(Registrieren)

Gemeinsam mit Hörakustikern gegen Tinnitus / 6. Interdisziplinäre Fachtagung zu neuen Erkenntnissen

Geschrieben am 13-09-2019

Mainz / Frankfurt am Main (ots) - Ein Rauschen oder Pfeifen im Ohr
stellt für immer mehr Menschen eine tägliche Belastung dar, die zu
deutlichen Einschränkungen im Beruf und Alltag führen kann. Sie haben
einen Tinnitus. Deutschlandweit sind mehr als drei Millionen Menschen
betroffen. Um die Hilfe und Versorgung für die Betroffenen stetig zu
verbessern, richtet die Bundesinnung der Hörakustiker (biha) jährlich
die bundesweite interdisziplinäre Tinnitus-Fachtagung in Frankfurt am
Main aus, bei der Experten aus dem praktischen, wissenschaftlichen
und klinischen Sektor neue Ergebnisse und Erkenntnisse vortragen und
sie diskutieren. In diesem Jahr fand die Fachtagung bereits zum
sechsten Mal statt. Über 100 Teilnehmer aus ganz Deutschland
besuchten die Veranstaltung am 11. September.

Begrüßt und durch den Tinnitus-Tag geführt wurden die Teilnehmer
und Experten aus den verschiedenen Fachbereichen von
biha-Vizepräsident Hans-Jürgen Bührer. Er stellte die Referenten und
ihre wissenschaftlichen und praxisrelevanten Vortragsthemen vor. Im
Fokus standen dieses Jahr die neuesten wissenschaftlichen
Erkenntnisse zur Entstehung von Tinnitus und die Frage, ob und wie
dieser gemessen werden kann.

Prof. Dr. Gerhard Goebel, ehemaliger Chefarzt Schön Klinik
Roseneck, Prien, erklärte, dass nach seiner Erfahrung Betroffene
einen tonalen Tinnitus zumeist als belastender empfänden als einen
als Rauschen beschriebenen Tinnitus. Objektiv gesehen, existieren
diese Töne allerdings nicht und sind daher in herkömmlicher Art nicht
messbar. Goebel zeigte jedoch verschiedene Methoden auf, mit denen
ein von Tinnitus-Betroffenen wahrgenommener Ton dennoch eingeordnet
werden kann, sowohl dessen Frequenz als auch Lautstärke. Mit diesen
Daten kann dann ein Hörakustiker ein Hörsystem anpassen, das einen
oft parallel vorliegenden Hörverlust ausgleicht und außerdem den
Tinnitus "maskiert", also in den Hintergrund drängt. Der Betroffene
nimmt damit nicht den Tinnitus, sondern ein anderes, angenehmeres
Geräusch wahr, beispielsweise Meeresrauschen. Bei solchen Messungen
ist die Mitarbeit des Betroffenen unbedingt erforderlich. Zudem
arbeiten bei seiner Versorgung Experten verschiedener Fachrichtungen
zusammen, denn ein Tinnitus, so Goebel, müsse interdisziplinär
versorgt werden.

Siegrid Meier, Dozentin der Akademie für Hörakustik (afh),
berichtete von den Möglichkeiten der Evaluation einer
Tinnitus-Versorgung. Um eine erfolgreiche Versorgung zu erzielen,
müsse zuerst das Erfolgsziel definiert werden. Dazu sei es notwendig,
die verschiedenen Perspektiven zu berücksichtigen: einerseits die
Sicht des Therapeuten und andererseits die des Tinnitus-Betroffenen.
Erst danach können die individuellen Ziele ermittelt werden. Neben
verschiedenen Frageinventaren spielt dabei auch die informelle
Befragung eine große Rolle. Für eine gelungene Evaluation einer
Tinnitus-Versorgung ist es wichtig, mögliche Fehler zu kennen und
erkennen, um deren Auswirkungen richtig zu bewerten.

Über molekulare Aspekte des Tinnitus sprach Prof. Dr. Marlies
Knipper, Universitätsprofessorin für Molekulare Hörphysiologie am
Hörforschungszentrum der Hals-Nasen-Ohren (HNO)-Klinik,
Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Die von ihr vorgestellten
Forschungen beschäftigten sich mit dem Verlust von Hörfasern. Bekannt
ist, dass Hörfasern durch Alter und Lärm unwiederbringlich geschädigt
würden. Daraus entstehe der Hörverlust. Durch Frau Dr. Knipper wurde
eine neue Theorie vorgestellt, nach der ein Verlust bestimmter
Hörfasern ursächlich für den Tinnitus ist. Während die Schädigung der
übrigen Hörfasern im Normalfall durch eine erhöhte neuronale
Aktivität ausgeglichen werden kann, führt das Absterben der
empfindlichen Hörfasern zu einem Wegfall der Rauschunterdrückung in
bestimmten Frequenzbereichen. In diesem Hörbereich führt dann eine
erhöhte neuronale Aktivität zur Entstehung eines Phantomgeräusches,
dem Tinnitus.

Dr. Elisabeth Wallhäußer-Franke, Leiterin der Forschungsgruppe
Otoneurologie der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und
Halschirurgie der Universitätsmedizin Mannheim, veranschaulichte,
dass ein Tinnitus im Gehirn des Menschen Veränderungen verursacht. Es
gäbe vielfältige mit dem Tinnitus einhergehende Veränderungen im
Gehirn. Es sei jedoch nicht klar, ob der Tinnitus zu diesen
Veränderungen führt oder vorher bestehende Veränderungen eine
Tinnitus-Entstehung begünstigen. Auch Wallhäußer-Franke beschäftigte
sich mit den 80 Prozent der Tinnitus-Betroffenen, die gleichzeitig an
einem Hörverlust leiden. Die Forschungsergebnisse nach heutigem Stand
legten nahe, "dass die Wiederherstellung des Hörvermögens eine erste
sinnvolle Maßnahme sein kann." Außerdem könne eine
Hörgeräte-Versorgung häufig auch bei fehlender Indikation sinnvoll
sein, um den Tinnitus zu behandeln.

Hintergrund zum Hörakustiker-Handwerk

In Deutschland gibt es etwa 5,4 Millionen Menschen mit einer
indizierten Schwerhörigkeit. Tendenz steigend. Schwerhörigkeit zählt
zu den zehn häufigsten gesundheitlichen Problemen. Mit rund 6.600
Hörakustiker-Betrieben und ca. 15.000 Hörakustikern versorgt das
Hörakustiker-Handwerk bereits ca. 3,7 Millionen Menschen in
Deutschland mit qualitativ hochwertigen, volldigitalen Hörsystemen.
Die Bundesinnung der Hörakustiker (biha) KdöR vertritt die Interessen
der Hörakustiker in Deutschland.



Pressekontakt:
Dr. Juliane Schwoch (biha), schwoch@biha.de

Original-Content von: Bundesinnung der Hörakustiker KdöR, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

701817

weitere Artikel:
  • Drei Jahre funk: Drei Viertel der Zielgruppe kennt das Content-Netzwerk von ARD und ZDF (FOTO) Mainz (ots) - Drei Jahre nach dem Start beginnt funk zu einer festen Größe bei 14- bis 29-Jährigen zu werden. 73 Prozent der funk-Zielgruppe kennen laut Bekanntheitsstudie der SWR- und ZDF-Medienforschung das Content-Netzwerk und/oder ein Format. Zum Portfolio gehören mittlerweile rund 70 Formate, die informieren, Orientierung geben und unterhalten. Dabei wachsen die Kanäle aus den Kategorien Information und Orientierung in der Nutzung am stärksten. 2018 erreichte funk auf YouTube eine Milliarde Views. Videos, wie "Der mehr...

  • Drei Jahre funk: Drei Viertel der Zielgruppe kennen das Content-Netzwerk (FOTO) Mainz (ots) - Drei Jahre nach seinem Start ist funk zu einer festen Größe bei den 14- bis 29-Jährigen geworden. 73 Prozent der funk-Zielgruppe kennen laut Bekanntheitsstudie der SWR- und ZDF-Medienforschung das Content-Netzwerk von ARD und ZDF und/oder eines seiner Angebote. Zum Portfolio gehören mittlerweile rund 70 Formate, die informieren, Orientierung bieten und unterhalten. Dabei wachsen die Kanäle aus den Kategorien Information und Orientierung in der Nutzung am stärksten. "Der Erfolg von funk ist ein starkes Signal mehr...

  • KiKA weiter Lieblings- und erster Wissenssender bei Kindern / Intendant Bellut: Non-lineare Angebote weiter stärken (FOTO) Mainz (ots) - Im Alltag von Drei- bis Dreizehnjährigen ist lineares Fernsehen noch immer das wichtigste Bewegtbildangebot. So erreichte KiKA, der gemeinsame Kinderkanal von ZDF und ARD, im ersten Halbjahr 2019 in dieser Altersgruppe einen Marktanteil von 17,0 Prozent (2018: 16,9 Prozent). Bei den Vorschulkindern lag KiKA im Jahr 2018 mit einem Marktanteil von 26,8 Prozent auf Platz eins. "KiKA ist nach wie vor der Lieblings- und erste Wissenssender der Kinder", so ZDF-Intendant Dr. Thomas Bellut vor dem Fernsehrat in Mainz. mehr...

  • ZDF baut barrierefreie Angebote weiter aus / Intendant Bellut: "Unsere Angebote sollen für alle zugänglich sein" (FOTO) Mainz (ots) - Das ZDF erweitert kontinuierlich seine barrierefreien Angebote, um hör- und sehgeschädigten Menschen einen besseren Zugang zu seinen Programmen zu ermöglichen. Gleichzeitig wird auch die ZDFmediathek in dieser Hinsicht weiter optimiert. "Unsere Angebote sollen für alle zugänglich sein. Deshalb wollen wir möglichst viel Programm barrierefrei anbieten", sagte ZDF-Intendant Dr. Thomas Bellut vor dem Fernsehrat in Mainz. "Zu den Hauptsendezeiten oder bei Sportgroßereignissen gelingt uns das schon sehr gut. Wir mehr...

  • Familien-Fußball-Drama mit Gastauftritt von Jürgen Klopp / Premiere der Children´s BBC-Serie "Jamie Johnson" (WDR) ab 16. September bei KiKA Erfurt (ots) - Jamie Johnson lebt und atmet für Fußball. Der Protagonist der gleichnamigen Realserie träumt von einer Karriere als Profifußballer. Internationale Persönlichkeiten aus dem Sport - wie Jürgen Klopp oder Gary Lineker - tauchen immer wieder in der britischen Produktion auf. KiKA zeigt "Jamie Johnson" (WDR) ab dem 16. September montags bis freitags um 15:00 Uhr. Der elfjährige Jamie Johnson (Louis Dunn) hat das Potenzial, seinen großen Traum zu verwirklichen und Profifußballer zu werden. Doch sein Leben abseits des mehr...

Mehr zu dem Thema Sonstiges

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

Sat1.de mit neuem Online-Spiele-Portal Sat1Spiele.de / SevenOne Intermedia baut Bereich Games weiter aus

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht