BERLINER MORGENPOST: Bei VW geht es um mehr / Leitartikel von Jörg Quoos zur VW-Abgasaffäre
Geschrieben am 30-09-2019 |
Berlin (ots) - Kurzform: Klar ist aber nicht nur im VW-Vorstand:
Eine Regelung wie in den USA mit Entschädigungssummen von bis zu 9000
Euro pro Fahrzeug ist für das Unternehmen nicht zu schultern. Der
größte deutsche Automobilhersteller, die über 650.000 Arbeitsplätze
und der notwendige Masseneinstieg in die E-Mobilität wären akut
bedroht. Das kann nicht im Interesse des Wirtschaftsstandortes
Deutschland sein. Daher wäre ein schneller Vergleich mit Augenmaß das
Beste, was den Kunden, dem Konzern und der ganzen deutschen
Automobilbranche mit ihren Millionen Beschäftigten passieren kann.
Schon viel zu lange vergiftet dieser unsägliche Betrug einzelner
Manager den Ruf einer ganzen Branche, die es auch ohne die
Abgasaffäre schwer genug hat.
Der vollständige Leitartikel: Eines ist sicher: Die Klage von
469.000 Autobesitzern wird Rechtsgeschichte schreiben. Allein die
Zahl der von Volkswagen mutmaßlich Geschädigten und natürlich das
Delikt sind so außergewöhnlich, dass dieser Prozess weltweite
Aufmerksamkeit erregt hat. Welche Dimension der Fall hat, zeigte
allein die Räumlichkeit. Das Gericht musste die Braunschweiger
Stadthalle mieten, um Kläger, Anwälte und Journalisten
unterzubringen. Dass am Ende viele Reihen leer blieben, war wohl eher
dem Sturm "Mortimer" und weniger dem Desinteresse am Fall zu
verdanken. Es geht um sehr viel in diesem
Musterfeststellungsverfahren, das vom einflussreichen ADAC
unterstützt wird. An erster Stelle wollen Kunden Gerechtigkeit und
Entschädigung. Das ist mehr als verständlich. Sie sind Opfer eines
"Betrugs" durch Volkswagen - so deutlich hat es VW-Vorstandschef
Herbert Diess in einer Talkshow öffentlich eingestanden. VW war da
nicht immer so ehrlich. Offiziell heißt die Affäre bei Volkswagen
"Diesel-Thematik". Auch diese plumpe Sprachbeschönigung machte die
Kunden am Ende nur noch wütender. Jetzt stellt sich den Richtern die
Frage, wie groß der Schaden wirklich ist, der einem Kunden entstanden
ist. Diese Bewertung ist äußerst schwierig, weil die Fahrzeuge - bis
auf die erhöhten Abgaswerte - funktionierten und immer noch
funktionieren. Geschädigter ist in jedem Fall die Umwelt. Aber wem
steht da ein Schadenersatz zu? Zu erwarten sind in jedem Fall ein
zeitaufwendiger Expertenstreit und ein Verfahren, das im Extremfall
mehrere Jahre dauern kann. Die ersten Anwälte empfehlen bereits, die
Sammelklage zu verlassen und individuell zu klagen, damit VW-Kunden
schneller an ihr Geld kommen. Das ist auch im Sinne von Anwälten,
denen der Dieselbetrug ein gigantisches Geschäft beschert hat. Mit
dem Unterschied: Sie bekommen schon Geld - ihre Mandanten müssen noch
warten. Grundsätzlich wäre es klug gewesen, wenn der
Volkswagen-Konzern früher die Kraft für eine klare Entschuldigung bei
seinen Kunden gefunden hätte. Denn viele Kläger sind schlicht von Wut
und Frust getrieben und wollen es "denen da oben" zeigen, die - statt
sich zu entschuldigen - Kunden mit ihrer VW-Werkstatt-Bürokratie
zusätzlich traktiert haben. Wenn jetzt tatsächlich Geld fließt,
könnte das enttäuschte Kunden versöhnen, auch wenn die Entschädigung
sehr spät kommt. Für den Volkswagen-Konzern steht jedoch am meisten
auf dem Spiel. Sollte das Verfahren schlecht laufen und hohe
Forderungen fällig werden, wird das Haus danach nicht mehr dasselbe
sein wie vor dem Abgasbetrug. Schon jetzt hat der Konzern 30
Milliarden Euro gezahlt. Wie viele Milliarden VW noch hinterherpumpen
muss, ist völlig unklar. Schließlich geht es um fast zehn Millionen
betroffene Autos. Klar ist aber nicht nur im VW-Vorstand: Eine
Regelung wie in den USA mit Entschädigungssummen von bis zu 9000 Euro
pro Fahrzeug ist für das Unternehmen nicht zu schultern. Der größte
deutsche Automobilhersteller, die über 650.000 Arbeitsplätze und der
notwendige Masseneinstieg in die E-Mobilität wären akut bedroht. Das
kann nicht im Interesse des Wirtschaftsstandortes Deutschland sein.
Daher wäre ein schneller Vergleich mit Augenmaß das Beste, was den
Kunden, dem Konzern und der ganzen deutschen Automobilbranche mit
ihren Millionen Beschäftigten passieren kann. Schon viel zu lange
vergiftet dieser unsägliche Betrug einzelner Manager den Ruf einer
ganzen Branche, die es auch ohne die Abgasaffäre schwer genug hat.
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