neues deutschland: Internationaler Strafgerichtshof nimmt Strafanzeige gegen europäische Politiker wegen Flüchtlingspolitik an
Geschrieben am 12-10-2019 |
Berlin (ots) - Der internationale Strafgerichtshof in Den Haag hat
eine Strafanzeige gegen führende Politiker und Verwaltungsbeamte der
EU wegen der europäischen Flüchtlingspolitik angenommen. Das geht aus
einem Schreiben des Strafgerichtshofs an den Rechtsanwalt Omer Shatz
hervor, das der Tageszeitung "neues deutschland" vorliegt. Ob der
Gerichtshof Ermittlungen aufnimmt, muss noch entschieden werden.
Der israelische Rechtsanwalt Omer Shatz hatte im Juni zusammen mit
dem französischen Anwalt Juan Branco nach dreijähriger Recherche die
Strafanzeige bei dem Strafgerichtshof eingereicht.
In der 245 Seiten umfassenden Anzeige werfen die Anwälte Shatz und
Branco EU-Verantwortlichen Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor.
"Uns geht es um den Aufbau der libyschen Küstenwache und die
Rückführung von Flüchtlingen in die Internierungslager in Libyen.
Diese Politik hat zur Folge, dass Menschen Opfer schwerster
Verbrechen werden", sagte Shatz "nd - Die Woche", der
Wochenendausgabe des "nd".
Zweiter zentraler Punkt in der Anzeige ist die Einstellung der
Rettungsmission "Mare Nostrum". Diese Mission wurde abgelöst durch
die vom EU-Grenzschutz Frontex betriebene Operation Triton. "Wir
haben viele, teils geheime Dokumente gesichtet und können belegen:
Die europäischen Entscheidungsträger wussten vor, während und nach
dem Übergang von Mare Nostrum zu Triton, dass diese Entscheidung
Menschenleben kosten wird", so Shatz. "Das ist strafrechtlich
relevant."
Diethelm Klesczewski, Experte für Internationales Strafrecht an
der Universität Leipzig, sagte dem »nd«: Ließe sich der Vorwurf
nachweisen, nämlich dass die von der EU veranlasste Rückführung von
Flüchtlingen durch die libysche Küstenwache zu Folter und Sklaverei
führt, wäre eine Anklage der verantwortlichen Politiker durchaus
denkbar. Florian Jeßberger, Professor für Internationales Strafrecht
an der Universität Hamburg, hält das Verfahren zwar für rechtlich
möglich, politisch aber für unwahrscheinlich. Er könne sich kaum
vorstellen, dass ein förmliches Strafverfahren gegen ein amtierendes
Mitglied einer europäischen Regierung eingeleitet wird.
Der erfahrene Anwalt Shatz selbst sieht durchaus Chancen, dass ein
Verfahren beim Strafgerichtshof eingeleitet wird - gerade weil die
Chefanklägerin des Gerichtshofes, Fatou Bensouda, bereits seit 2017
mutmaßliche Verbrechen in libyschen Lagern untersucht. "Die Klage
müsste also nur auf europäische Politiker ausgeweitet werden", sagte
Shatz im nd-Interview. In der Strafanzeige werden unter anderen
Bundeskanzlerin Angela Merkel, der französische Präsident Emmanuel
Macron und der scheidende Präsident der Europäischen Kommission,
Jean-Claude Juncker, als Verantwortliche genannt.
Kanzlerin Merkel beschuldigte der Strafrechtler Shatz im
nd-Interview, sie habe bei der Unterzeichnung der Malta-Deklaration,
in der es um Rückführungen von Flüchtlingen nach Libyen ging, von den
Zuständen in den libyschen Lagern gewusst. "Ein paar Tage vorher
warnten deutsche Botschafter in einem internen Bericht von
KZ-ähnlichen Zuständen in den Lagern in Libyen. Merkel wusste also
genau, was los war - und unterzeichnete am Ende trotzdem."
