Spielsucht im Profifussball / Sportpsychiater der Oberberg Fachkliniken klärt auf (FOTO)
Geschrieben am 12-12-2019 |
Berlin (ots) - Glücksspiel, Wetten, Gaming: Das Spielsuchtrisiko bei
Fußballprofis ist hoch. Um ihre Spieler zu schützen, sollten Vereine und
Verbände mehr Verantwortung übernehmen, fordert Sportpsychiater Dr. Tobias
Freyer von der Oberberg Parkklinik Wiesbaden Schlangenbad.
Glücksspiel ist im deutschen Fußball längst unübersehbar. Die Mehrzahl der
Bundesliga-Vereine wird von Wettanbietern gesponsert. Nicht ohne Kritik: Jüngst
sind mehrere Spitzenclubs wegen unerlaubter Glücksspielwerbung ins Visier der
Aufsichtsbehörden geraten. Zudem warnen Experten vor einer steigendenden
Suchtgefahr. Und das nicht nur bei Fußballfans. Die Profispieler selbst gehören
zur Risikogruppe der Spielsüchtigen.
Dr. Tobias Freyer, Sportpsychiater und Ärztlicher Direktor der Oberberg
Parkklinik Wiesbaden Schlangenbad, kennt die Gefahr für die Sportler:
"Profikicker sind leistungsorientiert und gierig nach Erfolgserlebnissen. Ein
perfekter Pass, ein Traumtor, all das kann eine Art Rausch erzeugen. Ihr
Belohnungssystem ist daher besonders sensibilisiert. Um das Hochgefühl auch
abseits des Fußballplatzes zu erleben, suchen sie den Kick woanders, zum
Beispiel im Glücksspiel, beim Wetten oder Gaming."
Von Poker bis Fortnite
Hinzu kommen die besonderen Lebensumstände der Profis: Im Laufe ihrer Karrieren
wechseln sie häufig Vereine, Städte und sogar Länder, haben Zugang zu hohen
Geldsummen und verfügen über viel Freizeit. Zocken gegen die Langeweile steht
daher hoch im Kurs. Vor allem Poker, sowohl im Casino als auch am virtuellen
Tisch, ist bei vielen Fußballern beliebt. Andere Spieler vertreiben sich die
Zeit mit Wetten, angefangen bei privaten Wettduellen mit Mannschaftskollegen um
mehrere tausend Euro bis hin zu professionellen Sportwetten.
Zudem erfreuen sich Videospiele wie FIFA oder das Koop-Survival-Game Fortnite
großer Beliebtheit bei den Spitzenfußballern. Als begeisterte Anhänger gelten
unter anderem die Premiere-League-Profis Harry Kane und Dele Alli mit tausenden
absolvierten Sessions. Genau wie FC Barcelona-Star Neymar zeigen sie sich
regelmäßig beim Gaming an PC und Konsole in den sozialen Netzwerken.
Schweigen aus Angst
Dass zockende Sportler trotzdem Top-Leistungen bringen, wundert Suchtexperte
Freyer nicht: "Krankhaftes Spielen entwickelt sich schleichend und bleibt meist
lange unentdeckt. Wenn Kicker die Nächte durchspielen und müde zum Training
kommen, merkt das zunächst keiner. Auf Dauer können Schlafmangel und fehlende
Regenerationsphasen jedoch zu einem deutlichen Leistungsabfall führen." Dazu
gesellen sich familiäre oder Beziehungsprobleme, die sich negativ auf die
sportliche Performance auswirken.
Dennoch behalten viele Betroffene ihre Sucht aus Angst vor einem vorzeitiges
Karriereaus und der Reaktion der Öffentlichkeit für sich. Ein Verhalten mit
potenziellen Folgen für die Fußballer, aber auch die Vereine, weiß Freyer: "Das
Risiko, dass pathologische Spieler Sekundärerkrankungen wie Depressionen,
Angststörungen oder Abhängigkeit von Stoffen entwickeln, ist hoch. Unbehandelt
kann Spielsucht sogar in den Suizid führen."
Vereine sind gefordert
Um die Fußballer zu schützen, besteht also Handlungsbedarf. Und den sieht
Freyer, der als Sportpsychiater den Bundeszweitligisten SV Wehen Wiesbaden
berät, vor allem bei den Vereinen: "Der Umgang mit suchtkranken und psychisch
kranken Menschen ist im Spitzensport genauso ein Tabu wie im Rest der
Bevölkerung. Die meisten Clubs legen mehr Wert auf Leistungsoptimierung als auf
die seelische Gesundheit ihrer Spieler." Eine Anlaufstelle zur Suchtberatung
gäbe es selten. Dabei seien mit den Qualifizierungen von Sportpsychiatern, zum
Beispiel im 2010 gegründeten Fachreferat für Sportpsychiatrie der Deutschen
Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN), in den
letzten Jahren weitreichende Hilfsangebote für Vereine und Verbände geschaffen
worden.
Link zur Website https://www.oberbergkliniken.de/unser-team/dr-med-tobias-freyer
Über die Oberberg Gruppe
Die Oberberg Gruppe mit Hauptsitz in Berlin ist eine vor mehr als 30 Jahren
gegründete Klinikgruppe mit vierzehn Kliniken im Bereich Psychiatrie,
Psychosomatik und Psychotherapie an zwölf Standorten in Deutschland. In den
Kliniken der Oberberg Gruppe werden Erwachsene, Jugendliche und Kinder in
individuellen, intensiven und innovativen Therapiesettings behandelt. Darüber
hinaus existiert ein deutschlandweites Netzwerk aus Oberberg City Centern,
korrespondierenden Therapeuten und Selbsthilfegruppen.
Pressekontakt:
HOSCHKE & CONSORTEN
Public Relations GmbH
Telefon: 0049 (40) 36 90 50 57
Mail: oberberg@hoschke.de
www.oberbergkliniken.de
Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/134684/4465868
OTS: Oberberg Gruppe
Original-Content von: Oberberg Gruppe, übermittelt durch news aktuell
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