sapporo, Japan und Tokio (ots/PRNewswire) - Das Japan Media Arts Distributed Museum Office ist stolz darauf, die Eröffnung einer Ausstellung namens "Japan Media Arts Distributed Museum" an ca. 10 Standorten, einschließlich an Flughäfen in Japan anzukündigen, wobei es sich um einen Teil einer neuen Initiative handelt, die durch die internationale Touristensteuer durch die Agency for Cultural Affairs mehr...

  • 39 % der europäischen Unternehmen geben zu, Opfer einer Cyberattacke gewesen zu sein, aber die Mehrheit der Hackerangriffe bleibt vor der Öffentlichkeit verborgen - Fast die Hälfte (46 %) der erfolgreichen Angriffe visiert wenig geschulte Mitarbeiter an - 75 % aller Angriffe werden trotz DSGVO-Meldepflichten bei Verstößen nie öffentlich bekannt gemacht - 62 % glauben, dass Hacker raffinierter als Sicherheitssoftware-Entwickler sind London (ots/PRNewswire) - Fast zwei Fünftel der europäischen Unternehmen waren wissentlich in den letzten fünf Jahren Opfer einer Cyberattacke, wobei 64 % von ihnen zugeben, dass sie möglicherweise unwissentlich gehackt wurden - dies besagt ein neuer mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht