BERLINER MORGENPOST: Charaktertest für Hertha BSC / Kommentar von Jörn Lange zur Lage beim Fußball-Bundesligisten
Geschrieben am 15-09-2019 |
Berlin (ots) - Die Hoffnung auf eine prickelnde Saison ist
schneller schal geworden als ein schlecht gezapftes Bier in einer
Berliner Eckkneipe. Hertha BSC ist bis ans Ende der Tabelle
abgesackt, nach nur vier Spieltagen haben die Fans den Hals voll. In
sozialen Medien und Kommentarspalten wurden die reflexartigen
Forderungen längst digital eingemeißelt. Nicht wenige Anhänger sind
sich einig: Trainer Ante Covic muss weg - nur vier Wochen nach einem
umjubelten 2:2 bei Meister Bayern München wohlgemerkt.
Warum sich der Frust derart schnell Bahn bricht? Nun, nicht
zuletzt, weil die Erwartungshaltung in diesem Sommer so weit in die
Höhe geschossen ist wie seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr.
125-Millionen-Euro-Investor Lars Windhorst, Rekord-Einkauf Dodi
Lukebakio und Offensivgeist Covic kitzelten die Fantasie, sollten
Hertha in Europapokal-Sphären führen. Die Realität deutet indes eher
auf Abstiegskampf hin, mit dem unangenehmen Nebeneffekt, dass sich
die Schraube der Enttäuschung selbst bei leiderprobten Fans tief in
die blau-weiße Seele gebohrt hat. Ein Imageschaden, der nicht leicht
zu korrigieren sein wird.
Wie der Weg aus der Krise gelingen kann? Zunächst mit Covic, diese
Chance hat er bei aller Schnelllebigkeit des Fußballgeschäfts
verdient. Ein gewisser Mut zum Risiko ist ihm jedenfalls nicht
abzusprechen. Beim jüngsten 1:2-Dämpfer in Mainz tauschte er fast die
halbe Mannschaft aus - eine Maßnahme, die den Rückhalt bei den
aussortierten Kräften nicht zwingend stärken muss, um es vorsichtig
zu formulieren. Womit wir bei den Spielern wären, die nun zeigen
müssen, aus welchem Holz sie geschnitzt sind. Sickern im
Tabellenkeller persönliche Animositäten durch? Oder ziehen
tatsächlich alle an einem Strang? Der Charaktertest folgt am
Sonnabend im Olympiastadion gegen Aufsteiger Paderborn.
Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
Telefon: 030/887277 - 878
bmcvd@morgenpost.de
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