Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur katholischen Kirche
Geschrieben am 13-09-2019 |
Bielefeld (ots) - Mein Gott, mein Gott, warum hast Du uns
verlassen? Das Veto des Vatikans zu den Reformbemühungen der
Kirche in Deutschland muss jeden Christen fassungslos machen. Das
Gutachten der römischen Kurie ist ein Tiefschlag für den
verzweifelten Kampf um Glaubwürdigkeit und hat das Zeug dazu, den
Niedergang des Katholizismus in Deutschland weiter zu beschleunigen.
Einmal mehr erweist sich Papst Franziskus nicht als der Erneuerer,
den Teile der Welt gern in ihm sehen. Mit dem Verweis auf die
»Einheit der Weltkirche« versucht der Vatikan den dringend
notwendigen Reformprozess der Kirche in Deutschland abzuwürgen, noch
bevor dieser richtig an Fahrt gewinnen kann. Überdeutlich wird: Rom
ist sich selbst genug und hat die Zeichen der Zeit immer noch nicht
erkannt. Alle diejenigen, die der katholischen Kirche nie angehört
oder sie längst verlassen haben, werden sich bestätigt fühlen.
Schlimmer aber: Diejenigen, die sich (noch) als praktizierende
Katholiken verstehen, die an ihrer Kirche mitunter verzweifeln und
doch den Weg in die Zukunft mit ihr gehen wollen, müssen sich
verraten fühlen. Denn die Probleme sind riesengroß und reichen vom
Missbrauchsskandal über den Streit um den Zölibat und die
Sexualmoral bis zur Rolle der Frau. Dass das Schreiben des
»Päpstlichen Rats der Gesetzestexte« punktgenau zur Fuldaer
Vorbereitungskonferenz des Reformprozesses »Synodaler Weg« bekannt
wird, ist gewiss kein Zufall. Es ist ein bewusster Angriff auf die
Reformbestrebungen und eine Ohrfeige für das Zentralkomitee der
Katholiken. Umso bewundernswerter, dass ZdK-Präsident Thomas
Sternberg sagt, man werde den »synodalen Weg« gemeinsam mit den
deutschen Bischöfen fortsetzen. Doch die Zeichen der Zeit deuten
einen anderen Weg: Schon ist erkennbar, dass die Deutsche
Bischofskonferenz den Konflikt mit dem Vatikan scheut und so
sämtliche Veränderungsbemühungen ad absurdum führt. Man kann nur
beten, dass es Kardinal Reinhard Marx, dem Vorsitzenden der
Deutschen Bischofskonferenz, mit seinem großem Einfluss auf die
römische Kurie gelingt, daran noch etwas zu ändern. Dabei steht
Marx auch persönlich unter Druck, hatte er doch jüngst erst eine
regionale Lockerung des Zölibats ins Gespräch gebracht. Nun sieht es
aber so aus, dass sich im Machtkampf der deutschen Bischöfe einmal
mehr das erzkonservative Lager um den Kölner Kardinal Rainer Maria
Woelki durchsetzt. Die Kirche sei »nicht demokratisch strukturiert«
heißt es in dem Gutachten vielsagend. Doch das kann keine
Begründung dafür sein, dass dem Vatikan die ihm anvertrauten
Gotteskinder egal werden. Bleibt die römische Kurie jedoch bei ihrer
Haltung, macht sie die katholische Kirche in Deutschland früher oder
später überflüssig.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
701882
weitere Artikel:
- Mittelbayerische Zeitung: Ein besseres Amerika
In der Präsidentschaftsdebatte der US-Demokraten stiehlt Elizabeth Warren ihren Konkurrenten die Schau. Regensburg (ots) - Sie landete nicht so originelle Bonmots, wie
Kamala Harris, die Donald Trump in ihrem Eingangsstatement der von
ABC übertragenen Debatte die Leviten las und ihn dann zum Gelächter
des Publikums aufforderte, nun wieder auf seinen Haussender Fox
umzuschalten. Ihr fehlte die glühende Leidenschaft Beto O'Rourkes,
der über den Terror weißer Rassisten in seiner Heimatstadt El Paso
redete und versprach, als Präsident Kriegswaffen in Privatbesitz
konfiszieren zu lassen. Die Rolle des Angreifers überließ sie Julian
Castro mehr...
- Badische Zeitung: Der Vatikan gibt deutschen Bischöfen Schuss vor den Bug / Kommentar von Julius Müller-Meiningen Freiburg (ots) - (...) Die Schreiben sind ein Schuss vor den Bug
der katholischen Kirche in Deutschland. Die Mahnungen haben aber den
klaren Beigeschmack, dass da ein letztes Aufgebot der konservativen
Garde in der Kurie Reformen in der Kirche unterbinden will. Roma
locuta, causa aperta. Rom hat gesprochen, der Fall ist offen - seit
Papst Franziskus im Amt ist. Franziskus will Änderungen, wie sie die
DBK in Folge des Missbrauchsskandals angestoßen hat, er kann aber
allzu deutliche Alleingänge wie jetzt in Deutschland nicht zulassen, mehr...
- Rheinische Post: Studie: Abstandsregeln für Windkraftanlagen reduzieren verfügbare Fläche um bis zu 40 Prozent Düsseldorf (ots) - Im Ringen um mehr Windkraftanlagen in
Deutschland kommt eine neue Studie zu dem Schluss, dass starre
Abstandsregelungen wie etwa in Bayern die verfügbare Fläche drastisch
einschränken. "Pauschale Mindestabstände von 1000 Metern führen je
nach untersuchter Variante zu einer Reduktion der
Flächenverfügbarkeit um zehn bis 40 Prozent", heißt es in einer noch
unveröffentlichten Studie des Fraunhofer-Instituts für
Energiewirtschaft und der Unternehmensberatung Navigant, die der
Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Samstag) mehr...
- Rheinische Post: Grünen-Politiker Özdemir: Im Rahmen des Klima-Pakets auch Diesel-Steuerprivileg abschaffen Düsseldorf (ots) - Der Grünen-Politiker Cem Özdemir hat die große
Koalition aufgefordert, im Rahmen ihres Klimaschutz-Pakets
umweltschädliche Subventionen wie das Diesel-Steuerprivileg
abzuschaffen. "Wir müssen ganz klar und schnell in Richtung
emissionsfreie Mobilität und Dekarbonisierung gehen beim Auto, beim
Lkw, bei Schiffen und auch beim Flugzeug", sagte Özdemir der
Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Samstag). "Dazu brauchen wir nicht
allein mehr Förderungen, dazu müssen wir vor allem ran an die
Strukturen. Zurzeit subventionieren mehr...
- Rheinische Post: DIHK-Umfrage: Neun von zehn Unternehmen befürworten mehr Klimaschutz-Maßnahmen / Präsident Schweitzer: Wirtschaft darf durch CO2-Preis unterm Strich nicht belastet werden Düsseldorf (ots) - Neun von zehn deutschen Unternehmen befürworten
grundsätzlich zusätzliche Klimaschutz-Maßnahmen, damit Deutschland
seine Klimaziele 2030 und 2050 erreichen kann. Das geht aus einer
noch unveröffentlichten Umfrage des Deutschen Industrie- und
Handelskammertages (DIHK) unter 2600 Mitgliedsunternehmen hervor, die
der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Samstag) vorliegt. Zugleich hat
aber die Enttäuschung über den bisherigen Verlauf der Energiewende
stark zugenommen: Nur noch 15 Prozent der Industrieunternehmen sehen
die mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|