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Otto Brenner Stiftung zeichnet zum 15. Mal herausragenden Journalismus aus

Geschrieben am 16-10-2019

Frankfurt (ots) -

+++ "Wie Banker, Anwälte und Superreiche Europa ausrauben": Das
Ergebnis einer Investigativrecherche von Correctiv, NDR, ZEIT u.a.
wird mit dem 1. Preis ausgezeichnet +++ Ulrike Herrmann erhält den
"Preis der Jury" für die Kontinuität ihrer "kritischen
Wirtschaftsberichterstattung" +++ Steuerung F, ein
öffentlich-rechtlicher YouTube-Kanal, gewinnt den Medienprojektpreis
+++ Festrede hält Prof. Monika Grütters MdB, Staatsministerin für
Kultur und Medien +++ Preisverleihung findet am 19. November in
Berlin statt +++

Den mit 10.000 Euro dotierten 1. Preis für kritischen Journalismus
2019 der Otto Brenner Stiftung erhält ein Rechercheteam um Oliver
Schröm (Correctiv) und Christian Salewski (Panorama) für die
trimediale Berichterstattung über die sogenannten CumEx-Files. Neben
ZEIT, ZEIT Online, Panorama, NDR Info und dem gemeinnützigen
Recherchebüro Correctiv waren an der Aufdeckung und Veröffentlichung
auch weitere 19 europäische Medien aus zwölf Ländern beteiligt.

"Hunderte von Tätern beraubten über Jahre die Staatskassen in
zwölf europäischen Ländern um geschätzte 55 Milliarden Euro, aber die
Strafverfolgung blieb im Klein-Klein nationaler Behörden hängen",
schreibt die Jury in der Begründung ihrer Preisvergabe. Die
JournalistInnen haben aufgedeckt, "wie die Maschine für den
Massenbetrug am Steuerzahler im Herzen der Finanzindustrie
operierte". "Der organisierten Kriminalität auf höchstem Niveau", so
die Jury, "begegneten sie mit dem Besten, was guter Journalismus
leisten kann: akribische und mutige Recherche, und das in
europaweiter Vernetzung über alle Grenzen und Medien hinweg". Als
"Dank" für den "besten kritischen Journalismus" zeichnet die Jury die
Recherche mit dem 1. Preis der Brenner-Ausschreibung 2019 aus.

Der 2. Preis (5.000 Euro) geht an Ulrich Wolf für eine
Artikelserie, die als "Bautzen-Report" in der Sächsischen Zeitung
erschienen ist.

Ulrich Wolf, Reporter der Sächsischen Zeitung, beschreibt am
Beispiel der Stadt Bautzen, wie erschreckend wenige, dafür aber
einflussreiche Akteure ausreichen, um den öffentlichen Diskurs in
einer Gemeinde ganz weit nach rechts zu verschieben. "Um deren
Machenschaften aufzudecken", so die Jury, "benötigen Journalisten in
den heutigen Zeiten Mut, nicht nur im Osten der Republik". Wolf
bringt diesen Mut auf, wenn er mit unbedingtem Willen, akribisch und
mit beeindruckender Hartnäckigkeit schwierig zu recherchierende
Strukturen aufdeckt. So ist ihm, zusammen mit der Lokalredaktion
Bautzen, mit dem dreiteiligen "Bautzen-Report" "ein vorbildliches
Stück Lokaljournalismus gelungen".

Mit dem 3. Preis wird "Draußen. Vom Leben wohnungsloser Familien
in Berlin" ausgezeichnet. Marie von Kuck ist Autorin des Features,
das vom Deutschlandfunk gesendet wurde.

