Kreis der Betrugs-Diesel wird immer größer: Porsche Cayenne S ist schmutzigster jemals von der Deutschen Umwelthilfe gemessener Diesel-Pkw
Geschrieben am 29-10-2019 |
Berlin (ots) - Anti-Transparenzminister Andreas Scheuer verweigert Offenlegung
von Dieselgate-Akten trotz Gerichtsentscheiden - DUH deckt neue brisante
Abgasmanipulation bei weiteren Diesel-Pkw von Audi, Mercedes, Porsche und VW auf
- Die Diesel-Pkw der Abgasstufe Euro 5 und Euro 6 wiesen zum Teil massive
Überschreitungen der Stickoxid-Grenzwerte auf - Software-Update praktisch
wirkungslos - Porsche Cayenne S ist neuer negativer Spitzenreiter mit fast 12
Mal mehr Ausstoß an gefährlichem Stickoxid als erlaubt - Dennoch verfügt das
Kraftfahrt-Bundesamt keinen amtlichen Rückruf für diesen Betrugs-SUV von Porsche
und erlaubt dem Stuttgarter Sportwagenbauer, weiterhin Verbraucher zu täuschen -
DUH fordert KBA auf, derartig schmutzige Diesel-Pkw amtlich stilllegen zu lassen
bzw. Hardware-Nachrüstungen anzuordnen
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat in ihrem Emissions-Kontroll-Institut (EKI) in
den vergangenen Monaten weitere Abgasmessungen an Dieselfahrzeugen im realen
Betrieb auf der Straße durchgeführt und dabei noch nie gemessene Extremwerte des
Dieselabgasgifts Stickoxid (NOx) festgestellt. Unter den bisher im EKI insgesamt
131 gemessenen Fahrzeugen der Euronormen 5 und 6 offenbarte sich der Porsche
Cayenne S bei milder Außentemperatur von +11 bis +15 Grad mit durchschnittlich
2.146 mg NOx/km als neuer Negativ-Spitzenreiter.
Dem Kraftfahrt-Bundesamt ist unter anderem durch die DUH-Abgasmessungen und von
der DUH übermittelte Whistleblower-Informationen seit über drei Jahren das
Ausmaß des Betrugs bei Porsche bekannt. Dennoch gibt es für den Euro 5 Porsche
Cayenne S trotz der 11,9-fachen Überschreitung des NOx-Grenzwerts von 180 mg/km
für Euro 5 Diesel-Pkw weder eine Stilllegung noch einen Rückruf samt
verpflichtender Hardware-Nachrüstung.
Dazu Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH: "Der Fall Porsche zeigt
exemplarisch, wie sich die letzte deutsche Schlüsselindustrie weiterhin durch
Tricksen und Täuschen um die Aufklärung und Schadensbeseitigung des größten
Industrieskandals der Nachkriegsgeschichte drücken möchte. Das Image der
Autokonzerne ist auf einem absoluten Tiefpunkt angekommen. Wir fordern eine
schonungslose Offenlegung aller in den Diesel-Pkw der Abgasstufen Euro 5 und
Euro 6 eingebauten illegalen Abschalteinrichtungen und einen Hardware-Austausch
bei allen Fahrzeugen. Auch warte ich seit November 2018 auf eine Antwort von
Porsche-Chef Blume, in der er sich verpflichtet, seine mit Abstand schmutzigsten
Diesel-SUVs vollständig zurückzurufen und die nicht funktionierende Abgasanlage
auszutauschen. Porsche wurde überführt, nach 1.100 und 3.000 Sekunden Laufzeit
oder bei geringem Füllstand des AdBlue-Tanks Abschalteinrichtungen zu aktivieren
und dies frech mit der durchschnittlichen Fahrzeit zu begründen."
Auch für die anderen zehn weiteren im EKI getesteten Fahrzeuge liegen keine
verpflichtenden Rückrufe vor, obwohl sie den geltenden NOx-Grenzwert um ein
Vielfaches überschreiten - sogar noch nach dem freiwilligen Software-Update.
Der Familien-Transporter Mercedes Citan 109 CDI Euro 6 überschreitet
beispielsweise mit durchschnittlich 468 mg NOx/km den derzeit gültigen Grenzwert
von 80 mg NOx/km um das 5,9-fache.
Auffälligkeiten zeigen auch die zwei untersuchten Euro 6 Audi-Modelle: Der Audi
A6 3.0 TDI schneidet deutlich besser ab, wenn das Fahrzeug auf der Straße strikt
nach den Vorgaben des für die Typzulassung vorgesehen Neuen Europäischen
Fahrzyklus (NEFZ) getestet wird, anstatt auf der regulären EKI-Teststrecke im
realen Fahrbetrieb. Bei den Messungen entdeckte die DUH bei diesem Fahrzeug
Auffälligkeiten bei kaltem und warmem Motor: Während der Kaltstartphase - wie im
NEFZ gefordert - liegen die NOx-Emissionen deutlich unter den weiteren Messungen
mit warmem Motor. Gerade bei den Messungen mit warmem Motor schnellen die
NOx-Emissionen bei dem Fahrzeug in die Höhe. Dies ist technisch nicht
nachvollziehbar, denn ein wirkungsvoller SCR-Kat, wie hier verbaut, benötigt
gerade warme Betriebstemperaturen, um effektiv die NOx-Emissionen zu reduzieren.
