BVR und DZ BANK sehen robusten Mittelstand trotz Konjunkturschwäche
Geschrieben am 09-12-2019 |
Berlin (ots) - Im Herbst 2019 präsentieren sich die mittelständischen
Unternehmen Deutschlands insgesamt weiterhin in einer robusten Verfassung, trotz
bestehender Widrigkeiten wie etwa der Abkühlung des Welthandels oder des
anhaltenden Fachkräftemangels. Die Folgen des schwierigen weltwirtschaftlichen
Umfelds bekommen derzeit vor allem die Mittelständler im Metall-, Automobil- und
Maschinenbau zu spüren. Demgegenüber zeigen sich andere Bereiche wie der Bau,
das Ernährungsgewerbe oder die Dienstleister immer noch vergleichsweise
unbeeindruckt von den globalen Problemen. Zudem sind die Firmen dank allgemein
merklich gestiegener Eigenkapitalpuffer gut vorbereitet für eine eventuell
eintretende Krise. Dies geht aus der aktuellen Studie "Mittelstand im
Mittelpunkt" hervor, in der die jüngsten Ergebnisse der VR Mittelstandsumfrage
der DZ BANK und der VR Bilanzanalyse des Bundesverbandes der Deutschen
Volksbanken Raiffeisenbanken (BVR) gebündelt werden.
"Mit dem schwächeren Welthandel, den Handelsstreitigkeiten und dem Brexit haben
sich die Rahmenbedingungen für den deutschen Mittelstand erheblich
verschlechtert", so Uwe Berghaus, Firmenkundenvorstand der DZ BANK. Im Zuge
dessen seien die Geschäftserwartungen der befragten Unternehmen regelrecht
eingebrochen und auf den niedrigsten Stand seit dem Rezessionsjahr 2009
gefallen. Der Saldo der Erwartungen gab gegenüber der letzten Umfrage vom
Frühjahr um deutliche 24,1 Punkte auf 0,4 Punkte nach. "Wir sehen nicht nur
einen deutlichen Einbruch der Erwartungen, sondern beobachten auch eine merklich
schlechtere Bewertung der aktuellen Geschäftslage, auch wenn das aktuelle
Stimmungsbild weiterhin auf eine grundsolide Verfassung der Unternehmen
schließen lässt", so Berghaus weiter. Demnach befindet sich der Saldo der
Geschäftslage mit 61,8 Punkten nach wie vor deutlich über seinem langjährigen
Durchschnittswert von 46 Punkten.
"Die noch immer solide Grundverfassung des Mittelstands zeigt sich auch in der
weiteren Verbesserung der Bilanzqualität der Unternehmen", erläutert
BVR-Vorstand Dr. Andreas Martin. Trotz der schwächeren Konjunktur sei der
Bilanzqualitätsindex 2018 gegenüber dem Vorjahr um 2,2 Punkte auf 128,2 Punkte
gestiegen. Wichtigster Treiber des Bilanzqualitätsindexes bleibt die
Verbesserung der Eigenkapitalausstattung. So ist die durchschnittliche
Eigenkapitalquote der mittelständischen Firmenkunden von Volksbanken und
Raiffeisenbanken von 7,5 Prozent 2001 auf zuletzt 27,8 Prozent im Jahre 2018
gestiegen. "Sollte die deutsche Wirtschaft in eine Rezession abgleiten, dürften
die Folgen durch die in der Breite hohen Eigenkapitalpolster gemildert werden",
so Martin weiter.
Auftragslage, Beschäftigungs- und Investitionspläne gedämpft
Vor dem Hintergrund der Konjunkturabkühlung nahm die Sorge um die Auftragslage
zu. Gegenüber dem Vorjahr hat sich der Anteil der Unternehmen, die in der
Auftragslage ein Problem sehen, fast verdoppelt. Mittlerweile bereitet die
Auftragslage wieder nahezu einem Drittel der befragten Mittelständler Sorgen.
Dennoch halten die Unternehmen an ihrer Beschäftigungsoffensive fest. Gegenüber
der Frühjahrsumfrage gab der Saldo aus geplanten Einstellungen und sinkenden
Personalbeständen jedoch deutlich von 18,3 Punkten auf 7,3 Punkte nach. Auch die
Investitionsneigung im Mittelstand sank zum vierten Mal in Folge, wenn auch nur
gering. Trotzdem wollen immer noch etwas über drei Viertel der Mittelständler im
nächsten halben Jahr in ihr Unternehmen investieren.
Geringeres Auslandsengagement
Angesichts des schwierigen globalen Umfelds fahren die mittelständischen
Unternehmen ihr Auslandsengagement bereits zum dritten Mal in Folge zurück.
Damit liegt das aktuelle Niveau so niedrig wie noch nie seit Beginn der Erhebung
dieser Frage im Frühjahr 2011. Dennoch sind immer noch 52,7 Prozent im Ausland
aktiv. Die Mittelständler können sich dementsprechend nicht komplett von den
Auswirkungen des Handelskonflikts zwischen den USA und China abschotten.
Immerhin jeweils rund 12 Prozent der Befragten haben selbst Kunden in den USA
und China. Indirekt betroffen sind noch mehr: So hat jeweils mehr als ein
Viertel der befragten Unternehmen Kunden, die in den Vereinigten Staaten oder in
China engagiert sind. Nur knapp 30 Prozent der Befragten rechnet mit
US-Strafzöllen auf Autos aus der Europäischen Union. Auch der Brexit wirft immer
noch seine Schatten voraus. Besonders ein weiterhin möglicher No-Deal-Brexit
bereitet den Mittelständlern Sorgen.
Fachkräftemangel weiterhin ein großes Problem
Der Fachkräftemangel stellt zusammen mit Bürokratie weiterhin das größte
Problemfeld für den deutschen Mittelstand dar. Zusätzlich verstärkt wird er in
den nächsten zehn Jahren durch den Ruhestand vieler Beschäftigter. Eine große
Zahl der frei werdenden Stellen soll neu besetzt werden, gaben drei Viertel der
Befragten an. Die Digitalisierung könnte die Auswirkungen des Fachkräftemangels
lindern - doch daran glaubt nur rund ein Viertel der Befragten. Die
Mittelständler setzen bereits verschiedene Maßnahmen ein, um die negativen
Folgen des Altersstrukturwandels zumindest etwas einzudämmen. So bieten rund
sechs von zehn Unternehmen eine mögliche Beschäftigung über das Rentenalter
hinaus sowie Maßnahmen zur Gesundheitsprävention an.
Die Daten für die VR Mittelstandsumfrage wurden in der Zeit vom 11. September
bis 18. Oktober 2019 im Rahmen einer telefonischen Umfrage erhoben. Die
Stichprobe von 1.500 Unternehmen ist repräsentativ; befragt wurden Inhaber und
Geschäftsführer mittelständischer Unternehmen in Deutschland. Grundlage für die
VR Bilanzanalyse sind die Jahresabschlüsse (Bilanzen und Erfolgsrechnungen),
welche die mittelständischen Firmenkunden der Volksbanken und Raiffeisenbanken
im Zuge von Kreditantragstellungen für die Jahre 2001 bis 2018 einreichten.
Insgesamt liegen für den genannten Zeitraum knapp 2,3 Millionen Abschlüsse vor.
Ansprechpartner:
Steffen Steudel, Pressesprecher des BVR
Tel. +49 30 2021-1333
s.steudel@bvr.de
Felix Eggert, Pressesprecher der DZ BANK AG
Tel. +49 69 7447-51172
felix.eggert@dzbank.de
Pressekontakt:
Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR)
Pressesprecherin Melanie Schmergal, Telefon: (030) 20 21-13 00,
presse@bvr.de, www.bvr.de
Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/40550/4462374
OTS: BVR Bundesverband der Deutschen Volksbanken und
Raiffeisenbanken
Original-Content von: BVR Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken, übermittelt durch news aktuell
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