Die Zahl obdachloser Menschen wird bundesweit auf 1,2 Millionen
geschätzt, Familien mit Kindern sollen fast ein Viertel davon
ausmachen. Marie von Kuck nimmt ihre HörerInnen mit auf eine Reise in
den Alltag betroffener Berliner Familien. Die Autorin begleitet
Wohnungslose, lässt sich ihre Geschichte erzählen, sie zitiert aus
horrenden Behördendokumenten und führt die HörerInnen in
Notunterkünfte. Preiswürdig, so die Jury, "ist auch die Machart
dieser sorgfältigen Radiodokumentation". Die Autorin zeige Empathie
und bewahre doch den nüchternen Ton der Journalistin. "Sie lässt
Menschen zu Wort kommen, die sonst keine Öffentlichkeit haben, aber
sie ergänzt deren Zeugnis auch durch Nachfragen bei
Hilfseinrichtungen und Behörden, sie zeichnet das ganze Bild -
kritisch und gut dokumentiert", begründet die Jury ihre Entscheidung.
Dieses Feature des Deutschlandfunks und seiner Ko-Produzenten RBB und
SWR ist für die Jury "der Musterfall einer modernen Sozialreportage".

Mit dem "Spezial-Preis der Jury" für pointierte Meinungsbeiträge
und kluge journalistische Interventionen, dotiert mit 10.000 Euro,
wird die Berliner Wirtschaftsjournalistin Ulrike Herrmann
ausgezeichnet.

Ulrike Herrmann, so die Jury, macht Ökonomie zu einer Sache, bei
der man mitreden kann und will, "weil sie die Scheu vor den komplexen
Zusammenhängen aus der Welt des Wirtschaftens nimmt". Sie verstehe
es, Verständnis und Vergnügen an ökonomischen Fragen zu wecken. Für
die Jury ist die gelernte Bankkauffrau, studierte
Wirtschaftshistorikerin und Wirtschaftsredakteurin der taz "eine
Wirtschaftsweise im besten und eigentlichen Sinn": Eine begnadete
Erklärerin der großen gegenwärtigen volkswirtschaftlichen Krisen, die
immer zugleich politische Krisen sind.
Die Jury lobt den "enormen Sachverstand" der Autorin und würdigt sie
als "eine Wirtschaftsjournalistin der Extraklasse und wunderbare
Leitartiklerin mit gutem Gespür für Sozialstaatlichkeit".

Der Newcomerpreis, dotiert mit 2.000 Euro, geht an die 25-jährige
Isabell Beer. Ihr Beitrag "Josh wuchs behütet auf. Mit 15 verfiel er
den Drogen. An Stoff zu kommen war nicht schwer. Er hatte ja
Facebook" erschien am 31. Januar 2019 in DIE ZEIT/ZEIT Online.

Anders als Christina F. vor 40 Jahren kommen Jugendliche heute
leicht über soziale Medien an Drogen. Mit "Joshs Bahnhof Zoo ist
Facebook" verbindet die Autorin zwei Themen miteinander, die nicht im
Fokus des öffentlichen Interesses stehen, aber genau dort hingehören:
Social Media und Drogenkonsum. Die Jury hebt in der Begründung
hervor: "Mit ihrem klaren, eindringlichen Sprachstil und der
gründlichen Recherche gelingt es Isabell Beer, dem Leser nicht nur
die Dimension dieses Problems unglaublich anschaulich zu
verdeutlichen, sondern auch Empathie zu empfinden". Diese junge
Journalistin, so erwartet die Jury, "verspricht Randthemen der
Gesellschaft so zu bearbeiten, dass sie in das Blickfeld geraten".

Im Wettbewerb um die Brenner-Preise zeichnet die Jury auch
innovative und wegweisende Medienprojekte mit 2.000 Euro aus. 2019
geht der Medienprojektpreis an das Team von STRG_F, den
journalistischen YouTube-Kanal der ARD-Sendung Panorama.

STRG_F zeigt nach Auffassung der Jury beispielhaft, dass junge
Menschen auf YouTube nicht nur mit Katzenvideos und Tutorials zu
erreichen sind, sondern auch für investigative Dokumentationen
begeistert werden können, die politisch informieren und für
gesellschaftliche Kontroversen sensibilisieren. Der Kanal gehört zu
funk, dem jungen Angebot von ARD und ZDF. Er erreicht im Schnitt
600.000 ZuschauerInnen, von denen knapp 80% unter 35 Jahre alt sind,
und hat rund 381.000 AbonnentInnen. Die ReporterInnen gehen auf
lebendige, innovative und glaubwürdige Art komplexen Themen wie
Produktfälschung, Rechtsextremismus, Flüchtlingshilfe oder
Zwangseinweisungen in die Psychiatrie nach. Die Jury betont, dass die
STRG_F-ProduzentInnen zwar subjektiv erzählen, "aber dabei nicht
reißerisch, sondern sorgfältig und transparent arbeiten".

