Allg. Zeitung Mainz: Parallelen // Kommentar von Frank Schmidt-Wyk zum Antibiotika-Mangel
Geschrieben am 25-10-2019 |
Mainz (ots) - Es ist keine abstrakte Gefahr, sondern leider eine
sehr konkrete, über die wir hier reden: Im Jahr 2050 könnten weltweit
zehn Millionen Menschen an multiresistenten Krankheitserregern
sterben. Diese Zahl basiert nicht etwa auf einer vagen Schätzung,
sondern auf einer beängstigend exakten Hochrechnung. Nachzulesen im
Bericht des Ökonomen Jim O'Neill an die britische Regierung aus dem
Jahr 2014. Fünf Jahre sind seitdem vergangen, doch passiert ist
seitdem nicht viel - trotz vollmundiger Absichtserklärungen seitens
der Industrie, in die Erforschung und Entwicklung dringend benötigter
neuer Antibiotika zu investieren. Stattdessen steuert die Menschheit
sehenden Auges auf eine sich bereits abzeichnende Katastrophe zu. Es
ist das gleiche Dilemma wie beim Klimawandel: Alle wissen, dass etwas
getan werden muss und zwar jetzt, doch niemand tut etwas - weil es
sich nicht rechnet. Aus Sicht der Unternehmen ist die Forschung im
Bereich Antibiotika nicht profitabel genug, also lassen sie es
bleiben. Das sind die Gesetze des Marktes. Es soll allerdings
vorkommen, dass diese Gesetze in die Irre führen - besonders häufig
dann, wenn es um das Allgemeinwohl geht. Nur zwei Lösungen sind
denkbar: Entweder pumpt der Staat noch mehr Geld in die Industrie, um
deren Forschungsdrang anzukurbeln, oder der Staat übernimmt diesen
Bereich gleich selbst, indem er etwa die Universitäten entsprechend
ausstattet. Von solch grundsätzlichen Überlegungen ist zur Zeit
jedoch wenig aus Berlin zu hören. Allenfalls halbherzig wird die
Problematik angegangen, umso eifriger die Notwendigkeit einer
internationalen Lösung betont. Wie beimKlimawandel.
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Allgemeine Zeitung Mainz
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