Für Ressourcen- und Klimaschutz: Europa braucht ökonomische Anreizsysteme und Quoten zur Wiederverwendung
Geschrieben am 24-09-2019 |
Berlin (ots) - Veranstalter der siebten europäischen
REUSE-Konferenz in Brüssel fordern Stärkung und Ausbau von
Mehrwegsystemen in Europa - Wiederverwendung muss in der europäischen
Plastikstrategie eine entscheidende Rolle spielen - Mehrweg sollte
finanziell bevorteilt werden - Transparente Verbraucherinformationen
zur Unterscheidung von Einweg und Mehrweg notwendig - Verleihung des
"European Refillable Award" an die Molkerei Brodowin und des
"European Reusable Award" an den FC Bayern München
Die Europäische Kommission setzt sich im Rahmen ihrer
Plastikstrategie dafür ein, dass weniger Kunststoffabfall entsteht,
weniger Müll in der Umwelt landet und eine echte Kreislaufwirtschaft
vorangebracht wird. Auf der REUSE-Konferenz in Brüssel forderten die
Veranstalter Deutsche Umwelthilfe (DUH), der Europäische Verband der
Getränkefachgroßhändler (CEGROBB), der Verband Privater Brauereien
Deutschland und die Reloop-Plattform die Europäische Kommission heute
dazu auf, Mehrwegsysteme im Kampf gegen Plastikabfälle gezielt zu
fördern. Hierzu müssen verbindliche Wiederverwendungsquoten
festgelegt, der Einsatz von Mehrwegverpackungen finanziell
bessergestellt und eine transparente Kennzeichnung von Einweg und
Mehrweg vorgeschrieben werden.
"Die weltweite Kunststoffproduktion ist seit den 60er Jahren auf
das 20-fache angestiegen. 95 Prozent der Plastikverpackungen gehen in
Europa nach einmaligem Gebrauch verloren, weil sie verbrannt,
deponiert oder illegal in der Umwelt entsorgt werden. Wenn wir
Umwelt-, Ressourcen- und Klimaschutz ernst nehmen, dann brauchen wir
einen Übergang von einer linearen Wirtschaft zu einer echten
Kreislaufwirtschaft. Durch Mehrwegsysteme können wir genau das
erreichen, indem Verpackungen wiederverwendet und nicht immer neu
hergestellt werden. Im Bereich der Getränkeverpackungen und
Transportkisten für Fleisch, Obst und Gemüse gibt es bereits
erfolgreiche Mehrwegsysteme, die jedoch viel stärker durch die EU
gefördert werden sollten", sagte Michel Haelterman, Vorsitzender des
Europäischen Verbandes der Getränkefachgroßhändler (CEGROBB) zur
Eröffnung der REUSE-Konferenz.
"Verbindliche Wiederverwendungsquoten müssen dringend für die
gesamte EU festgelegt werden. In Deutschland gibt es bereits eine
gesetzlich festgelegte Mehrwegquote für Getränkeverpackungen von 70
Prozent, die von der Getränkebranche erfüllt werden soll. Der
Mehrweganteil wird auf einfache Weise mittels gemeldeter Marktdaten
berechnet. Besser als eine Mehrwegquote für die Branche wäre eine
Quote, die zwingend von jedem einzelnen Marktakteur gleichermaßen
umgesetzt werden muss. So könnte kein Unternehmen mehr die
Verantwortung zur Quotenerreichung auf andere abwälzen. Solche
Wiederverwendungsquoten sind europarechtskonform und können von den
Mitgliedstaaten sofort umgesetzt werden. EU-Staaten, die nicht auf
Brüssel warten wollen, sollten umgehend verbindliche
Wiederverwendungsquoten einführen", sagte der Geschäftsführer des
Verbands Private Brauereien Deutschland Roland Demleitner.
"Auf europäischer Ebene müssen wiederverwendbare Verpackungen
durch Anreizsysteme gefördert werden. So lange es attraktiver ist,
das ökologisch Falsche zu tun und auf Einweg oder Müllverbrennung zu
setzen, fehlt für die meisten Unternehmen die Motivation,
nachhaltiger zu werden. Die EU sollte die Mitgliedsstaaten zur
Förderung von Mehrwegsystemen verpflichten. Diese könnten dann
beispielsweise durch steuerliche Erleichterungen für
Mehrwegverpackungen deren wirtschaftliche Attraktivität steigern. Die
EU-Kommission sollte hinsichtlich der Wirksamkeit von
Förderinstrumenten klare Handlungsempfehlungen geben. Aber auch eine
einheitliche europäische Plastiksteuer könnte die Nutzung von
Mehrwegverpackungen ankurbeln", sagte die Stellvertretende
DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz.
"Damit Verbraucher europaweit ihre Kaufentscheidung zugunsten
ökologischer Mehrwegverpackungen treffen können, braucht es eine
transparente Verbraucherinformation. Hierzu sollten Verpackungen gut
sichtbar als Mehrweg oder Einweg auf dem Produkt gekennzeichnet
werden. Dies ist insbesondere bei Getränkeverpackungen notwendig,
weil es sowohl Mehrweg- als auch Einwegflaschen aus Glas und Plastik
gibt und im Fall von Pfandsystemen beide im Handel wieder
zurückgegeben werden. Eine europaweite Kennzeichnung würde zudem für
alle Unternehmen im europäischen Binnenmarkt dieselben Spielregeln
schaffen und eine Umsetzung in der Breite erleichtern", sagte die
Reloop-Geschäftsführerin Clarissa Morawski.
Gleichzeitig wies Morawski darauf hin, dass die Einführung von
Pfandsystemen für Einweggetränkeverpackungen auch die Einführung von
Mehrwegflaschen erleichtern kann. Der Aufbau von Infrastrukturen zur
Rücknahme von Einweg ermöglicht ebenfalls die problemlose Rücknahme
von Mehrweg. Aus diesem Grund sollten europaweit Pfandsysteme für
Einwegplastikflaschen und Getränkedosen eingeführt werden.
Pfandsysteme sind darüber hinaus besonders gut geeignet, um die
Verschmutzung der Umwelt mit Plastikflaschen zu stoppen und
Wertstoffe für ein hochwertiges Recycling zur Herstellung neuer
Flaschen bereitzustellen.
Zum siebten Mal verliehen die DUH, CEGROBB, der Verband Privater
Brauereien Deutschland und Reloop den "European Refillable Award".
Mit dem Preis ehren die Organisationen richtungsweisende Beispiele
für die Optimierung und Stärkung von Mehrwegsystemen im
Getränkebereich. In diesem Jahr wurde die Molkerei Brodowin
ausgezeichnet, die für die regionale Vermarktung von Frischmilch
umweltfreundliche Mehrwegflaschen einsetzt. Dadurch werden Abfälle
vermieden, wertvolle Ressourcen geschont und das Klima entlastet.
Erstmals wurde in diesem Jahr der "Reusable Award" für besonders
umweltfreundliche Verpackungssysteme außerhalb des klassischen
Getränkeverpackungsbereiches im Einzelhandel verliehen. Erster
Gewinner des "Reusable Awards" ist mit dem FC Bayern München, einer
der weltweit bekanntesten Fußballvereine. Bei den Heimspielen in der
Allianz-Arena werden zum Ausschank von Getränken Mehrwegbecher
genutzt, die regional gespült werden. Durch den Einsatz der
Mehrwegbecher werden pro Saison 1,9 Millionen Einweg-Plastikbecher
vermieden. Die Mehrwegbeispiele des FC Bayern München sowie der
Molkerei Brodowin sind einzigartige Erfolgsgeschichten und sollten
europaweit Schule machen.
Links: English version of the PR: http://l.duh.de/p190924b
Pressekontakt:
Barbara Metz, Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin Deutsche
Umwelthilfe e.V.
+49 170 7686923, metz@duh.de
Roland Demleitner, Geschäftsführer des Verbandes Private Brauereien
Deutschland e.V.
+49 171 5311444, info@private-brauereien-deutschland.de
Michel Haelterman, Vorsitzender European Association of Beverage
Wholesalers (CEGROBB)
+32 2 583 50 31, E-Mail: Haelterman.Michel@hls.be
Clarissa Morawski, Geschäftsführerin Reloop Plattform
+34 636 70 80 95, E-Mail: clarissa@reloopplatform.eu
DUH-Pressestelle:
Ann-Kathrin Marggraf, Marlen Bachmann
+49 30 2400867-20, presse@duh.de
www.duh.de, www.twitter.com/umwelthilfe,
www.facebook.com/umwelthilfe, www.instagram.com/umwelthilfe
Original-Content von: Deutsche Umwelthilfe e.V., übermittelt durch news aktuell
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