Neben diesen Preisen werden 2019 von der Otto Brenner Stiftung
auch wieder drei Recherche-Stipendien vergeben, die mit jeweils 5.000
Euro dotiert sind.

Die Vergabe von Recherche-Stipendien und die Betreuung der
GewinnerInnen durch profilierte JournalistInnen gehören zum
Markenkern des Brenner-Preises. Inzwischen liegen mehr als 40
erfolgreich abgeschlossene, zum Teil spektakuläre
Recherche-Ergebnisse vor. Einige dieser Ergebnisse werden im Rahmen
der diesjährigen Preisverleihung vorgestellt. Maria-Mercedes Hering
und Miriam Lenz haben unter dem Titel "Zwischen Mitbestimmung und
Machtmissbrauch" die "Krise in der verfassten Studierendenschaft"
nachgezeichnet (http://ow.ly/vkjp30pJ4c7). Petra Sorge, Caitlin
Chandler und Giacomo Zandonini haben über neue Überwachungssysteme an
der EU-Außengrenze recherchiert und wichtige Ergebnisse
veröffentlicht (http://ow.ly/CxIF30pJ4cg). Außerdem gelangen Susanne
Götze kritische Einblicke in das "Netzwerk der Klimawandel-Leugner"-
überraschende Ergebnisse einer "verdeckt geführten Recherche"
(http://ow.ly/BmDD30pJ4cq).

Auch die Anträge 2019 lassen innovative und intensive Recherchen
zu den Themen "Klimakriege" (Raphael Thelen), "kommunale GmbHs"
(Vinzenz Neumaier und Thomas Schuler) und "Extremwetter" (Ann Esswein
und Felie Zernack) erwarten.

Die Preisverleihung findet am 19. November in Berlin statt. Anja
Höfer, TV- und Hörfunk-Journalistin (SWR), moderiert die
Festveranstaltung.

Die Otto Brenner Stiftung verleiht den Otto Brenner Preis für
kritischen Journalismus 2019 zum 15. Mal. Prämiert werden
journalistische Arbeiten, die das Motto der Ausschreibung "Gründliche
Recherche statt bestellter Wahrheiten" in ihren Beiträgen
beispielhaft umgesetzt haben. Aus 561 Bewerbungen wählte die Jury am
19. September die PreisträgerInnen in fünf Kategorien aus. Das
Preisgeld beträgt 2019 insgesamt 47.000 Euro.

Jurymitglieder 2019 sind die freie Journalistin Brigitte Baetz
(u.a. Deutschlandfunk), Prof. Dr. Volker Lilienthal (Universität
Hamburg, Rudolf-Augstein-Stiftungsprofessur für
Qualitätsjournalismus), Henriette Löwisch (Leiterin der Deutschen
Journalistenschule in München, DJS), Prof. Dr. Heribert Prantl
(Kolumnist und Autor, Süddeutsche Zeitung), Isabell Schayani (WDR,
u.a. Moderatorin des "Weltspiegel"), Harald Schumann (Mitbegründer
Investigative Europe, Redakteur für besondere Aufgaben, Der
Tagesspiegel) sowie Jörg Hofmann (1. Vorsitzender der IG Metall und
OBS-Verwaltungsratsvorsitzender).

Informationen zu den prämierten Beiträgen, zu den PreisträgerInnen
und den Mitgliedern der Jury finden Sie unter
https://www.otto-brenner-preis.de.



Pressekontakt:
Otto Brenner Stiftung
Jupp Legrand
Geschäftsführung
Tel.: (069) 6693-2810
info@otto-brenner-stiftung.de

Original-Content von: Otto Brenner Stiftung, übermittelt durch news aktuell


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