(Registrieren)

Mittelbayerische Zeitung: Warten auf den "grünen Deal" / Ursula von der Leyen könnte auf dem Weltklimagipfel in Madrid einen wichtigen Impuls geben. Das dürfte teuer werden - birgt aber auch eine Cha

Geschrieben am 02-12-2019

Regensburg (ots) - Greta Thunberg, Gesicht und Stimme der weltweiten Bewegung
von zumeist jungen Leuten für mehr Klimaschutz, hat es nicht bis zur gestrigen
Eröffnung der 25. Weltklimakonferenz in Madrid geschafft. Doch auch ohne die
populäre Schwedin werden Tausende Umweltaktivisten der Konferenz Beine machen,
protestieren, Straßen blockieren, stärkere Klimaziele fordern. Das große Treffen
von Vertretern aus nahezu allen Staaten der Erde findet in einer dramatischen
Situation statt: Die Erderwärmung schreitet rasant voran, schneller als das
bisherige Szenarien prognostizierten. Da sind sich Wissenschaftler, quer über
Länder und Kontinente hinweg, einig. Auf der anderen Seite nehmen sich die
Maßnahmen der meisten Länder viel zu kleinkariert aus. Auf diesem ambitionslosen
Pfad jedenfalls wird das Ziel nicht zu erreichen, der Temperaturanstieg auf die
Marke von 1,5 bis zwei Grad zu begrenzen. Darauf hatte sich die Weltgemeinschaft
vor vier Jahren in Paris geeinigt. Die Horrorszenarien von noch mehr
klimabedingten Veränderungen, extremen Dürren, Überschwemmungen, einem
steigenden Meerespegel und Millionen Klimaflüchtlingen nehmen Gestalt an. Die
Vorboten haben uns längst erreicht. Gleichwohl gibt es für Madrid Hoffnungen.
Zwar trabt der einstige Klima-Vorreiter Deutschland hinterher, doch mit einem
Paukenschlag könnte die EU dem müden Prozess zur Rettung des Weltklimas neuen
Schwung verleihen. Insofern setzen viele auf den Auftritt der neuen Brüsseler
Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Sie ist schließlich mit dem
Versprechen eines "grünen Deals" angetreten. Ihre Kommission will wesentlich
mehr für den Klimaschutz tun. Nun muss die Christdemokratin liefern, etwa indem
sie ehrgeizigere EU-Klimaschutzpläne, eventuell eine europaweite
CO2-Grenzsteuer, vorlegt und die notwendigen Maßnahmen gegen die Erderwärmung
dazu gleich mit. Man wird doch mal träumen dürfen. Es geht um nicht weniger als
um die Frage, wie die Menschheit weiter auf unserem blauen Planeten wird leben
können. Aber freilich ist es auch innerhalb der EU ein verdammt mühsames
Geschäft, eine halbwegs ambitionierte Klimapolitik hinzubekommen. Polen und auch
Tschechien setzen weiter hartnäckig auf das Verfeuern der eigenen Kohle. Auch
für andere Osteuropäer rangieren verbindliche CO2-Minderungsziele weit unten auf
der politischen Agenda. Erst einmal müsse man wirtschaftlich vorankommen.
Frankreich wiederum verweist auf seine Kernkraft und glaubt, damit
klimapolitisch aus dem Schneider zu sein. Das ungelöste Problem der Endlagerung
lässt Paris geflissentlich außen vor. Auch Spanien, das als Veranstalter der
Klimakonferenz kurzfristig für das von Protesten geschüttelte Chile einsprang,
ist kein klimapolitischer Musterschüler. Im Gegenteil. Von der Leyen muss
eindringlich dafür werben, dass möglichst viele Staaten ihre nationalen
Klimaschutzbeiträge bis zum nächsten Klimatreffen 2020 in Glasgow kräftig
erhöhen. Sie schätzte die Kosten für den Schutz des Klimas schon mal auf die
gigantische Summe von einer Billion Euro. Das Problem ist, je länger wir warten,
desto schwieriger und teurer wird es, die Erwärmung auch nur halbwegs zu
begrenzen. Und selbst wenn die EU-Staaten nur einen vergleichsweise geringen
Anteil am weltweiten Ausstoß von Treibhausgasen haben - Spitzenreiter sind
weiterhin die USA und China - kommt es doch sehr darauf an, ob und wie die hoch
technisierten Volkswirtschaften auf dem alten Kontinent vorangehen. Deutschland
ist noch Exportweltmeister bei Umwelttechnologien, aber andere Nationen holen
kräftig auf. Klimaschutz ist nicht nur eine gigantische Herausforderung, sondern
auch eine riesige Chance. In Madrid braucht es mehr als endloses Palaver und
wohlfeile Absichtserklärungen.

Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de

Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/62544/4456792
OTS: Mittelbayerische Zeitung

Original-Content von: Mittelbayerische Zeitung, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

713021

weitere Artikel:
  • Neue Westfälische (Bielefeld): Weniger Entschädigung bei Zugverspätungen Falsches Signal Matthias Bungeroth Bielefeld (ots) - Es ist eine Zeit, in der die Bahn im Gespräch ist wie seit vielen Jahren nicht. Das umweltfreundliche Verkehrsmittel soll eine Schlüsselrolle bei der Verkehrswende spielen, also einer Mobilität, die möglichst klimaschonend möglichst viele Menschen in kurzer Zeit von A nach B transportieren kann. Der Haken: Die Bahn hat nach wie vor das Image, nicht das zuverlässigste Verkehrsmittel zu sein. Nur 74,9 Prozent der ICE- und IC-Züge im Vorjahr fuhren 2018 pünktlich. Unter diesem Siegel verkehren bei der DB auch solche mehr...

  • BERLINER MORGENPOST: Klare Kante / Leitartikel von Kerstin Münstermann zur Union und SPD Berlin (ots) - Kurzform: Die Union sollte Forderungen nicht nachgeben, die ihren Kern weiter aushöhlen. Sondern schnell ihre Optionen ausloten: Warum keine Minderheitsregierung, zumindest übergangsweise? Sollte Bundeskanzlerin Angela Merkel nicht mitspielen, dann könnte es bald zu Neuwahlen kommen. Für die Union heißt das jetzt: Zumindest hinter den Kulissen nicht nur prüfen, wie man möglicherweise mit einem Formelkompromiss die neue SPD-Spitze beruhigen kann. Sondern schon mal in den Wahlkampfmodus schalten. Sollte Parteichefin Annegret mehr...

  • BERLINER MORGENPOST: Risiko hoch, Nutzen fraglich / Kommentar von Thomas Schubert zu Begegnungszonen Berlin (ots) - Kurzform: Grüne und Linke in Pankow sagen sich, schon bevor ihr Antrag zur Prüfung einer neuen Begegnungszone am Bahnhof Pankow abgestimmt wird, von der problematischen Pioniertat in Kreuzberg los. Einen "Unfug" wie die grünen Punkte auf der Bergmannstraße, die Autofahrer zum bedächtigen Tempo animieren sollten, werde es in Pankow nicht geben, versprechen die Antragsteller. Das zeigt schon, welch riskanten Weg die Verkehrspolitiker der beiden stärksten Fraktionen in diesem Bezirk da beschreiten. Die meisten Pendler am mehr...

  • Westfalen-Blatt: Kommentar zur Kritik des BDA-Hauptgeschäftsführers Steffen Kampeter an der Wirtschaftspolitik der Parteien Bielefeld (ots) - Na klar, Steffen Kampeter ist Chef-Lobbyist: Wer, wenn nicht der BDA-Hauptgeschäftsführer sollte die Interessen der Arbeitgeber vertreten. Doch liegt falsch, wer Kampeters Botschaft allein deshalb abtun will, weil er ihn zur "interessierten Seite" zählt. Denn seine Mahnungen sind durchaus berechtigt: Die Wirtschaft in Deutschland verdient mehr Respekt und auch mehr Aufmerksamkeit. Erst recht vor dem Hintergrund einer sich zunehmend eintrübenden Konjunktur. Nach Jahren des Aufschwungs und stets sprudelnder Steuereinnahmen mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar / EU-Verkehrsminister schwächen Verbraucher = Von Maximilian Plück Düsseldorf (ots) - Die EU-Verkehrsminister haben bei ihrem Treffen in Brüssel Entscheidungen zugunsten der Eisenbahnen und gegen die Verbraucher getroffen. Natürlich war es aus Sicht der Unternehmen ärgerlich, dass sie sich bei Entschädigungen für längere Verspätungen nicht mit höherer Gewalt herausreden konnten - anders als die konkurrierenden Fluggesellschaften. Chancengleichheit sieht tatsächlich anders aus. Die nun getroffene Entscheidung ist aber vor allem eines: ein Geschenk an Rechtsanwälte. Sieht man einmal ab von dem versteckt mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht