NRZ: Warum nicht mit wechselnden Mehrheiten? / 76,5 Prozent haben Höcke nicht gewählt, nur gute Politik macht diese Zahl noch größer
Geschrieben am 28-10-2019 |
Essen (ots) - Wie soll ein CDU-Abgeordneter in NRW seinen Wählern erklären, dass
seine Parteikollegen in Thüringen mit den Linken liebäugeln? Weil dies als Ding
der Unmöglichkeit erscheint, ist die Aufregung bei den Christdemokraten so groß.
Tatsächlich würde es die Partei zerreißen, wenn ausgerechnet sie mit der
linkesten politischen Gruppierung Deutschlands irgendwie gemeinsame Sache machen
würde. Und das alles nur, weil die AfD am Sonntag mit einem
rechtsextremistischen Kandidaten in die Höhe schnellte. Die politische Welt
scheint aus den Fugen. Es ist vertrackt und teuflisch, dass die AfD aus allen
denkbaren Koalitionen in Thüringen ihr Süppchen kochen kann. Seht her, so wird
Höcke bald sagen, die Altparteien müssen jetzt schon ihre Grundsätze über Bord
werfen, damit sie uns verhindern können. So beginnen Legenden. Besonders hart
trifft dies die CDU, die so hoch wie keine andere Partei in Thüringen verlor.
Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer steht nun erst recht im Kreuzfeuer. Und ihr
Kontrahent Friedrich Merz meinte bereits letzte Nacht, dass es nun so mit der
CDU nicht mehr weitergehen könne. Der Streit um die Führung wird nun noch
schärfer werden. Doch was hilft das alles in Thüringen? Einzig praktikabel
scheint eine Koalition aus Linken, SPD, Grünen, die von der FDP oder vielleicht
auch mal von der CDU geduldet wird. Natürlich ist diese Konstruktion
kompliziert und sie kostet eine Menge Abstimmung. Doch letztlich kommt es
darauf, dass solch ein Team gute Politik für die Menschen macht. Das ist immer
noch die beste Medizin gegen Politikverdruss. Je überzeugender eine wie auch
immer geartete Koalition arbeitet, desto mehr werden Höckes Tiraden und Legenden
ins Leere laufen. 76,5 Prozent haben Höcke nicht gewählt. Diese Zahl wird nur
größer durch gute Politik.
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