Pressekontakt:
neues deutschland
Redaktion
Telefon: 030/2978-1722
Original-Content von: neues deutschland, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
705887
weitere Artikel:
- neues deutschland: Remko Leemhuis vom American Jewish Committee: Den Worten müssen Taten folgen Berlin (ots) - Der Terroranschlag von Halle sei nicht aus dem
Nichts heraus passiert, sondern spiegele das gesellschaftliche Klima
wider, sagt der Direktor des Berliner American Jewish Committee Remko
Leemhuis im Gespräch mit »nd.DieWoche«, der Samstagsausgabe der
Berliner Tageszeitung "neues deutschland". Leemhuis sieht
Antisemitismus nicht nur bei Rechtsextremen: "Wir haben
offensichtlich ebenso ein massives Problem mit islamistischem
Antisemitismus oder auch linkem Antisemitismus zum Beispiel in Form
der BDS-Kampagne. Aber es mehr...
- RTL/n-tv-Trendbarometer / Forsa-Aktuell: AfD verliert nach Anschlag in Halle 2 Prozentpunkte - 90 Prozent der Bundesbürger ohne AfD-Präferenz sehen AfD als geistigen Wegbereiter rechtsextremer Gewalt Köln (ots) - Rückgang der AfD nach Anschlag in Halle
Nach der öffentlichen Diskussion über den Anschlag eines
Rechtsextremisten in Halle und darüber, ob die AfD durch ihr
Auftreten und ihre Wortwahl den geistigen Nährboden für die Gewalttat
bereitet hat, verliert die AfD Sympathien. Im RTL/n-tv-Trendbarometer
sank der AfD-Wert am Donnerstag und Freitag um zwei Prozentpunkte
gegenüber den ersten drei Tagen der Woche. Montag bis Mittwoch hatten
13 Prozent die Absicht erklärt, AfD zu wählen; Donnerstag und Freitag
waren es noch 11 mehr...
- Demonstration gegen das baden-württembergische Polizeigesetz erfolgreich Stuttgart (ots) - Für vergangenen Samstag hat das Bündnis
"NoPolGBW" zur Demonstration in mehreren Städten aufgerufen. Die
Piratenpartei, Teil des Bündnis, schloss sich der Demonstration in
Stuttgart an, organisiert wurde sie vom Commando Cannstatt.
Die Demonstration wurde von knapp 1000 Demonstranten begleitet.
"Es freut mich zu sehen, dass wir es in ganz Baden-Württemberg
geschafft haben auf die Repressionen durch das aktuelle und ein
mögliches neues Polizeigesetz aufmerksam zu machen", kommentiert
Borys Sobieski.
mehr...
- 78. Bayerischer Ärztetag - Tag 1 der Arbeitstagung (FOTO) München (ots) -
Der 78. Bayerische Ärztetag (BÄT) fasste am ersten Tag der
Arbeitssitzung in München unter anderem Beschlüsse zu Klimaschutz,
Ärztlicher Bereitschaftsdienst, Anzahl der Studienplätze und
Gesundheits-Apps.
Klimaschutz
Die bayerische Ärzteschaft bekennt sich zu den Zielen des
weltweiten Klimaschutzes, wie sie 196 Staaten am 12. Dezember 2015 in
Paris in einem völkerrechtlich bindenden Vertrag beschlossen haben
und dem auch die Bundesrepublik Deutschland beigetreten ist. Der BÄT
sieht darin den Einstieg mehr...
- Halle: auf dem rechten Auge blind! Berlin (ots) - In Folge des rechtsradikalen Terroranschlags in
Halle gibt es vermehrt Zwischenrufe deutscher Politiker in den
Medien, die Videospielen und Videospielkultur eine Mitschuld
einräumen.
Daniel Mönch, politischer Geschäftsführer der Piratenpartei
kommentiert: "Der rassistische Terroranschlag von Halle hat uns alle
schwer getroffen. Wieder einmal rechter Terror in Deutschland, wieder
ist er gegen Juden und Muslime gerichtet. Die Suche nach Erklärungen
ist nach einem solchem Terroranschlag verständlich. Es wäre zu
begrüßen, mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|