(Registrieren)

Börsen-Zeitung: Eingemauert in Germany / Kommentar zum Außenwirtschaftsrecht von Christoph Ruhkamp

Geschrieben am 28-11-2019

Frankfurt (ots) - Die Bundesregierung sorgt sich um einen Ausverkauf von
Hochtechnologie-Unternehmen an Investoren aus China oder anderen autoritär
gelenkten Nationen. Wirtschaftsminister Altmaier will deshalb das Vetorecht der
Bundesregierung ausbauen. Er folgt damit dem Beispiel von US-Präsident Trump mit
der berüchtigten Superbehörde CFIUS zur Kontrolle ausländischer Investitionen in
Amerika - und zugleich dem Beispiel des mächtigen chinesischen
Handelsministeriums Mofcom, das ebenfalls der heimischen Industrie die
ausländische Konkurrenz vom Leib hält. Es scheint, als seien die Protektionisten
rund um den Erdball auf dem Vormarsch. In der Welt der Fusionen und Übernahmen
wachsen die Mauern zwischen den großen drei Wirtschaftsblöcken zusehends in die
Höhe. M&A-Deals, die diese Grenzen überschreiten, werden seltener.

Konkret geht es in Deutschland jetzt um strengere Vorgaben bei "kritischen
Technologien", die laut Ministerium über die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands
mitentscheiden - dazu gehören künstliche Intelligenz, Robotik, Halbleiter,
Biotechnologie und Quantentechnologie. Die lange Aufzählung lässt erahnen, dass
die Bundesregierung in Zukunft überall dort blockieren können will, wo es ihr
passt. Zu befürchten steht, dass künftig auch hierzulande - ähnlich wie in den
USA von Trump oder in China - die nationale Sicherheit beschworen wird, wo es um
Industriepolitik geht. Oder um das Bedienen verbreiteter Ressentiments. So war
es schon bei 50Hertz, Aixtron, Kuka und Leifeld.

Will ein ausländischer Investor aus einem Nicht-EU-Land künftig einen Anteil von
mindestens 10% an einer deutschen Firma erwerben, die in Hightech-Bereichen
tätig ist, besteht eine Meldepflicht - und das Ministerium kann die Übernahme
prüfen. Bisher gilt dies für kritische Infrastrukturen wie Stromnetze.

Die Bundesregierung hielt sich einmal viel darauf zugute, dass Deutschland einer
der offensten Investitionsstandorte der Welt sei. Das politische Konzept war
Freihandel und nicht Protektionismus. Damit ist es vorbei. So hat Berlin bereits
2018 auf fragwürdiger Rechtsbasis den Einstieg des chinesischen Staatskonzerns
SGCC beim Hochspannungsnetzbetreiber 50Hertz verhindert, obwohl es nur um einen
Anteil von 20% - nicht 25% - ging und obwohl dazu die Staatsbank KfW auf
Anweisung des Bundes den Anteil für den völlig überhöhten Preis von fast 1 Mrd.
Euro erwerben musste. Das Signal ist verheerend: China und die USA werden
ebenfalls mit neuen Mauern reagieren. Am Ende verlieren alle.

(Börsen-Zeitung, 29.11.2019)

Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de

Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/30377/4453619
OTS: Börsen-Zeitung

Original-Content von: Börsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

712608

weitere Artikel:
  • NOZ: Handelsverband fordert digitalen Euro Osnabrück (ots) - Handelsverband fordert digitalen Euro Hauptgeschäftsführer Genth: Marktdominanz großer Kreditkartenunternehmen nicht länger ignorieren Osnabrück. Der Handelsverband Deutschland (HDE) fordert vor dem EU-Finanzministertreffen am 5. Dezember die Einführung eines digitalen Euros. Das berichtet die "Neue Osnabrücker Zeitung" (NOZ) und beruft sich auf Briefe, die der Verband an Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz und Finanzminister Olaf Scholz (SPD) geschickt hat. "Große Kreditkartenunternehmen nutzen ihre Position seit mehr...

  • Die private Investmentfirma von DAMAC-Vorstandsvorsitzendem Hussain Sajwani erwirbt die legendäre italienische Modemarke Roberto Cavalli Mailand (ots/PRNewswire) - Hussain Sajwani, der Vorstandsvorsitzende des in Dubai ansässigen Unternehmens DAMAC Properties, hat über seine private Investmentgesellschaft Vision Investments die italienische Modegruppe Roberto Cavalli SpA erworben. Die Übernahme der Marke aus Florenz wurde am 28. November abgeschlossen. Die in den VAE ansässige Investmentgesellschaft gab das höchste Gebot für die weltweit renommierte Modemarke ab. Roberto Cavalli wurde zuvor von der italienischen Private-Equity-Gesellschaft Clessidra kontrolliert. mehr...

  • YOFC macht nachhaltige Entwicklung zum Schwerpunkt der Agenda der WOFC 2019 Charlotte, North Carolina (ots/PRNewswire) - Yangtze Optical Fibre and Cable ("YOFC" oder "das Unternehmen") (601869.SH, 06869.HK), ein weltweiter tätiger Anbieter optischer Fasern und Kabel, nahm an der World Optical Fiber & Cable Conference (WOFC) 2019 teil - eine hochkarätige Veranstaltung, die vom 18. bis 20. November in Charlotte, North Carolina, stattfand. Bei der Veranstaltung hielt Zhuang Dan, Executive Director und Präsident des Unternehmens, einen Vortrag zu Markttrends und diskutierte, wie Branchenführer zusammenarbeiten mehr...

  • Jubilant Biosys beginnt mit massiver Kapazitätserweiterung für seinen Geschäftsbereich Drug Discovery Services Bengaluru, Indien (ots/PRNewswire) - Jubilant Biosys, eine in Bengaluru ansässige Tochtergesellschaft von Jubilant Lifesciences Limited, hat heute den Beginn zweiter Expansionsprojekte im Großraum Noida und in Bengaluru bekanntgegeben. Aufgrund wachsender Kundennachfrage nach seinen funktionalen und integrierten Dienstleistungen für die Pharmaforschung hat Jubilant Biosys am bestehenden Jubilant-Campus im Großraum Noida mit dem Design und Bau brandneuer und hochmoderner Laboratorien für Chemiedienstleistungen begonnen. Die Chemiekapazitäten mehr...

  • WAZ: Thyssenkrupp gerät ins Visier von Spekulanten - DGB und DSW fordern Konsequenzen Essen (ots) - Thyssenkrupp ist ins Visier von Spekulanten geraten, die auf fallende Aktienkurse setzen. Das berichtet die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ, Freitagausgabe) unter Berufung auf den Bundesanzeiger, in dem derzeit sogenannte Leerverkäufe mit einem beträchtlichen Volumen verzeichnet sind. "Es ist auffällig, dass sich bei Thyssenkrupp in den vergangenen Wochen die Leerverkäufe häufen", sagte Thomas Hechtfischer von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Unter Berufung auf Bankenkreise berichtet die mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht