Studie von Aurora Energy Research: Geplante Auktionen zum Steinkohleausstieg reichen allein nicht - zusätzliche Maßnahmen nötig
Geschrieben am 23-09-2019 |
Berlin/Oxford (ots) -
- Auktionen zur Stilllegung der deutschen Steinkohlekraftwerke
könnten den Staat bis 2030 rund 1,2 Milliarden Euro kosten,
würden aber nicht reichen, um den Ausstiegsplan zu erfüllen
- Wegen geplanter Preisobergrenzen müssten gegebenenfalls weitere
Kraftwerke ordnungsrechtlich stillgelegt werden, mit dem Risiko
von Entschädigungsklagen und Verzögerungen
- Regulatorik und zukünftige Marktentwicklungen beeinflussen die
Auktionsergebnisse erheblich; Regierung und Betreiber sollten
Modellrechnungen genau analysieren und Szenarien erstellen
Anfang September wurde der Gesetzesentwurf des
Bundeswirtschaftsministeriums zum Steinkohleausstieg bekannt:
Vereinfacht gesagt sollen die Betreiber bei mehreren Ausschreibungen
ab 2020 anbieten, zu welchem Preis sie bereit sind, ihre Anlagen
stillzulegen. Die günstigsten Angebote kommen dann zum Zug. Das
Energiemarktanalyseinstitut Aurora Energy Research hat nun
durchgerechnet, mit welchen Angeboten die Kraftwerksbetreiber ins
Rennen gehen müssten und kommt zu dem Ergebnis, dass die Auktionen
den Staat gemäß den aktuellen Ausgestaltungsplänen bis 2030 moderate
1,2 Milliarden Euro kosten würden. Allerdings zeigt die Analyse auch,
dass die in den Ausschreibungen vorgesehenen Höchstpreise dazu führen
könnten, dass zu wenig Gebote abgegeben werden, um wie angestrebt bis
2030 knapp 13 Gigawatt Steinkohlekraftwerke stillzulegen. Dann wären
zusätzlich gesetzlich angeordnete Schließungen nötig.
"Unsere Modellrechnungen machen deutlich, dass die regulatorischen
Vorgaben einen erheblichen Einfluss auf die Ergebnisse der Auktionen
und damit auf den Erfolg des Kohleausstiegsgesetzes haben", sagt
Hanns Koenig von Aurora Energy Research. "Nehmen wir zum Beispiel
einen Maximalpreis von 150.000 Euro pro Megawatt an, kommen in der
ersten Auktion im Jahr 2022 genügend Angebote zusammen, um die
geplante Anzahl Kraftwerke stillzulegen. Davon lägen drei Viertel in
Norddeutschland, denn dort gibt es mehr ältere Anlagen, die
vergleichsweise unrentabel laufen. Das wäre ein gewünschter Effekt
der Auktion, denn im Norden haben wir häufiger ein Stromüberangebot
als im Süden."
Schon in der zweiten Ausschreibungsrunde im Jahr 2024 lägen
allerdings sämtliche Angebote über dem Maximalpreis. 2027 würden
immerhin 64 Prozent der dann ausgeschriebenen Stilllegungen über die
Auktion erreicht, 2030 erneut 100 Prozent, weil ältere Kraftwerke
gemäß den Plänen des Ministerium nach 2030 nicht mehr entschädigt
werden sollen. Insgesamt müssten bei diesem Maximalpreis somit rund
2,2 Gigawatt mit ordnungsrechtlichen Vorgaben stillgelegt werden.
Setzt man einen höheren Maximalpreis an, wären weniger
Zwangsstilllegungen nötig und damit die Umsetzungsrisiken niedriger;
allerdings würde die Kosteneffizienz dadurch sinken.
"Bei den Überlegungen zum Maximalpreis für die
Stilllegungsauktionen steht die Regierung vor einem Dilemma", sagt
Koenig. "Einerseits können Preisobergrenzen das Kostenrisiko für den
Steuerzahler begrenzen; andererseits drohen durch dann nötige
ordnungsrechtliche Schließungen Klagen der Betreiber. Eigentlich
wollte die Kohlekommission mit ihrem Ausstiegsplan genau dies
verhindern. Denn Rechtsstreitigkeiten könnten nicht nur zu weiteren
Kosten für den Staat führen, etwa für zusätzliche Entschädigungen,
sondern bergen vor allem auch das Risiko von unkalkulierbaren
Verzögerungen beim Kohleausstieg."
Szenarioanalysen helfen Kraftwerksbetreibern beim Ermitteln des
optimalen Angebots
Ein weiterer Faktor, der nach den Aurora-Analysen starken Einfluss
auf die Auktionsergebnisse nimmt, ist der so genannte
Kohleersatzbonus, den Betreiber für den Ersatz von
Kraft-Wärme-gekoppelten Kohlekraftwerken durch Gas-KWK-Anlagen
erhalten. Um eine Doppelförderung auszuschließen, sieht der aktuelle
Gesetzesentwurf vor, dass in solchen Fällen nur entweder der
Kohleersatzbonus oder die Stilllegungsprämie gezahlt wird. "Das
verändert für die Betreiber die betriebswirtschaftliche Rechnung und
hat zur Folge, dass sie mit höheren Angeboten in die Auktion gehen",
sagt Koenig. "Damit steigen die Entschädigungsprämien in der Auktion
insgesamt, auch für Betreiber von Nicht-KWK-Anlagen - und die
Kosteneffizienz für den Steuerzahler sinkt."
Zu guter Letzt stellen auch Marktparameter wie Rohstoffpreise,
Stromnachfrage und -kosten sowie deren zukünftige Entwicklung einen
erheblichen Unsicherheitsfaktor für den Ausgang der Auktionen dar,
denn sie sind die Basis für die Preisangebote der Bieter: "Für die
Kraftwerksbetreiber stellt sich die Frage, wie ein erfolgreiches und
gleichzeitig betriebswirtschaftlich tragfähiges Auktionsangebot
aussieht", sagt Koenig. "Um den optimalen Preis für eine Stilllegung
zu ermitteln, sollten sie ihre individuelle Situation genau
analysieren und verschiedene Szenarien für die Zukunft im
Energiemarkt aufstellen. Unsere Analysen erlauben dies bis auf die
Ebene des einzelnen Kraftwerks."
Weitere Informationen finden Sie unter http://ots.de/df4EQb
Über Aurora Energy Research
Aurora Energy Research ist ein Energiemarktmodellierungs- und
-beratungsunternehmen mit Fokus auf die deutschen, europäischen und
globalen Energiemärkte. Unsere Analysen unterstützen langfristige
strategische Entscheidungen unserer Klienten, darunter die meisten
großen deutschen und europäischen Energieversorgungsunternehmen.
Unsere Überzeugung ist, dass stringente Modellierung, basierend auf
robuster Methodik und detaillierten Daten, tiefgreifende Einblicke in
mittel- und langfristige Marktentwicklungen bieten kann. Wir
kombinieren hochinnovative Modelle mit einem tiefgreifenden
Verständnis von Energie- und Finanzmärkten, um verlässliche,
unabhängige Beratung zu bieten. Aurora Energy Research wurde Anfang
2013 von Dieter Helm, Cameron Hepburn und Colin Mayer gegründet, drei
Professoren der Universität Oxford, die seit Jahrzehnten Unternehmen
und politische Entscheidungsträger beraten. Mittlerweile hat das
Unternehmen ca. 120 Mitarbeiter in Oxford, Berlin und Sydney.
www.auroraer.com
Pressekontakt:
Matthias Hopfmüller
Tel.: +49 176 48864196
E-Mail: office@hopfmueller.com
Twitter: @AuroraER_Oxford
Original-Content von: Aurora Energy Research, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
703083
weitere Artikel:
- AvS - International Trusted Advisors establishes Advisory Board with top executives (FOTO) Geneva (ots) -
Luisa Delgado, Tony Bogod, Wolfgang Colberg and Hans-Kristian
Hoejsgaard support boutique consultancy for Executive Search and
Ownership Advisory
AvS - International Trusted Advisors, a global executive search
and ownership advisory firm headquartered in Frankfurt, Germany, will
be supported by an advisory board of international top executives.
Luisa Delgado, Tony Bogod, Wolfgang Colberg and Hans-Kristian
Hoejsgaard will advise the circle of senior advisors gathered by
founder Andreas v. Specht in the firm's mehr...
- AvS - International Trusted Advisors etabliert Beirat / Luisa Delgado, Tony Bogod, Wolfgang Colberg und Hans-Kristian Hoejsgaard unterstützen Beratungsfirma für Executive Search und Ownership Advisory Frankfurt am Main (ots) -
AvS - International Trusted Advisors, eine weltweit tätige
Beratung in den Bereichen Executive Search und Ownership Advisory mit
Sitz in Frankfurt, wird künftig von einem Beirat mit internationalen
Spitzenmanagern unterstützt. Luisa Delgado, Tony Bogod, Wolfgang
Colberg und Hans-Kristian Hoejsgaard werden dem Beraterkreis um
Gründer Andreas v. Specht bei der weiteren Internationalisierung als
Ideengeber und Sparringspartner zur Seite stehen. Das gemeinsame Ziel
ist der weitere Ausbau eines international mehr...
- Eröffnungsbericht: Reinigungsgipfel präsentiert sich als Innovation Lab (FOTO) Berlin (ots) -
Digitalisierung, Nachhaltigkeit und künstliche Intelligenz sind
die Innovationstreiber in der Reinigungsbranche
Die Reinigungswelt schaut in dieser Woche auf Berlin. Mit der
bislang größten Beteiligung in der Geschichte der
Reinigungsfachmessen in Deutschland präsentiert die CMS Berlin 2019 -
Cleaning.Management.Services. einen kompletten Marktüberblick über
Produkte, Systeme und Verfahren der gewerblichen Reinigungstechnik.
Vom 24. bis 27. September zeigen rund 450 Aussteller aus 25 Ländern
(2017: 429/24) mehr...
- "Connecting Entrepreneurs with Capital": Die NOAH Conference 2019 in London bringt führende Investoren und Digitalunternehmer zusammen (FOTO) London (ots) -
Wenn am 30. und 31. Oktober, dem anvisierten Brexit-Termin,
führende Investoren, Entrepreneure, Unternehmensleiter und digitale
Dienstleister im Londoner Old Billingsgate zusammen kommen, ist es
Zeit für die NOAH Conference (www.noah-conference.com), das führende
Branchen-Event der europäischen Digitalwirtschaft.
C-Level-Führungskräfte aus über 600 europäischen Top-Tech-Unternehmen
treffen auf über 400 Investoren und 300 B2B-Experten. Das Programm
der Hauptbühne mit über 100 Sprechern umfasst zahlreiche Keynotes, mehr...
- Saudi-Arabisches Ministerium für Gesundheit: die Einführung von "Ada'a Health", um die Gesundheitsziele der saudischen Vision 2030 zu erreichen Riad, Saudi-Arabien (ots/PRNewswire) - Zur Steigerung der
Produktivität, Effizienz und Leistungsqualität bei der Bereitstellung
von Gesundheitsdienstleistungen in Krankenhäusern hat das saudische
Gesundheitsministerium (MOH) "Ada'a Health" ins Leben gerufen, ein
Programm, das den Weg für die Erreichung der Gesundheitsziele der
Saudi Vision 2030 ebnet.
Das Programm wurde mit den folgenden Zielen entwickelt:
- Bereitstellung einer strukturierten und konsistenten Methodik für
die Auswahl und Umsetzung gezielter Initiativen, die mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|