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NOZ: Ökonomen Fuest und Fratzscher für höheres Rentenalter

Geschrieben am 21-10-2019

Osnabrück (ots) - Fuest und Fratzscher knüpfen Reform aber an
Bedingungen - "Nicht alle Menschen werden länger arbeiten können oder
wollen"

Osnabrück. Führende Ökonomen haben grundsätzlich positiv auf den
Vorschlag der Bundesbank reagiert, das Rentenalter anzuheben. Clemens
Fuest, Chef des Ifo-Instituts in München, und DIW-Präsident Marcel
Fratzscher knüpften solche Reformen gegenüber der "Neuen Osnabrücker
Zeitung" allerdings an Bedingungen.

Fuest betonte, die Bundesbank mache darauf aufmerksam, dass die
Zahl der Rentenempfänger steige, während die Zahl der Beitragszahler
sinke und die Rentenversicherung deshalb reformiert werden müsse.
"Die Anpassung sollte allerdings nicht allein durch ein höheres
Rentenzugangsalter erfolgen, sondern nur in dem Maße, in dem die
Lebenserwartung steigt."

Der Finanzwissenschaftler erläuterte: "Menschen mit niedrigeren
Einkommen und körperlich belastenden Berufen haben eine geringere
Lebenserwartung als beispielsweise Akademiker. Sie werden durch eine
Erhöhung des Rentenzugangsalters härter getroffen als durch eine
Senkung des Rentenniveaus." Fuest forderte deshalb auch niedrigere
Rentenanhebungen: "Die Reform sollte die Renten weniger schnell
steigern als bisher vorgesehen."

Fratzscher erklärte: "Ohne eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit
wird ein nachhaltiges Rentensystem nicht möglich sein. Denn die
größere Umverteilung von jungen zu älteren Menschen über Beiträge und
Steuern alleine wird nicht ausreichen, um die demografische Alterung
zu bewältigen." Eine Erhöhung des Renteneintrittsalters mit der
ansteigenden Lebenserwartung sei eine Grundvoraussetzung für ein
nachhaltiges Rentensystem.

"Allerdings werden nicht alle Menschen länger arbeiten können oder
wollen", so Fratzscher weiter. Er plädierte deswegen für ein
flexibleres Renteneintrittsalter, "bei dem die Menschen mehr Freiheit
haben, selbst über ihr Renteneintrittsalter entscheiden zu können".
Zudem müsse die Politik die Erwerbstätigkeit stärken und verbessern.
Das größte Risiko für Menschen, in der Altersarmut zu landen, seien
niedrige Löhne, Teilzeitbeschäftigung und unterbrochene
Erwerbsbiografien. Fratzscher: "Nur wenn die Politik die
Arbeitsmarkt- und Verdienstchancen vieler Menschen deutlich
verbessert, kann eine ausreichende Absicherung im Alter gewährleistet
werden."

Seit 2012 wird die Altersgrenze für den abschlagfreien Bezug der
gesetzlichen Rente schrittweise von 65 auf 67 Jahre im Jahr 2031
angehoben. Auf die Rentenkassen kommen nun aber zusätzliche
Herausforderungen zu, weil ab Mitte der 2020er-Jahre die
geburtenstarken Jahrgänge das Ruhestandsalter erreichen. Die
Bundesbank regt daher an, das Rentenalter bis 2070 auf 69 Jahre und
vier Monate anzuheben.



Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion

Telefon: +49(0)541/310 207

Original-Content von: Neue Osnabrücker Zeitung, übermittelt durch news aktuell


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