Der Tagesspiegel: Thüringens Verfassungsschutz-Chef zu Halle: Wir haben davor gewarnt, dass es jederzeit passieren kann
Geschrieben am 13-10-2019 |
Berlin (ots) - Der Präsident des Thüringer Verfassungsschutzes,
Stephan Kramer, warnt vor Rechtsextremismus in der Gamer-Szene im
Internet. Teile der Szene seien eine Plattform für Rechtsextremisten,
"um sich zu vernetzen und um sich gegenseitig in ihrem Hass zu
bestärken, zu messen und zu motivieren. Alles vom Sofa zu Hause aus",
sagte Kramer im Interview mit dem Berliner "Tagesspiegel"
(Montagausgabe).
Der mit einer Helmkamera ausgerüstete Attentäter von Halle,
Stephan Balliet, war in Gamer-Plattform "Twitch" aktiv und hatte über
sie seinen Anschlag live übertragen. Eine wichtige Rolle für
Rechtsxtremisten in der Gamer-Szene nähmen "Shooter-Spiele" ein,
sagte Kramer. "Hier entsteht für den entsprechenden Personenkreis,
durch die Mischung von Hass, Gewalt, Maskulinität und Sexualität, ein
Treibhaus zur Befriedigung und weiteren Radikalisierung".
Kramer selbst, ehemals Generalsekretär des Zentralrats der Juden
in Deutschland und einziger jüdischer Verfassungsschutzchef, wird von
Antisemiten bedroht. "Als Jude und Chef einer Sicherheitsbehörde bin
ich gleich doppelt das Ziel von Hass und Hetze", sagte Kramer. "Auch
ich spüre, wie viele andere Politiker, Behördenvertreter und
politisch Engagierte, dass Gewaltandrohungen und Anfeindungen immer
brutaler werden und mehr zum Alltag gehören". Kramer betonte, "ich
kontrolliere jetzt regelmäßig die Radmuttern an meinem Wagen".
https://www.tagesspiegel.de/politik/thueringens-verfassungsschutz-
chef-wir-haben-davor-gewarnt-dass-es-jederzeit-passieren-kann/2510996
4.html
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