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Zum Digital-Gipfel warnt der VDE vor Abhängigkeit von Asien und USA / Spitzenposition in der Mikroelektronik bröckelt / Europa muss jetzt Chip-Offensive starten (FOTO)

Geschrieben am 28-10-2019

Berlin (ots) -

Mikroelektronik ist die Schlüsseltechnologie der Digitalisierung -
kein Computer, Auto, Smartphone und Elektrogerät funktioniert ohne
sie. Deutschland zählt bislang mit den USA und China zu den
Weltmarktführern in der Mikroelektronik und Mikrosystemtechnik: Diese
Position sieht der VDE in Gefahr. Die USA und China bauen ihre
Entwicklungs- und Produktionszentren mit hohen staatlichen
Subventionen stetig weiter aus und unterstützen damit aktiv den
Aufschwung von Konzernen wie Google, Amazon, Alibaba und Tencent. Der
Marktanteil europäischer Hersteller an Elektronikprodukten nimmt
dagegen in vielen entscheidenden Zukunftsmärkten ab. Aktuell liegt
der europäische Anteil an der globalen Chipindustrie bei ca. sechs
Prozent. Noch 2013 sprach die EU davon, den Weltmarktanteil von
damals zehn auf 20 Prozent zu verdoppeln. "Wettbewerbsfähigkeit hängt
von der Innovationskraft ab. Wer wenig in Forschung und Entwicklung
investiert, kann keine großen Durchbrüche oder Innovationssprünge
erzielen", sagte VDE-Präsident Dr. Gunther Kegel heute im Vorfeld des
Mikrosystemtechnik-Kongresses in Berlin.

Investieren oder Abrutschen in die Abhängigkeit

In Deutschland ist es der Wirtschaftsmotor Mittelstand, der
maßgeblich die Mikrosystemtechnik prägt. "Unsere Hidden Champions
kämpfen wie David gegen Goliath. US-Konzerne investieren doppelt so
viel wie europäische Unternehmen, von den chinesischen Konzernen ganz
zu schweigen. Unser Mittelstand braucht Unterstützung in Form einer
massiven Stärkung des Mikroelektronik-Standorts Europa mit gezielter
Forschungs- und Industrieförderung. Deutschland und Europa verpassen
sonst ihre Chancen, die digitalen Technologien der Zukunft
mitzugestalten", sagt der VDE-Präsident. Seit Jahren setze sich der
VDE dafür ein, die gesamte Innovationskette vom Chip-Design bis zur
Fertigung in Europa zu fördern - auch mit Blick auf die Entwicklung
von eigenen Kryptochips, die Cyber-Kriminellen den Zugang durch
Backdoors von Beginn an versperren. "Der Bund muss stärker
Verantwortung übernehmen. Zusätzlich brauchen wir mehr Venture
Capital, auch hier schlagen uns die USA und China. Ohne verstärkte
Investitionen wächst für den Standort Deutschland mit seinen starken,
systemorientierten Industriebranchen des Maschinen- und Anlagenbaus,
der Energie- und Automatisierungstechnik, des Automobilbaus und der
Medizintechnik die Gefahr einer völligen, irreversiblen Abhängigkeit
von Mikroelektronikherstellern aus Asien und den USA", warnt der
VDE-Präsident.

Eigene Technologien entwickeln: Europa muss zusammenarbeiten

Deutschland hat immer noch einen Spitzenplatz bei der Entwicklung
von hochkomplexen, miniaturisierten und multifunktionellen
Elektroniksystemen (Mikrosysteme), die z. B. digitale, analoge,
sensorische, elektro-mechanische und chemische Komponenten
miteinander vereinen. "Wir müssen anfangen, die Dinge richtig in die
Hand zu nehmen. Verknüpfen wir unser industrielles Prozess- und
Automatisierungs-Know-how mit KI, dann kommen die Erfolgsmeldungen
von ganz allein", erklärt Kegel. Zur Stabilisierung des
Mikroelektronik-Standorts Deutschland braucht es starke Verbündete.
Eine engere Kooperation mit europäischen Nachbarn ist unumgänglich.
"Die nächste technische Innovationswelle muss aus Europa kommen. Wir
müssen eigene Technologien entwickeln, denn Europa braucht eigenen
Lösungen", fordert Dr. Gunther Kegel. Mit seinen 500 Millionen
Einwohnern und seiner hohen Kaufkraft, könnten europäische Ideen von
der Welt nicht ignoriert werden. Ein Zusammenrücken ist auch deshalb
notwendig, weil kein europäisches Land genügend Ingenieure und
Wissenschaftler hat, um sich allein gegen die Wettbewerber aus den
USA oder Asien durchzusetzen.

Mit Klimaschutz Ingenieurslücke schließen

Der durch den VDE bereits seit einigen Jahren angemahnte
Fachkräftemangel ist immer noch nicht gestoppt. Jährlich fehlen den
Unternehmen der Branche rund 10.000 IngenieurInnen. Politik,
Wirtschaft und Gesellschaft müssten ihre gemeinsamen Anstrengungen
weiter forcieren, junge Menschen für eine Ausbildung in der Elektro-
und Informationstechnik, im Maschinenbau und in der Informatik zu
begeistern. "Wir werden den Wettlauf um eine Spitzenposition im
internationalen Vergleich verlieren, wenn wir nicht so schnell wie
möglich für gut ausgebildeten Nachwuchs in den Unternehmen sorgen.
Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgaben, der wir uns stellen
müssen", sagt VDE-Präsident Dr. Gunther Kegel. Wenn nur die Hälfte
der jugendlichen Friday for Future-Bewegung eine technische
Ausbildung abschließen würde und den Klimawandel aktiv mit
Innovationen bekämpfen und damit die Welt retten würde, wäre schon
viel gewonnen. "Wenn Deutschland Vorreiter sein will, dann sollten
wir Technologien für den Klima- und Umweltschutz entwickeln. In
diesem Bereich sind wir den USA und China noch weit voraus. Nutzen
wir das. Zeigen wir der Welt, wie es geht", schlägt Kegel
abschließend vor.

Für die Redaktion: Über den VDE

Der VDE, eine der größten Technologie-Organisationen Europas,
steht seit 125 Jahren für Wissen, Fortschritt und Sicherheit. Seine
Themenschwerpunkte reichen von der Energiewende über Industrie 4.0,
Digitale Technologien, Future Mobility und Smart Living bis hin zur
Digitalen Sicherheit. Als einzige Organisation weltweit vereint der
VDE dabei Wissenschaft, Standardisierung, Prüfung & Zertifizierung
sowie Anwendungsberatung unter einem Dach. Besonderes Herzblut steckt
der VDE in die Forschungs- und Nachwuchsförderung sowie in den
Verbraucherschutz. Das VDE-Zeichen, das rund 70 Prozent der
Bundesbürger kennen, gilt als Synonym für höchste
Sicherheitsstandards. 2.000 Mitarbeiter, mehr als 100.000
ehrenamtliche Experten und fast 1.500 Unternehmen gestalten im
Netzwerk VDE eine lebenswerte Zukunft: vernetzt, digital, elektrisch.
Wir gestalten die e-diale Zukunft. Hauptsitz des VDE (Verband der
Elektrotechnik Elektronik und Informationstechnik e.V.) ist Frankfurt
am Main. www.vde.com



Pressekontakt:
Melanie Unseld, Tel. 069 6308461, 0175 1874333,
melanie.unseld@vde.com

Original-Content von: VDE Verb. der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik, übermittelt durch news aktuell


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