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Keine 100 Mio. Euro an Steuergeldern für ukrainischen Geflügelgiganten

Geschrieben am 31-10-2019

Berlin (ots) - Nach monatelangem Ringen teilte die Europäische Bank für
Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) mit, dass die geplante Kapitalspritze in
Höhe von 100 Mio. Euro an das Hühnermast-Unternehmen MHP nun endgültig vom Tisch
ist. Die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt begrüßt diese Entwicklung
und fordert die EBRD dazu auf, generell aus der Förderung der industriellen
Massentierhaltung auszusteigen.

Zur Vorgeschichte: MHP ist ein Geflügelmastunternehmen mit Steuersitz auf Zypern
und Mastanlagen in der Ukraine. Ursprünglich im Ackerbau tätig, wurde es nicht
zuletzt durch Investitionskapital von Entwicklungsbanken zu einem der größten
Geflügelkonzerne in Europa. Zwischen 2003 und 2017 erhielt MHP etwa 700 Mio.
US-Dollar an Darlehen von Internationalen Finanzinstitutionen (EBRD und
Weltbankgruppe). Diese beispiellose Unterstützung mit öffentlichen Mitteln
ermöglichte es MHP, zu einem Quasi-Monopolisten in der Ukraine zu werden und in
der Region Vinnytsia Mastanlagen mit einer Jahreskapazität von 220 Millionen
Hühnern zu errichten - mit den entsprechenden negativen Folgen für die lokale
Bevölkerung wie Wasserverschmutzung, Geruchs- und Lärmbelästigung. Die
Anrainergemeinden haben bereits ein Beschwerdeverfahren bei der EBRD
angestrengt.

Anfang 2019 verlautbarte die EBRD, MHP neuerlich 100 Mio. Euro zukommen lassen
zu wollen, diesmal für die Übernahme des Geflügelunternehmens Perutnina Ptuj mit
Sitz in Slowenien. Als Projektziel nannte die EBRD, »die Strategie der
MHP-Gruppe zu unterstützen, ihre Geschäftstätigkeit in die EU und andere Staaten
auszudehnen, um ein multinationaler Produzent zu werden«. Dazu Konstantinos
Tsilimekis, Geschäftsleiter der Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt:
»Ein weiterer Ausbau von MHP ist schon an sich höchst fragwürdig, denn es muss
auch der EBRD klar sein, dass dieses Ziel mit großen Probleme im Tier- und
Umweltschutz verbunden ist. Doch ganz abgesehen davon war zuletzt ja nicht
einmal mehr klar, wofür die 100 Mio. Euro von der EBRD eigentlich verwendet
werden sollten, da die Übernahme des slowenischen Unternehmens inzwischen
ohnehin schon erfolgt war.«

Darüber hinaus sorgte MHP in den vergangenen Monaten mehrfach für negative
Schlagzeilen. So wurden Aufnahmen aus seinem Gänsestopf-Betrieb publik, die
unfassbare Tierquälerei zeigen. Und MHP sorgte für massiven Unmut, indem es mit
einem Trick ein Schlupfloch in den Handelsvereinbarungen zwischen der EU und der
Ukraine ausnutzte und über die Quoten hinaus zehntausende Tonnen
Hühnerbrustfleisch zollfrei in EU-Staaten exportierte.

Die Kritik an den EBRD-Plänen wurde maßgeblich auch von der Albert Schweitzer
Stiftung für unsere Mitwelt in Zusammenarbeit mit der Kampagnenagentur Shifting
Values vorgebracht. Und auch innerhalb der EBRD wuchs der Widerstand. Die
Abstimmung über die Kapitalvergabe im Direktorium der EBRD wurde sechsmal
verschoben, bevor sie nun endgültig gestrichen wurde. Die EBRD hat über 60
Anteilseigner (Staaten und zwischenstaatliche Organisationen) und operiert mit
öffentlichen Geldern dieser Staaten. Die Mitgliedstaaten der EU halten zusammen
fast zwei Drittel der Anteile und damit der Stimmrechte. Die EBRD ist nicht die
Entwicklungsbank der EU - dies ist die EIB.

»Wir fordern die EBRD dazu auf, aus diesem Desaster die richtigen Schlüsse zu
ziehen. Öffentliche Mittel dürfen nicht länger für industrielle Tierhaltung
vergeben werden. Angesichts der massiven Klima- und Umweltschäden der
massenhaften Fleischproduktion - vom milliardenfachen Tierleid ganz zu schweigen
- sollte dieser Sektor nicht mehr für Entwicklungsgelder in Frage kommen«,
bekräftigt Nicolas Entrup von Shifting Values, Berater der Albert Schweitzer
Stiftung für unsere Mitwelt.

Über die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt

Die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt setzt sich gegen
Massentierhaltung und für die vegane Lebensweise ein. Dafür wirkt sie auf
wichtige Akteure aus Wirtschaft, Gesellschaft und Politik ein, um
Tierschutzstandards zu erhöhen, den Verbrauch von Tierprodukten zu reduzieren
und das pflanzliche Lebensmittelangebot zu verbessern. Interessierten bietet sie
fundierte Informationen und zeigt Alternativen auf. Mehr erfahren Sie auf
https://albert-schweitzer-stiftung.de.

Über Shifting Values

Shifting Values ist eine international tätige Kampagnenagentur mit Sitz in Wien.
Sie setzt Kampagnen und Initiativen um, die den Wertewandel hin zu mehr Tier-,
Arten- und Umweltschutz vorantreiben und gesellschaftsfähig machen. Einen
Wertewandel, der Einzug in nationale und internationale Rechtsnormen und
politische Konzepte, sowie in Produktionsweisen und unser Konsumverhalten hält.
https://shiftingvalues.com/



Pressekontakt:
Nicolas Entrup
Berater der Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt
SHIFTING VALUES
E-Mail: n.entrup@shiftingvalues.com
Telefon: +43 660 211 9963

Original-Content von: Albert Schweitzer Stiftung f. u. Mitwelt, übermittelt durch news aktuell


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