neues deutschland: Bloß nicht unpolitisch sein/Robert D. Meyer mahnt Vereine zu größter Vorsicht vor der AfD
Geschrieben am 21-11-2019 |
Berlin (ots) - Die Rechte ist bekannt dafür, erfolgreiche politische Strategien
bei der Linken abzukupfern. Die einstige Stärke der SPD basierte auch darauf,
dass die Genossen eben nicht nur Sozialdemokraten sind, sondern sich viele auch
in Vereinen vor Ort engagieren, die unmittelbar nichts mit Politik zu tun haben.
Und mit wem ich beim Vereinsfest oder nach der Kegelmeisterschaft noch ein
Bierchen zische, der kann doch eigentlich kein so schlechter Typ sein. Oder?
Genau hier will die AfD mit ihrer Strategie des »Marschs durch die
Organisationen« ansetzen. Ihr dämmert, dass sie mit dem Konzept der permanenten
Provokation allein an Grenzen stößt. Wer bisher noch nicht bereit ist, AfD zu
wählen, wird auch nach der hundertsten Wiederholung, warum Flüchtlinge für alles
Übel verantwortlich seien, kein Kreuz bei der extremen Rechten machen.
Anschlussfähiger an breitere Gruppen könnte die AfD werden, wenn es ihr gelingt,
den vorpolitischen Raum zu besetzen und ihre Ideologie langsam einsickern zu
lassen. In einer kleinen lokalen Umweltschutzgruppe etwa, die sich vielleicht
für den Erhalt einer Wiese einsetzt, oder im Trachtenverein, der doch nur das
regionale Brauchtum bewahren will. Vereine, mögen sie auch selbst meinen, sie
hätten mit der großen Politik nichts zu tun, müssen extrem vorsichtig sein. Es
gilt, konsequent Widerspruch zu üben, wenn sich Mitglieder rassistisch äußern
oder die pluralistische Gesellschaft infrage stellen. Sonst macht man es der AfD
viel zu leicht bei ihrer Ausbreitung.
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neues deutschland
Redaktion
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