Etappenerfolg für die Zivilgesellschaft: Novartis zieht Patent für teure Krebstherapie zurück
Geschrieben am 16-12-2019 |
München (ots) - Es ist eine gute Nachricht für alle, die faire Preise für
Arzneimittel und medizinische Behandlungen wollen: Der Pharmariese Novartis
verzichtet auf ein Patent auf Kymriah, eine Behandlungsmethode gegen Blutkrebs,
die mit über 300.000 Euro pro Patient*in zu Buche schlägt. Die
Nichtregierungsorganisationen Ärzte der Welt und Public Eye hatten Anfang Juli
bei Europäischen Patentamt Einspruch gegen das Patent erhoben.
Novartis freiwillige Kehrtwende ist wegweisend. Sie untermauert das Argument der
NGOs, dass das Patent unrechtmäßig erteilt wurde, und stellt die Legitimität
anderer Patente auf Kymriah in Frage. Gleichzeitig schwächt sie die Position von
Novartis bei zukünftigen Preisverhandlungen. Andere Akteure könnten nun ermutigt
werden, verstärkt ähnliche Krebstherapien zu niedrigeren Preisen anzubieten.
Mit der Patentanfechtung wollten die Organisationen darauf aufmerksam machen,
wie Pharmaunternehmen das Urheberrecht ausnutzen, um sich ein Monopol auf
lebenswichtige Arzneimittel und Therapien zu verschaffen. So können sie Preise
relativ willkürlich festlegen, was die Budgets der europäischen
Gesundheitssysteme unter enormen Druck setzt und den Zugang von Patient*innen zu
notwendigen Medikamenten gefährdet.
Ganz aufatmen können die Gegner von Medikamentenwucherpreisen allerdings noch
nicht. Denn Novartis hält noch andere Patente auf Kymriah, so dass der Weg für
die Entwicklung von erschwinglichen Alternativen noch nicht frei ist. Kymriah
ist eine sogenannte CAR-T-Zell-Therapie zur Behandlung von Blutkrebs bei jungen
Menschen bis zu 25 Jahren. Dabei werden sogenannte T-Lymphozyten der
Patient*innen genetisch so verändert, dass sie Krebszellen erkennen und
angreifen können.
Bereits in der Vergangenheit hatte Ärzte der Welt zusammen mit anderen
zivilgesellschaftlichen Organisationen Einspruch beim Europäischen Patentamt
erhoben gegen Patente, die den Wirkstoff Sofosbuvir - Bestandteil eines
Medikamentes zur Behandlung von Hepatitis C. - schützen. Die Organisation will
mit den Patentanfechtungen eine öffentliche Diskussion über die Bedrohung, die
für Gesundheitssysteme und Gesellschaft von überhöhten Medikamentenpreisen
ausgeht, ins Bewusstsein von Regierungen und Zivilgesellschaft rücken.
Pressekontakt:
Stephanie Kirchner
Pressereferentin
Ärzte der Welt e.V.
t. +49 (0) 30 26 55 77 92
m. +49 (0) 159 0406 2104
@ stephanie.kirchner@aerztederwelt.org
Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/36565/4469699
OTS: Ärzte der Welt
Original-Content von: Ärzte der Welt, übermittelt durch news aktuell
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