Der gemessene Audi Q7 3.0 TDI emittiert bei sommerlichen Außentemperaturen von
+22 bis +23 Grad durchschnittlich 373 mg NOx/km und liegt damit 4,7-fach über
dem zulässigen Grenzwert für Euro 6 Diesel. Besonders auffällig ist bei diesem
Fahrzeug das unterschiedliche Niveau der NOx-Emissionen in Abhängigkeit vom
eingestellten Fahrzeugmodus. Trotz gleicher Fahrweise steigen die
Stickoxidemissionen im sogenannten "Comfortmodus" von 142 mg NOx/km auf 653 mg
NOx/km im "Sportmodus" an.
Die untersuchte Mercedes B-Klasse, B220d, Euro 6, hat durch den Hersteller ein
freiwilliges Software-Update erhalten. Die Messungen zeigen ein ernüchterndes
Ergebnis: Vor dem Software-Update lagen die durchschnittlichen NOx-Emissionen im
realen Fahrbetrieb bei 322 mg/km und nach dem Software-Update bei 308 mg/km.
Damit konnten die NOx-Emissionen gerade einmal um vier Prozent gesenkt werden.
Bei dem Mercedes CLS 250 CDI, Euro 5, ist bei sommerlichen Außentemperaturen
eine Reduktion der Stickoxide zu vermerken, jedoch wird der NOx-Grenzwert mit
374 mg/km nach dem Software-Update noch immer um das 2,1-fache überschritten.
Auch stiegen nach dem Update die CO2-Emissionen um acht Prozent an.
Dazu Axel Friedrich, internationaler Verkehrsexperte und Leiter des EKI: "Die
Messungen zeigen zum wiederholten Male die weitgehende Wirkungslosigkeit von
Software-Updates. Deshalb muss Verkehrsminister Scheuer sofort verpflichtende
Hardware-Nachrüstungen auf Kosten der Automobilhersteller anordnen."
An einem Audi A3 2.0 TDI, Euro 5 wurden umfangreiche Messungen bei
unterschiedlichen Außentemperaturen durchgeführt. In diesem Fahrzeug ist der
EA288-Motor verbaut, welcher der Nachfolger vom EA189-Betrugs-Motor ist. Die
Messungen an dem Audi A3 mit dem EA288 zeigen ebenfalls deutliche Hinweise auf
Abschalteinrichtungen. So steigen die NOx-Emissionen bei sinkender
Außentemperatur drastisch an. Bei +6 Grad Celsius emittiert das Fahrzeug bereits
691 mg NOx/km, lagen die Emissionen bei +16 Grad Celsius noch bei 280 mg NOx/km.
Auffällig sind auch die vergleichbar niedrigen NOx-Emissionen Messfahrten gemäß
NEFZ-Vorgaben auf der Straße.
Die DUH kritisiert, dass einige Euro 5 Modelle mit dem EA189-Betrugs-Motor aus
dem VW-Konzern auch vier Jahre nach dem Bekanntwerden von illegalen
Abschalteinrichtungen bei dieser Motorgeneration als nicht illegal klassifiziert
werden. So beispielweise der VW T5 2.0 TDI: das Fahrzeug liegt bei
Außentemperaturen von +14 bis +21 Grad Celsius bei durchschnittlich 992 mg
NOx/km. Oder der untersuchte VW Tiguan 2.0 TDI, Euro 5, der durch einen
VW-Vertragshändler in Schweden auf den Markt gebracht wurde und von diesem als
nicht vom Abgasskandal betroffen bezeichnet wird. Dieses Fahrzeug hat mit 888 mg
NOx/km ein annähernd gleiches Emissionsverhalten wie ein von der DUH bereits
zuvor untersuchter baugleicher VW Tiguan 2.0 TDI, Euro 5. Dieser in Deutschland
zugelassene Tiguan ist hingegen offiziell vom Abgasskandal betroffen, hier
erfolgte ein verpflichtender Rückruf in Deutschland.
Link:
Zu den neuen Messberichten: http://l.duh.de/p191029
Pressekontakt:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer DUH
0171 3649170, resch@duh.de
Dr. Axel Friedrich, Internationaler Verkehrsexperte und Leiter des
Emissions-Kontroll-Instituts
0157 71592163, axel.friedrich.berlin@gmail.com
DUH-Pressestelle:
Ann-Kathrin Marggraf, Marlen Bachmann
030 2400867-20, presse@duh.de
www.duh.de, www.twitter.com/umwelthilfe,
www.facebook.com/umwelthilfe, www.instagram.com/umwelthilfe
Original-Content von: Deutsche Umwelthilfe e.V., übermittelt durch news aktuell
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